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Der Kurznachrichtendienst Twitter wird von seinen Nutzern weniger genutzt als erwartet.

© dpa

Update

Twitter bricht an Börse ein: US-Anleger verkaufen massenhaft Twitter-Aktien

Die Nutzer-Zahlen steigen weniger als gedacht und die bestehenden Kunden bleiben vergleichsweise inaktiv. Die Aktie stürzt auf einen historischen Tiefststand. Bleibt Twitter doch ein Nischen-Anbieter?

Der US-Konzern mausert sich nicht so schnell zu einem Massenmedium im Internet wie der Rivale Facebook. Bereits das zweite Quartal in Folge wuchs die Zahl der Twitter-Nutzer nicht stark wie von Experten erwartet. Zudem machten die bestehenden Kunden weniger Gebrauch von dem Kurznachrichtendienst: Der Aktienkurs rutschte am Mittwoch bis Börsenschluss in New York auf den niedrigsten Stand seit dem Börsengang im November ab. An der Wall Street stürzte das Twitter-Papier am Mittwochabend um 8,56 Prozent auf 38,97 Dollar (28,12 Euro) - zeitweise notierte das Papier sogar unter 38 Dollar pro Anteilsschein. Schon im Januar waren viele Investoren ausgestiegen. In den Wochen nach dem Börsenstart war das Papier einmal bis zu 73 Dollar wert.

Twitter konnte von Januar bis März 14 Millionen Nutzer hinzugewinnen. Das war zwar mehr als von Oktober bis Dezember, als 9 Millionen Menschen neu zu dem Dienst stießen. Doch verglichen mit Rivalen wie Facebook ist es wenig. Facebook hatte in den vergangenen drei Monaten rund 50 Millionen Leute neu angelockt und kam zuletzt auf 1,28 Milliarden Nutzer im Monat. Die Nachrichten-App WhatsApp übersprang jüngst die Schwelle von einer halben Milliarde Nutzer. Facebook ist gerade dabei, WhatsApp zu kaufen. Twitter-Chef Costolo versicherte, dass die frisch hinzugekommenen Nutzer genauso aktiv seien wie diejenigen, die schon länger dabei sind. Die Zahl der Nutzer und die Häufigkeit der Nutzung sind wichtig für Twitter. Von der Reichweite hängt es ab, wie attraktiv der Dienst für Werbekunden ist. Und Anzeigen sind die größte Einnahmequelle. 80 Prozent der Werbeeinnahmen stammen von Anzeigen auf Smartphones.

Das Zwitschern der Börsianer tut Twitter nicht gut

Twitter gab einen Anstieg der Nutzer-Zahl um sechs Prozent auf 255 Millionen bekannt. Die für Börsianer enttäuschende Zahl fand am Markt stärkere Beachtung als der Umsatz, der sich mit 250 Millionen Dollar mehr als verdoppelte. Der Verlust verfünffachte sich jedoch fast und lag bei 132 Millionen Dollar.

Experten waren zuletzt durchaus davon ausgegangen, dass Twitter sich zu einer Branchengröße wie Facebook entwickeln könnte. Das hatte den Börsenwert im Dezember bis auf 46 Milliarden Dollar getrieben, bei einem Umsatz von gerade einmal 665 Millionen Dollar im Jahr 2013. Ab Februar ging es für die Aktie steil bergab, sie verlor rund 40 Prozent an Wert. Im Mai läuft bei vielen Aktionären eine Haltefrist aus. Dann könnten bis zu 489 Millionen Twitter-Aktien verkauft werden - 83 Prozent der ausstehenden Papiere.

Einige Twitter-Mitarbeiter bekommen Aktien als Teil ihrer Vergütung. Dafür muss das Unternehmen hohe Kosten verbuchen. Das hatte Twitter bereits das Ergebnis des Jahres 2013 verhagelt. Ohne Sondereffekte wäre jetzt ein kleiner Gewinn herausgekommen, rechnete Twitter vor.

Der Platzhirsch der Internet-Netzwerke bleibt Facebook

Facebook hatte dagegen zuletzt seine Kundenzahl auf knapp 1,3 Milliarden und den Umsatz um rund 70 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar gesteigert. Zwar eint beide Unternehmen, dass sie nach ihrem Börsengang zuerst in schwieriges Fahrwasser kamen. Während Facebook allerdings der Platzhirsch bei den Internet-Netzwerken geworden ist, kämpft Twitter nun um Größe. Dass der “Zwitscher“-Dienst einmal eine ähnliche Stellung erreichen könne, sei “unrealistisch und wirklichkeitsfremd“, sagte Brian Wieser, Branchenexperte beim Analysehaus Pivotal Research.

Twitter ist und bleibt ein Nischenanbieter, wenn auch ein starker.“ Twitter-Chef Dick Costolo verwies darauf, dass Tweets von den Oscars im März mehr als drei Milliarden Mal gelesen worden seien. Twitter gehöre bereits zum normalen Leben. Die Herausforderung bestehe nun darin, Nutzer zu überzeugen, sich noch öfter einzuloggen.

Bei Twitter kann man bis zu 140 Zeichen lange Nachrichten absetzen, die auch Links zu Websites, Bildern oder Videos enthalten können. Das Unternehmen positioniert sich damit als Medium für Nachrichten. Um attraktiver für Neulinge zu werden, führt Twitter derzeit nach und nach ein neues Design für seine Website ein. (reuters/dpa)

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