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Walter Kreye

© promo/ZDF

TV-Serie: Räuberjagd statt Ruhestand

Der neue "Alte": Walter Kreye tritt mit 65 den Dienst in der ZDF-Serie an.

Das Eichhörnchen an der Wand wurde abgehängt, auf dem Tisch des Kommissars soll bald ein Laptop stehen. So wünscht es sich zumindest Walter Kreye, der neue „Alte“ im ZDF. Heute tritt er in seiner Rolle als Kommissar Rolf Herzog seinen ersten Dienst an und folgt damit Rolf Schimpf. 22 Jahre lang hatte Schimpf als Leo Kress in München ermittelt, zum letzten Mal im Dezember 2007. Wenn jetzt Kreye als neuer Kommissar in sein Büro zieht, wird sich jedoch nicht viel verändern – weder an der Kulisse, noch an der dramaturgischen Gestaltung der Krimiserie. Trotzdem will der in Berlin lebende Schauspieler Kreye seinen neuen Kommissar prägen, soweit es ihm das Format gestattet.

„Doppelspiel“ heißt seine erste Folge. Es geht um den Mord an einem alten Freund des neuen Kommissars Herzog. Inszeniert wurde die Folge von Hartmut Griesmayr, der auch die letzte Schimpf-Folge „Jakob“ drehte, sowie jetzt die ersten drei Kreye-Folgen. Von den neu gedrehten Folgen werden zunächst vier gesendet, an vier Freitagabenden direkt hintereinander. Sogar am Karfreitag wird in München ermittelt. Diese starke Präsenz dürfte für Kreye und seine neue Rolle hilfreich sein. Schließlich muss er sich als neues Gesicht des drei Jahrzehnte alten Formats etablieren.

Kreye, 65, hat in München bereits weitere „Alte“-Folgen abgedreht. Er gilt als unprätentiös. Quoten und Marktanteile, auf die auch öffentlich-rechtliche Sender wie das ZDF Wert legen, sind ihm egal: „Prozentpunkte sind nicht mein Ding, das interessiert mich überhaupt nicht. Ich mache meine Arbeit, so gut ich kann.“ Ähnlich geht es ihm auch mit der Erwartungshaltung an das Format und ihn selbst. Angst vor dem Job als neuer „Alter“ habe er nicht, sagt er, wenngleich es ein Stück Fernsehgeschichte ist. Kreye versucht, sich diesen Dingen durch seine angenehm authentische Art und sein geerdetes Auftreten zu entziehen. Dadurch wirkt er menschlich und professionell gleichermaßen.

Überhaupt ist dieser neue „Alte“ niemand, der großes Aufhebens um sich und seine Person macht. Es habe ein ganz normales Casting gegeben, erzählt Kreye. Dann ging Zeit ins Land, und er habe das „Alte“-Casting auch wieder vergessen. Er, der gerne und oft Theater spielt, Hörbücher aufnimmt, oder im Fernsehen etwa bei „K3 - Kripo Hamburg“ mit zum Team gehört und in Low-Budget-Kinofilmen („Katze im Sack“, „Autopiloten“) deutscher Jungregisseure mitspielt. Bis der Anruf kam. Am Apparat war der Münchner Produzent Helmut Ringelmann. Kreye war zum neuen „Alten“ erkoren worden. „Ich glaube, das sollte so sein. Ich bin ein ziemlich positiver Mensch, und nur ganz selten habe ich bisher im Nachhinein gesagt, dass es das wohl nicht war.“

Helmut Ringelmann, der mit seiner Neuen Münchner Fernsehproduktion längst schon selbst zur TV-Legende geworden ist, ZDF-Freitags-Krimis wie „Der Kommissar“ oder „Derrick“ oder „Siska“ verantwortet, hatte schon immer ein Gespür für Erfolgsgeschichten. In über 100 Ländern sind seine Serien zu sehen. Und einzig Horst Tappert hat als „Derrick“ noch mehr Fälle im gehobenen Münchner Milieu gelöst als der jeweilige „Alte“. Dass sie unmodisch und zeitlos sind, haben sie gemeinsam.

Auch wenn es mit Kreye heute einen neuen Kommissar gibt, wird sich deshalb an den für den „Alten“ typischen Werten nichts ändern: Beständigkeit, Verlässlichkeit, Verbindlichkeit hält Produzent Ringelmann weiterhin hoch. Darin liegt einerseits die Stärke der Serie. Zugleich aber auch ihre Schwäche. Dieser Beständigkeit würde Neues gut tun. Es muss ja nicht gleich ein Total-Lifting sein, oder eine komplett neue Optik. Ein anderer Vorspann wäre aber eine Wohltat, statt wie nun eine dramaturgisch unglückliche Vorab-Szenen-Kompilation zu zeigen. Und man hätte das Büro vielleicht entmotten können. Das Eichhörnchen wurde hier zwar abgehängt, aber ansonsten konnte Kreye am Büro bisher nicht viel ausrichten: „Das wird gepflegt wie ein Museum.“ Vielleicht klappt es ja wenigstens mit dem Laptop.

„Der Alte“, ZDF, 20 Uhr 15

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