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Überwältigend: Held, alleinerziehend

„Touch“, die neue US-Serie mit Kiefer Sutherland auf ProSieben, verbindet Mystery mit Vater-Sohn-Geschichte.

Dustin Hoffman war Raymond, der erwachsene „Rain Man“. David Mazouz ist Jake, der kleine „Rain Man“. Der Kinofilm war 1988 ein großer Hit, bei der Serie „Touch“ könnte es wieder klappen: Ein Autist verblüfft seinen Vater und seine Umwelt. Martin Bohm, gespielt von „24“-Star Kiefer Sutherland, ist der alleinerziehende Vater von Jake. Der Elfjährige spricht nicht, er mag keine Berührung, er malt Zahlen und Zeichen. Sie wirken disparat, doch nach und nach zusammengesetzt ergeben sie einen Wegweiser, wie das Leben anderer, wildfremder Menschen beeinflusst werden kann. Smartphones können Leben retten.

Martin Bohm, der seine Frau durch die Anschläge vom 11. September in New York verloren hat und danach vom Journalisten zum Gepäckschubser „runtergefallen“ ist, ist quasi das Medium seines Sohnes. Mit Grips, Glück und durch scheinbare Zufälle erkennt er in jeder „Touch“-Episode aufs Neue, was der Junge mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten ihm sagen und bedeuten will. Unterstützung erhält er durch die Sozialarbeiterin Clea Hopkins (Gugu Mbatha-Raw) und den von Danny Glover gespielten Arthur DeWitt, einer leicht muffigen, mundfaulen Koryphäe, wenn es um supranatürliche Gaben geht. Jake ist ein Rätsel, bleibt es aber nicht.

Kiefer Sutherland, ehedem Antiterror-Agent und Weltenretter, zeigt in „Touch“ nur unter Druck seine heldische Seite. Natürlich ist da wieder die körperliche Präsenz, der mannhafte Einsatz, um nach des Sohnes Vision den Lauf einiger Biografien entscheidend zu verändern. Da blitzt das Zupackende, das Jähzornig-Entschlossene erneut auf. Einerseits. Andererseits ist sein Martin Bohm ein Vater unter Vätern, der seinem Sohn, einem extremen Außenseiter, nahekommen und helfen, ihn verstehen will. Ein Vater-Sohn-Verhältnis, das möchte Martin Bohm. Wo andere Kinder in der Pubertät stecken, da steckt Jake in der autistischen Kapsel. Und, der Zuschauer ahnt es bald, es gibt größere Zusammenhänge. Was „E.T.“haftes vielleicht?

Die Serie von Tim Kring („Heroes“, „Crossing Jordan“) hat ihren überraschenden Startpunkt, ein staunenswertes Layout. Sie ist Fantasy, Mystery, sie hat einen berührenden Kern. Das hält sie auf dem Boden. Für brave deutsche Seriengucker ist es erstaunlich zu sehen, mit welcher Raffinesse Kring seine Fälle ausbreitet und dann zur Lösung zusammenzieht. Die Plots sind spektakulär, selbst wenn im Ergebnis einer jeden Folge etwas schematisch. Vielleicht ist „Touch“ nur gut camouflierter Hokuspokus, faszinierend ist die Serie auf jeden Fall. Auch weil der Rhythmus der Inszenierung stimmt, das Mit- und Gegeneinander der ruhigen und der hektischen Szenen. Von der Wertigkeit der Produktion ist nur zu schwärmen, neiderweckendes amerikanisches Serienfernsehen eben.

Die Produktion für den US-Sender Fox ist ein Blitzimport von ProSieben. Nur wenige Tage nach der Premiere einer Folge bei Fox wird diese beim deutschen Privatsender gezeigt. Das soll in über 100 Ländern so abgehen. Eine echte Überwältigungsstrategie – und ein Schlag gegen die Piraten dieser Welt. Joachim Huber

„Touch“, Wiederholung der Pilotfolge, Sonntag, 23 Uhr 40: erste Folge, Montag, 21 Uhr 10, ProSieben

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