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Quotenkönig Günther Jauch.

© dpa

TV Kritik: Günther Jauch zu Germanwings-Absturz: "Erweiterter Suizid", "Amoklauf" oder "Massenmord"?

Wie soll der Germanwings-Absturz bezeichnet werden? Darüber debattierten am Sonntag die Talk-Gäste von Günther Jauch. Die Sendung kam nur langsam in Fahrt. Eine Kritik.

24.3. / 10.41 Uhr: Der Airbus A320 verschwindet vom Radar.

24.3. / 22.45 Uhr: „Menschen bei Maischberger“ - Titel: „Airbus-Absturz in Frankreich“

25.3. / 23.00 Uhr: „Anne Will“ - Titel: „Der Tag nach dem Absturz – Deutschland trauert“

26.3. / 12.46 Uhr: Der französische Staatsanwalt Brice Robin enthüllt: „Es sieht so aus, als ob der Co-Pilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht und so so zerstört hat.“

26.3. / 22.15 Uhr: „Maybrit Illner“ - Titel: „Absturz in den Alpen – die Katastrophe und die Folgen“

29.2. / 21.45 Uhr: „Günther Jauch“ - Titel: „Flug 4U 9525 – wie können wir mit dieser Katastrophe umgehen?“

Ein Absturz – vier Talkshows. Maischberger spekuliert. Anne Will spricht einfühlsam über Trauerarbeit. Maybrit Illner beißt sich am rechthaberischen Ex-Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und am „Ist alles nur ein Einzelfall“ und „Vielleicht warten, bis das Bild komplett ist“- Pilotenvorstand Markus Wahl die Zähne aus. Was wird Quotenkönig und Lieblingsopfer  böser TV-Kritiken Günther Jauch verbal aus dem Fall herauskitzeln? Zu Beginn viel erwartbares. Übliches Talkshow-Gewerbe. Gibt es aktuell neue Erkenntnisse?

Kann die Katastrophe doch einen ganz anderen Hergang als den bis jetzt ermittelten haben? War der Copilot wirklich 100 Prozent flugtauglich? Kay Kratky, Vorstand Lufthansa Passage kann, eingeengt zwischen Unternehmensinteressen und laufenden Ermittlungen, nur ungefähr und allgemein antworten. Die Notfallpsychologin Sabine Rau erklärt die verschiedenen Stufen der Verarbeitung von Unglücken. Wie unterschiedlich Betroffenen damit umgehen.

Dass alle Hinterbliebenen trotzdem ein hohes Informationsbedürfnis haben. Wolfgang Huber, evangelischer Theologe sieht die Trauer der Angehörigen und ihre Situation im Vordergrund, an oberster Stelle. Für Kay Kratky ist es auch wichtig, endlich den zweiten Flugschreiber zu finden. Dadurch kann der Hergang genauer und beweiskräftiger rekonstruiert werden. Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum beurteilt die vieldiskutierten Besuche von Angela Merkel, François Hollande und Mariano Rajoy positiv.

Keine Parteipolitik. Schlichtes Mitgefühl. Soweit so gut. Aber bis dahin auch ziemlich langweilig. Dann wird’s spannend. Wolfgang Huber mischt sich ein. Er warnt davor, alle Personen mit Depressionen unter einen Generalverdacht zu stellen. Falsch verstandene politische Korrektheit. Vor allem, keiner in der Runde hat das überhaupt versucht. Es wird heftiger. Huber wehrt sich gegen den mehrfach benutzen Ausdruck „Erweiterter Suizid“.

Erweiterter Suizid oder Massenmord?

Beim „Erweiterten Suizid“ wird die Tötung Dritter in Kauf genommen. Jauch versteht die Kritik nicht. Er möchte aber auch nicht den unpassenden Begriff „Massenmord“ verwenden. Andere Bezeichnungen wie „Mitnahmesuizid“ oder „Amoklauf“ werden besprochen. Die Psychologin Sabine Rau beendet das Geplänkel. Sie stellt fest, dass die Hinterbliebenen alle Begriffe verwenden würden. Und auch sollen. Und das wäre nur legitim. Dann kommen noch zwei Themen zur Sprache.

Die psychologische Nachbehandlung. Die wird meistens im Lauf der Zeit  vernachlässigt. Und dann die als pietätlos diffamierte Frage nach finanzieller Wiedergutmachung. Baum sieht da in Deutschland große Defizite. Es gibt Unterschiede bei technischem Versagen oder einer kriminellen Tat. Und es gibt Unterscheide, ob ein erwerbstätiger Erwachsener oder ein Kind Opfer wird. Fazit: Am Tag 6 der Flugkatastrophe, eine zweiseitige Sendung von Jauch und Redaktion. Langweiliges Abfragen. Munteres Debattieren. Die lebhafte Auseinandersetzung hat mit leichtem Vorsprung gewonnen.

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