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Oliver Welke

© Tsp

TV-Satire: Machen ARD und ZDF die katholische Kirche lächerlich?

"heute-show" & Co.: Das Kolpingwerk sorgt sich um die Darstellung von Religion und Kirchen bei ARD und ZDF. Insbesondere die katholische Glaubensrichtung werde der Lächerlichkeit preisgegeben.

In der ZDF-„heute-show“ ein großes Thema: „Ganz Deutschland fragt sich, wie reich eigentlich unsere Kirche ist.“ Anlass zuletzt: Bischof Tebartz-van Elst und die erheblich gestiegenen Baukosten für die Diözese in seinem Bistum. Sind 100 Millionen Euro, über die das Erzbistum Limburg verfügt, unfassbar viel? Moderator Oliver Welke weiß es. „Ich bitte Sie, davon kauft Tebartz-van Elst drei Gästehandtücher.“ Großer Lacher im Studio. Eine Steilvorlage für den satirischen Wochenrückblick. Eine Vorlage auch für den katholischen Sozialverband Kolpingwerk Deutschland. Der sorgt sich um die Darstellung von Religion und Kirchen bei ARD und ZDF. Immer häufiger würde insbesondere die katholische Glaubensrichtung der Lächerlichkeit preisgegeben. Nun hat sich der Verein an die Kontrollgremien der Sender gewandt. Die Gremien von ARD und ZDF wurden gebeten, die Darstellung von Religion und Kirche im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Blick zu nehmen. Geäußert wurde die Sorge, dass die christlichen Kirchen im Allgemeinen und die katholische Kirche im Besonderen, im Programm der Sender immer öfter der Lächerlichkeit preisgegeben oder gar verächtlich gemacht würden.

Keine Zurückhaltung, aber Fairness

In einem offenen Brief an die Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD und den ZDF-Fernsehrat, der am Freitag bekannt wurde, schrieb Thomas Dörflinger, der Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland aus gutem Grund einen hohen Stellenwert genießen würde. Gerade vor diesem Hintergrund würde man sich um die Darstellung von Religion und Kirche im Fernsehen sorgen. Satire dürfe grundsätzlich alles. „Wir vertreten gleichfalls die Auffassung, dass die Satire dort ihre Grenzen finden muss, wo die religiösen Gefühle gläubiger Menschen verletzt sind.“ Christen beider Konfessionen würden für ihre Religion keine Zurückhaltung fordern, sondern Fairness. Die Bischofskonferenz der katholischen Kirche wollte zu dem Thema am Freitag keine Stellung nehmen. Vorbehalte hat Markus Bräuer, Medienbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, vor allem dann, „wenn das Gottesbild selber lächerlich gemacht wird“.

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Wie verletzend ist TV-Satire wirklich? Auf Youtube finden sich diverse Video-Clips mit der Welke-Truppe: „Papst Benedikt der XVI. – Homosexualität und die Heilige Schrift“, eine Umfrage mit Martin Sonneborn zum Papstbesuch, „ein ZDF-heute-Show-Wiso Spezial: Weltreligionen im Test“ oder eine Wuttirade von Gernot Hassknecht „Das Wort zum Sonntag – die Kirche und unser Geld“. Kann schon sein, dass da der eine oder andere Kirchenvertreter beim ZDF angerufen hat. Oliver Welke betont in Interviews stets, dass seine Show davon nicht behelligt werde.

An oder über Grenzen gehende Satire zum Thema Kirche ist ja nicht ganz neu. Kurt Tucholsky beantwortete die Frage „Was darf die Satire?“ mit „Alles“. Grundsätzlich jeder, meint „Extra 3“-Autor Jesko Friedrich, habe das Recht auf satirische Kritik. Christen, Juden, Moslems, Behinderte und Behindernde, Frauen, Männer, Intersexuelle, „sie alle taugen zum Feind, wenn sie ein entsprechendes Fehlverhalten an den Tag legen“. Die Grenzen sind fließend. 2013 strich der WDR der Komikerin Carolin Kebekus ein kirchenkritisches Video mit rappenden Nonnen aus ihrer Show. Zensur! wurde vermutet. Dass jetzt, mit Dörflinger, wieder Kontrollgremien einschreiten, ist nicht zu befürchten. „Die Darstellung von Religion in den Programmen der ARD ist grundsätzlich von großer Ernsthaftigkeit geprägt – das betrifft sowohl die Auseinandersetzung mit Glaubensfragen als auch die Auseinandersetzung mit der Institution Kirche“, sagt ARD-Sprecherin Anna Engelke. Wie anderswo habe auch in der ARD die Satire ihren besonderen Freiraum. „Dass sie zu viel Satire sendet, ist der ARD noch nicht vorgeworfen worden.“ Das ZDF verweist darauf, dass die Themen Religion, Glaube und Kirche fürs Zweite einen hohen Stellenwert haben.

Bei ARD und ZDF ist die privilegierte Stellung der christlichen Großkirchen festgeschrieben. Sowohl bei der Frage der Zusammensetzung der Rundfunkräte als auch bei der Vergabe von kostenlosen Sendezeiten werden den Kirchen Sonderrechte eingeräumt. Die ARD bringt „Das Wort zum Sonntag“ , das ZDF viele Gottesdienste. Kein Sturm im Wasserglas also, den das Kolpingwerk da entfacht hat. Es hat aber nicht den Anschein, dass das zulasten der „heute-show“ geht. Die hat sich in der vergangenen Woche wieder mit den religiösen Gefühlen gläubiger Menschen beschäftigt. Anlass: der Besuch des türkischen Premiers Erdogan in Köln.

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