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Medien: „Unseriös“

ZDF-Chef Schächter zur Debatte über die Rundfunkgebühren

MARKUS

SCHÄCHTER

ist Intendant des

Zweiten Deutschen Fernsehens in Mainz.

Foto: ddp

ARD und ZDF haben eine Gebührenerhöhung von 16,15 auf 18 Euro zum 1. Januar 2005 vorgeschlagen. Einige Ministerpräsidenten haben diese Anmeldung kritisiert. Thomas Gruber, Intendant des Bayerischen Rundfunks, hat bereits gesagt, ein Euro mehr wäre auch genug. Sind Sie geschockt?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Thomas Gruber hier richtig zitiert wurde. Den Überblick über die Bedarfsanmeldungen der deutschen Rundfunkanstalten hat allein die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF). Sie allein hat deshalb das Recht, die zugrunde liegenden Berechnungen zu überprüfen, einzuordnen, nachzuvollziehen, zu korrigieren und daraus Rückschlüsse für die Finanzierung des Gesamtsystems zu ziehen. Jede der in den zurückliegenden Wochen in der Öffentlichkeit genannten Zahlen ist willkürlich gegriffen und erschwert allenfalls die seriöse Arbeit der KEF. Wir sollten diese Experten endlich in Ruhe arbeiten lassen.

Wie viel bekommt das ZDF von einem Euro mehr Gebühr?

Jede Spekulation über die Gebührenhöhe von morgen ist unseriös. Seriös ist die PreisLeistungs-Betrachtung von heute. Der Zuschauer zahlt für das ZDF-Programm vier Euro. Dafür gibt es ein breites Spektrum an interessanten Angeboten: spannende Kulturdokumentationen, erzählstarke Fernsehfilme, kompetente Wirtschaftsberichterstattung, aktuelle Nachrichten, Analysen, Hintergründe, verantwortetes Kinderprogramm, klassische Musik, Live-Sport oder Reportagen aus benachbarten Regionen. Zum Gegenwert einer halben Kinokarte erstellt das ZDF Monat für Monat, Woche für Woche und Tag für Tag zusammen mit seinen Kultur-, Ereignis- und Kinder-Partnerkanälen ein Programm, das als öffentliche Plattform eine hochwertige Alternative zum Kommerzfernsehen bietet.

Würden Sie eine Reduzierung der Erhöhung mittragen?

Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist kein Wunschkonzert - weder für diejenigen, die die Notwendigkeit einer Gebührenanpassung erkennen, noch für diejenigen, die keinerlei Spielraum dafür sehen. Ich trage jede Entscheidung mit, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ermöglicht, seinen Programmauftrag zu erfüllen und damit der Bestands- und Entwicklungsgarantie des Gesetzgebers für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verantwortlich nachkommt. Dass dabei alle erkennbaren Sparpotenziale auszuschöpfen sind, versteht sich vor dem besonders schwierigen gesamtwirtschaftlichen Hintergrund von selbst. Seit Jahren schon fährt das ZDF einen harten Kurs zur Reduzierung von Personal- und Sachkosten und verordnete sich selbst strikte Auflagen zur Effizienzsteigerung, um die Programmqualität halten zu können. Die KEF hat dies in mehreren Prüfungen ausdrücklich anerkannt.

Die Politik sagt, auf die Bürger kämen noch weitere, schmerzhafte Einschnitte zu. Da wäre sogar ein Gebührenstopp für die öffentlich-rechtlichen Sender doch geboten, oder?

Ich bedaure, dass in der durch unbedachte Äußerungen aufgeheizten öffentlichen Stimmung derzeit keine Qualitätsdiskussion, sondern nur eine vordergründige Leistungs-Kürzungs-Debatte möglich scheint. Dies spielt lediglich jenen in die Hände, die Fernsehen für den - wie in der RTL-Gruppe - nach wie vor großen Profit ihrer Gesellschafter veranstalten, die aber Fernsehprogramme nicht als gemeinnützige Leistung für die Gesellschaft zu erbringen haben. Ein Gebührenstopp wäre auch die Kapitulation der Politik vor den Managementfehlern einiger medialer Monopoly-Spieler. Deren hausgemachte Probleme sollen nun auch anderen verordnet werden. Mit publizistischem Wettbewerb hat das nichts zu tun. Schlimmer noch: Den Schaden hätte der Zuschauer.

Das Gespräch führte Joachim Huber.

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