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TV-Moderator Günther Jauch

© dpa

TV-Kritik Günther Jauch: Harte Kost zu hohen Mieten

Die Mieten steigen und steigen. Ein Aufregerthema, das viele betrifft, sich aber nur schwer spannend verkaufen lässt. Darum war gestern Durchhaltevermögen beim Schauen von Günther Jauch angesagt.

Wahrscheinlich hätte man mit dem auf rätselhafte und bestürzende Weise verschwundenen malayischen Passagierflugzeug oder dem russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Ostgrenze am Sonntagabend mehr Quote machen können als mit der Frage, was man gegen unbezahlbare Mieten tun kann. Das liegt weniger am Thema – mehr Bundesbürger leiden unter steigenden Mieten als unter Flugzeugabstürzen oder durchgedrehten russischen Potentaten - als am Problem der fernsehgerechten Aufbereitung. Unglücke und Kriegsangst lassen sich leichter verkaufen.

Gute Gäste, aber schweres Thema

Zugegeben: Jauch hatte sich gutes Personal eingeladen – gut in dem TV-Sinne, dass die Gäste nach dem Knochen schnappten, oder Klischees so bedienten, dass sie allein deswegen als gute Besetzung gelten mussten. Da war Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, gewohnt sachlich und erfrischend unpolemisch, der die Mietpreisbremse verteidigte. Da war Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des Immobilienverbandes Deutschland, der den Staat als den eigentlichen Preistreiber des Wohnungsmarktes brandmarkte, weil er einfach nicht genügend Bauland zur Verfügung stellt – klug, aber ein bisschen zu schnell mit der Zunge.

Da war Christian Lindner, Vorsitzender der nicht mehr im Bundestag präsenten FDP, der dieses Manko durch ein Übermaß an Polemik auszugleichen suchte und eher unsympathisch über die Rampe kam. Dann gab es noch den Stadtsoziologen Andrej Holm von der Humboldtuniversität, der leider nicht entfernt an seinen verstorbenen Vorgänger Häussermann heranreichte und Sylvia Sonnemann, Rechtsanwältin und Mieterberaterin, der etwas mehr Robustheit gegen dominierende, aber nicht besser argumentierende Männer gut getan hätte.

Mieten in den Städten steigen immer weiter

Für Günther Jauch war es ein einfaches Spiel. Zwar outeten er und Makler Schick sich als die einzigen Wohnraumeigentümer in der Runde – alle anderen sind Mieter, Hamburgs Ersten Bürgermeister eingeschlossen – aber das Problem kennen alle, ob betroffen oder nur vom Hörensagen. Es wird zu wenig gebaut, der vorhandene Mietwohnungsbestand wird in den guten Stadtlagen immer teurer und deswegen kommt es zur Vertreibung angestammter Mieter, die sich den seit Jahrzehnten gewohnten Kiez nicht mehr leisten können.

Ob dagegen Mietpreisbremsen helfen oder nicht, darüber kann man streiten. Ganz sicher müssten die Kommunen mehr tun, Bauland zur Verfügung stellen, nach dem so genannten Münchner Modell eine Mischnutzung vorschreiben, was heißt, dass teuer vermietbare Wohnungen günstig zu mietende mit finanzieren. Da hätten ein paar Grafiken am Anfang besser geholfen als die Standardeinspieler von Wohnungssuchenden im Treppenhaus. Dass Jauch sich das Thema wählte, ist zu loben. Der Gasometer, aus dem er sendet, liegt mitten in der Stadt. Sein Thema auch.

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