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Unter der Schädeldecke: Wie reagiert das Hirn auf „Bild“?

Das Boulevardblatt schiebt Leser in den Kernspin-Tomografen.

Der Aufruf ist in „Bild“-München erschienen. 100 Euro bekomme derjenige, der sich in einen fMRT-Scanner schieben lasse. Gesund solle er sein, zwischen 20 und 50 Jahre alt, keine Metallteile im Körper haben. Deutschlands auflagenstärkstes Blatt will mithilfe der Kernspintomografie herausfinden lassen, was dem Leser so durchs Hirn schießt, wenn er Medien nutzt, gerne auch die Tageszeitung mit den großen Buchstaben und Bildern.

„Bild“-Sprecher Tobias Fröhlich sagte dem Tagesspiegel, der Springer-Verlag unterstütze dabei eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu Wahrnehmung und Nutzung von Medien. Das geschehe nicht zum ersten Mal, schon im Juli 2010 habe Ernst Pöppel unter der Maßgabe „Wie gefällt Ihnen ,Bild’?“ Ähnliches geleistet; dabei sei speziell der Einsatz von Gestaltungsmitteln getestet worden. Pöppel ist Hirnforscher und emeritierter Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie an der Münchner Uni.

Diese Neuroforschung wird längst auch bei der Werbung oder bei der Produktforschung eingesetzt. Der Kernspin misst, welche Stimulans zu welcher Gehirnaktivität führt. Für die Zeitung gesprochen: Welche Bilder führen zu vermehrter Durchblutung, welche Überschriften, welche Schrifttypen erregen, faszinieren oder ärgern? Wobei die zielgenaue Interpretation der gescannten Bilder schwierig ist. Das gilt nicht nur für die „Bild“, das gilt, nur zum Beispiel, auch für die Frage, ob Gartenzwerge sich mit blauer Zipfelmütze oder mit roter Zipfelmütze besser verkaufen lassen.

Was genau die Leserhirnforscher für die „Bild“-Macher herausgefunden haben und herausfinden sollen, darüber hüllte sich Tobias Fröhlich in Schweigen. „Das würde unsere Konkurrenz eben auch gerne wissen.“ So werden die Münchner Probanden wohl nie erfahren, ob ihr Einsatz in der Röhre die Auflage gesteigert hat – oder nicht. Joachim Huber

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