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Das war’s schon. Der WM-Fight von Vitali Klitschko (li.) am letzten Samstag hat zwei Minuten gedauert. Die Werbung für die maximal zwölf Kampfpausen war bei RTL komplett verkauft. Andere Sportarten lassen sich in der TV-Vermarktung sicher besser planen. Foto: AFP

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TV-Sport: „Mit dem Desaster können wir leben“

Risiken beim Boxen, Chancen in der Formel 1: Der RTL-Sportchef und das heikle Thema TV-Rechte.

Herr Loppe, der WM-Fight von Vitali Klitschko am vergangenen Samstag hat nur zwei Minuten gedauert. Die Werbung für die maximal zwölf Kampfpausen war komplett verkauft. Wie groß war das Desaster für RTL?

Mit dem von Ihnen beschriebenen Desaster können wir sehr gut leben. Wir hatten am Samstagabend die meistgesehene Sendung im deutschen Fernsehen, die Vor- und Nachberichterstattung wurde von über acht Millionen Zuschauern verfolgt, mehr als jede andere Sportsendung. Und die gebuchten Werbespots wurden unmittelbar nach Ende des Kampfes gesendet. Wer eine Sportart wie Boxen überträgt, der muss auch einkalkulieren, dass alles ganz schnell vorbei sein kann. Das wissen wir, und das wissen auch unsere Werbekunden.

Der Marktführer im deutschen Fernsehen kommt mit seinem Sportprogramm nur mühsam auf Touren. Ein Box-WM-Kampf nach dem anderen wird abgesagt, dann dauert der erste Fight nur zwei Minuten. Der Start der Formel-1 in Bahrain fällt aus, jetzt soll es an diesem Wochenende in Australien endlich losgehen. Setzt RTL auf die falschen Sportarten?

Wunsch und Wirklichkeit sind ja nicht immer so einfach in Einklang zu bringen, das gilt in jedem Sport und auch für jede Sportübertragung. Deshalb sei Ihnen Ihre Ironie gegönnt, aber wir beide wissen doch, dass die Formel 1 und das Boxen bei RTL neben ganz besonders wichtigen Fußballspielen die populärsten und meistgesehenen Sport-Events im deutschen Fernsehen sind. Und darauf setzen wir weiter.

Die Übertragungsrechte für Fußball-Champions-League und Bundesliga stehen zur Neuvergabe an – aber RTL bleibt weiterhin eine fußballfreie Programmzone?

Fußball ist für RTL immer ein interessantes Thema, ich verweise da nur auf die letzten beiden Weltmeisterschaften, bei denen wir sehr erfolgreich Spiele übertragen haben. Aber der Zuschnitt muss passen, sportlich, inhaltlich, wirtschaftlich. Da sind wir vielleicht konsequenter als andere. Belassen wir es doch bei einem „Schau’n wir mal“ .

Was muss überhaupt eine Sportart, ein Sportrecht bieten, damit sich RTL dafür interessiert?

Die Sportart muss leben, das heißt, sie muss ein hohes Maß an Aktivierungs- und Polarisierungspotenzial haben. Die Sportart muss für alle Zuschauer kompatibel sein. Und es braucht Typen, mit denen sich die Zuschauer identifizieren können. So kann aus Sport großer Sport und aus großem Sport ein TV-Event werden.

Die Klitschko-Brüder sind in der Abendsonne ihrer Karrieren. Ist RTL ohne Boxsport denkbar?

Ja! Aber dennoch sind wir guter Dinge, dass dieser Moment noch auf sich warten lässt.

Wenn die Formel 1 in die neue Saison geht, dann ist RTL seit 20 Jahren als Free-TV-Sender dabei. Die Rechte von 2012/2013 an liegen bereits auf dem Verhandlungstisch. RTL und die Formel 1, so untrennbar wie siamesische Zwillinge?

20 Jahre zeugen tatsächlich von einer außergewöhnlichen Partnerschaft. Wir schätzen uns, und wir wissen ganz genau, was wir voneinander haben.

Die aktuelle Saison hat alles, was ein erfolgreicher Event braucht. Sebastian Vettel will seinen Titel verteidigen, Michael Schumacher und Nico Rosberg haben ihre Ambitionen angemeldet. Ab wann sind Sie bei solchen Vorzeichen mit der WM-Saison zufrieden?

Sportlich gesehen kann es tatsächlich kaum bessere Voraussetzungen für eine aufregende, abwechslungsreiche und spannende Saison geben. Der deutsche Faktor wird eine entscheidende Rolle spielen, aber die internationale Konkurrenz ist wieder bärenstark. Das sollte auch viele Zuschauer motivieren, die Formel 1 bei RTL zu verfolgen. Wie sich das auf die Quoten auswirkt, hängt von ganz vielen Faktoren ab.

Same procedure as every year? Florian König und Niki Lauda analysieren, Heiko Wasser und Christian Danner kommentieren, Kai Ebel gibt das Boxenluder.

20 Jahre ununterbrochen Formel 1 bei RTL – diese Kontinuität ist ein Schlüssel unseres Erfolgs. Und das schließt unser Personal ausdrücklich mit ein. Die machen seit vielen Jahren von Saison zu Saison immer wieder einen tollen Job.

So professionell, wie RTL ein Formel-1-Rennen überträgt und begleitet, scheint keine Steigerung möglich. Trotzdem, was ist noch drin, was ist verbesserungsfähig?

RTL HD wird das in diesem Jahr erstmals produzierte HD-Signal des Formula One Managements übernehmen und die Formel 1 als echtes Fernseherlebnis in nativem HD ausstrahlen. Im Übrigen ist die Luft für Optimierungen zwar nach so vielen Jahren dünner geworden, aber am Finetuning kann man immer schrauben. Bei den grafischen Darstellungsformen etwa entwickeln wir uns analog zu den erweiterten technischen Machbarkeiten von Jahr zu Jahr weiter.

Das Interview führte Joachim Huber

Manfred Loppe ist RTL-Sportchef. Am Samstag startet die Formel-1-Saison mit dem Großen Preis von Australien. Das Rennen am Sonntag überträgt RTL ab 6 Uhr 45.

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