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"Das Diesel-Chaos": Anne Will und ihre Gäste zum Thema

© dpa/Wolfgang Borrs

TV-Talk "Anne Will" zu Diesel: Diesel? Klarer Fall von "Thema verfehlt"!

SPD-Votum, Italien-Wahl, Schweiz-Abstimmung: Themen gab es genug am Sonntag. Dass Anne Will auf Diesel setzte, verwunderte da sehr.

Von Caroline Fetscher

Bei Anne Will diskutierte man am Sonntag über die Diesel-Frage. Wirklich? Tatsächlich? Kann die Ankündigung stimmen? Das Will-Thema war ja diesmal bis zuletzt unter Verschluss gehalten worden, ganz als erwarte das Publikum eine besondere, politische Überraschung. Aber auch der Anruf beim Sender am Sonntagnachmittag hatte nichts anderes ergeben. Ja, das Thema sei Diesel: „Das liegt doch nah!“

Am Abend dann erklärte die Moderatorin eingangs, nun sei es „auch mal gut“ mit der Politik, die ausschließlich um sich selbst kreise, es sei vielmehr an der Zeit, sich mal wieder „Sachthemen“ zuzuwenden.  Wird denn die Dieseldebatte nicht seit Wochen in Dutzenden von Sendungen und Interviews geführt? Und stand an diesem Sonntag nicht wahrhaftig anderes oben auf der Agenda, sogar ganz oben? Wie auch immer, alles andere schien sich in der Redaktion der klugen, präsenten und erfahrenen Anne Will zu Feinstaub aufgelöst zu haben. Erstaunlich. Und ein für das Will-Format seltener Fall von „Thema verfehlt“. 

SPD-Votum, Italien, Schweiz - genug Themen

Auf den 4. März haben Millionen im In- und Ausland gewartet. Es wurde gebibbert, gezittert, gefürchtet und gehofft. In Deutschland gab die SPD an diesem Sonntag das Votum ihrer Mitglieder zur großen Koalition bekannt. Nicht nur Andrea Nahles hatte vorher schlaflose Nächte, abertausende Genossen und Christdemokraten waren in Sorge. Wegen der No-GroKo-Initiative jüngerer Mitglieder drohten Neuwahlen, ein weiterer Rechtsruck. Mit 66 Prozent Zustimmung ging es nochmal gut, sogar besser, als gedacht.

Angespannt gebangt hat das demokratische Europa am Sonntag auch um Italien, wo Parlamentswahlen anstanden. Dort trommeln Silvio Berlusconis Forza Italia und der Rechtspopulist Matteo Salvini von der Lega Nord für „Italien zuerst!“ und wollen Ausländer am liebsten „mit dem Bagger fortschaffen“. Die Wahllokale schlossen erst um 23 Uhr, aber diskutieren hätte man durchaus können.

Nervös ausgeharrt hatte man am Sonntag auf noch etwas - auf den Ausgang der Schweizer Volksabstimmung zur Abschaffung der Gebühren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit der „No-Billag“-Initiative wollten die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei (SVP) und die liberalen Jungfreisinnigen die völlige Privatisierung von Rundfunk und Fernsehen durchsetzen. Die Prognosen schwankten, schließlich stimmten gut 71 Prozent der Eidgenossen für das Beibehalten der Gebühren.

Diesel geht doch jede Woche

In gleich drei europäischen Szenarios ragten die Schatten von Populisten am Horizont der politischen Landschaft auf: „Das Demokratie-Chaos – wer ist verantwortlich für die Rechtspopulisten?“ So lautete eines der brennenden  Themen des Tages. Wie eine beim Träumen geschehende Verschiebung kam stattdessen das Talkshow-Thema bei Anne Will daher: „Das Diesel-Chaos - wer übernimmt jetzt die Verantwortung?“

Versammelt waren Herbert Diess, ein Mitglied im Vorstand der VW-Konzerns, Christian Schmidt von der CSU, Interims-Bundesminister für Verkehr, der Formel-1-Raser Nico Rosberg, Katrin Göring-Eckardt von den Grünen und Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Ja, ein Drittel aller Autofahrer in Deutschland tankt Diesel. Das tun sie auch nächste Woche noch, und auch am kommenden Sonntag wäre das daueraktuelle Thema noch angekommen. Diesen Sonntag allerdings wäre etwas anderes dran gewesen. 

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