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Blattlinien. Das Verlagsgebäude der „tageszeitung“ in der Berliner Friedrichstraße.

© imago images / Schöning

Umstrittene „taz“-Kolumne: „taz“-Chefredakteurin äußert Bedauern

„Das tut mir leid.“ „taz“-Chefredakteurin Barbara Junge zu einer in die Kritik geratenen Kolumne über die Polizei.

Die „taz“-Chefredakteurin Barbara Junge hat wegen einer in die Kritik geratenen Kolumne über die Polizei ihr Bedauern geäußert. Junge schrieb in der Zeitung (Samstag) an die Leserinnen und Leser über den Artikel einer „taz“-Mitarbeiterin: „Eine Kolumne, so satirisch sie auch gemeint gewesen sein mag, die so verstanden werden kann, als seien Polizisten nichts als Abfall, ist daneben gegangen. Das tut mir leid.“

Am Montag war der Text der Autorin in der Tageszeitung „taz“ erschienen. Es ging darum, wo Polizisten arbeiten könnten, wenn die Polizei abgeschafft würde, der Kapitalismus aber nicht. Darin wurde auch die Option der Mülldeponie aufgegriffen. Aus der Berufsgruppe heraus und von Politikern kam danach viel Kritik.

Polizeigewerkschaften kündigten an, mit Strafanzeigen dagegen vorzugehen. Beim Deutschen Presserat - die freiwillige Selbstkontrolle der Presse - gingen bereits bis Dienstag rund 50 Beschwerden ein.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Solche Dinge über eine ganze Berufsgruppe zu schreiben ist menschenverachtend.“ Er halte solche Kommentare für „sehr gefährlich“. Wenn man aus dem linken Spektrum heraus unter dem Deckmantel der Satire und Ironie solche Aussagen tätige, verstecke man sich eigentlich nur. Auf der Innenministerkonferenz zeigten sich weitere Ressortchefs empört. Die CSU veröffentlichte einen Tweet mit scharfer Kritik samt Foto der Autorin. Der Deutsche Journalisten-Verband sprach von Hetze. Der Tweet ist inzwischen nicht mehr zu sehen, die CSU bat auf Twitter für die Form der Kritik um Entschuldigung.

„taz“-Chefredakteurin Junge betonte in ihrem Text auch: „Seit Erscheinen der Kolumne wird in der „taz“ intensiv über den Text diskutiert, und viele Leserinnen und Leser haben uns ihre Empörung mitgeteilt.“

Das Ringen über den Text legt "einen tieferen Konflikt in der Redaktion offen"

Eine Passage in der Kolumne lese sich, als ob Polizisten mit Abfall gleichgesetzt würden. „Satire darf fast alles - sogar in ihrer Wortwahl danebengreifen. Aber Menschen, egal welcher Berufsgruppe, als Müll zu bezeichnen, widerspricht fundamental dem Selbstverständnis der „taz“, die sich einer menschlicheren Gesellschaft verschrieben hat.“

Zudem schrieb Junge, das Ringen in der Redaktion über den Text und darüber, was gesagt werden soll, darf und muss, lege aber auch „einen tieferen Konflikt in der „taz““ offen. „Wir streiten darum, wie stark der subjektive Blick, wie stark Diskriminierungserfahrung den Journalismus prägen soll oder darf.“ Die Chefredakteurin des Blattes mit Sitz in Berlin kündigte zudem an, dass es Debattenbeiträge mit unterschiedlichen Perspektiven in der Zeitung geben werde. dpa

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