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Medien: Udo Reiter im Interview: Ecuadorianische Verhältnisse Intendant

Udo Reiter, 56, ist seit 1991 Intendant des MDR. Er steht in der Kritik, seitdem seine Anstalt bei Spekulationen auf die ecuadorianische Währung Sucre Millionen verlor.

Udo Reiter, 56, ist seit 1991 Intendant des MDR. Er steht in der Kritik, seitdem seine Anstalt bei Spekulationen auf die ecuadorianische Währung Sucre Millionen verlor. Zudem ist offen, ob der sächsische Landtag der Erhöhung der Rundfunkgebühren zustimmt.

Herr Reiter, wie fühlt man sich als Intendant einer ARD-Anstalt, an dem das Wohl und Wehe des dualen Rundfunksystems hängt?

Mir ist wieder einmal aufgefallen, wie sehr sich die Medienwirklichkeit von der realen Wirklichkeit unterscheidet. Tatsächlich hat das Wohl und Wehe des dualen Systems nie am MDR gehangen. Es gibt ein Problem mit der Gebührenerhöhung in Sachsen, aber das gab es längst, bevor der MDR in die Schlagzeilen gekommen ist. Wir haben gute Aussichten, dass wir das noch bereinigen können. Das andere Problem, die missglückte Ecuador-Anleihe, war eine MDR-interne Angelegenheit, die keine Auswirkungen auf das duale System hat.

Der sächsische Landtag wird am 14. Dezember über die Erhöhung der Rundfunkgebühren abstimmen. Wenn es doch zu einem Nein kommt, werden die öffentlich-rechtlichen Kollegen Sie dann verstoßen?

Ich glaube an die Zustimmung. Anderenfalls muss ich damit leben.

Groß war die Aufregung um das "Zocken" der Dreiländeranstalt bei der Ecuador-Anleihe, und kaum liegen die Prüfgutachten zur Anlagepolitik vor, hat die MDR-Spitze alles richtig gemacht.

Die öffentliche Aufregung hat die Beurteilung erschwert. Wir hatten am Anfang ein Problem, mit den Fakten durchzukommen. Mit den Mitteln der Anschubfinanzierung haben wir dank einer insgesamt erfolgreichen Anlagepolitik über 500 Millionen Mark erwirtschaftet. Dabei sind die berühmten 2,6 Millionen Mark Verlust aus dem Ecuador-Geschäft schon eingerechnet.

Aber Ihr Krisenmanagement?

Das muss man sich bis zum Bundeskanzler hinauf in solchen Situationen immer sagen lassen. Wir haben dabei sicher Fehler gemacht.

Erwischt hat es MDR-Verwaltungsdirektor Rolf Markner - er ist suspendiert. Aber gemeint waren doch Sie, als die missglückte Ecuador-Anleihe an die Öffentlichkeit kam.

Wenn eine solche Geschichte ins Rollen kommt, dann gibt es eine ganze Reihe von Seiteneinsteigern, die aus den unterschiedlichsten Motiven versuchen, die Situation für sich ausnutzen.

Wer hatte denn ein Interesse daran, dass die Öffentlichkeit von dem schief gelaufenen Finanzgeschäft erfährt?

Das ist eine Frage, die ich mir auch oft gestellt habe.

Folgt man den Prüfgutachten, dann hat Verwaltungsdirektor Markner sehr erfolgreich für den MDR gearbeitet.

Ohne jede Frage. Das Problem ist, dass man ein öffentliches Institut nicht ausschließlich an der Rendite und an der Wirtschaftlichkeit messen darf. Wir waren etwas risikobereiter als wir es mit öffentlichen Geldern hätten sein dürfen.

Aber Rolf Markner bleibt suspendiert.

Wir werden die Angelegenheit intern mit Herrn Markner klären.

In der Presseerklärung vom 13. November wird Ihnen vom Verwaltungsrat nicht das Vertrauen ausgesprochen ...

Ich habe auch keine Vertrauensfrage gestellt ...

Im Entwurf der Erklärung war dieser Vertrauensbeweis noch drin.

Ich hatte im Vorfeld überlegt, ob ich die Vertrauensfrage stellen soll. Dann hat sich die Ecuador-Anleihe in meinem Sinn geklärt. Damit gab es keinen Anlass mehr, die Vertrauensfrage zu stellen.

Irgendwelche Nachwirkungen für die Abstimmung am 14. Dezember?

Wenn der 14. Dezember das Ziel der ganzen Aktion war, dann war die Aktion umsonst.

Nach eigenem Urteil wirtschaftet der MDR unerhört erfolgreich. Brauchen Sie trotzdem eine Gebührenerhöhung?

Ja, ohne Einschränkung. Ohne Erhöhung käme der öffentlich-rechtliche Rundfunk in eine schwere Krise und wäre nicht mehr wettbewerbsfähig. Wir müssten massiv im Programm streichen.

Das ist jetzt die frohe Botschaft an die Abgeordneten im sächsischen Landtag, damit sie der Gebührenerhöhung zustimmen ...

Die Abgeordneten haben ein nachvollziehbares psychologisches Problem. Sie nehmen am Prozess der Gebührenfestsetzung nicht teil und können die Erhöhung nur noch abnicken. Deshalb haben wir für die Zukunft eine regelmäßige Information der Parlamentarier über unsere Finanzlage angeboten. Auch über die künftige Form der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks werden wir in die Diskussion kommen. Die Gebühr kann nicht dauerhaft an den Besitz eines Empfangsgerätes gekoppelt sein, weil Rundfunk heute auch auf anderen Wegen, siehe PC, empfangen werden kann.

Schauen wir in die nähere Zukunft. Im nächsten Frühjahr müssen Sie neue Direktoren vorschlagen. Werden diese ausschließlich aus den MDR-Vertragsländer stammen?

Wichtig ist zunächst, dass die Direktoren ihr Handwerk verstehen. Andererseits macht es natürlich Sinn, wenn beim MDR Personen in Führungspositionen kommen, die das Land, die Leute und die Geschichte hier aus eigener Erfahrung kennen. Die beiden Aspekte schließen sich ja nicht aus.

Herr Reiter[wie fühlt man sich als Intendant]

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