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US-Zeitungen beziehen Position gegen die Anschuldigung "Fake News" zu verbreiten.

© AFP/Joseph PREZIOSO

Update

US-Zeitungen kontern Trump: „Wir sind nicht der Feind des Volkes“

#Freepress: In den USA wehren sich 350 Medien in Leitartikeln gegen die Angriffe von Präsident Trump. Die Kampagne wird weltweit über das Netz kommentiert.

Mit einer konzertierten Aktion wehren sich 350 US-Zeitungen und andere Medien gegen die medienfeindliche Politik von Präsident Donald Trump. „Wir sind nicht der Feind des Volkes. Wir sind das Volk“, lautet die Botschaft, die dem amerikanischen Regierungschef an diesem Donnerstag aus den gesamten Vereinigten Staaten entgegenschalt.
Aufgerufen zu der Aktion hatte die Zeitung „Boston Globe“. Freie Medien durch staatlich kontrollierte zu ersetzen, sei stets eine der ersten Ziele eines korrupten Regimes bei der Machtübernahme in einem Land, schrieb der „Globe“ in einem Leitartikel. Trump verbreite unter anderem die Lüge, dass Medien, die seine Regierungspolitik nicht unterstützen, „Feinde des Volkes seien“. Dieser unerbittliche Angriff auf die freie Presse habe gefährliche Folgen, schrieb das Blatt.

"Volksfeind Medien. Nazivokabular"

Im Netz wird die Kampagne durch die Twitter-Hashtags #FreePress und #EnemyOfNone als Entgegnung zu #EnemyOfThePeople begleitet und weltweit kommentiert. „Unglaublich, dass so etwas in den USA nötig ist“ oder „Volksfeind Medien. Nazivokabular“, lauten die Kommentare. Aber auch: „Journalisten sind nicht der Feind. Das gilt auch für unsere Breitengrade“.

Aus Deutschland meldete sich der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) als eine der ersten Institutionen und erklärte sich solidarisch mit der #FreePress-Kampagne. „Mit unserer Solidarität sollen die US-Kollegen wissen, dass sie nicht allein sind, dass wir mit ihnen fühlen und ihnen Glück und Erfolg in ihrem Kampf für den Erhalt der Pressefreiheit wünschen“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. „Die USA galten uns in Deutschland immer als Hort der Pressefreiheit. Watergate, die Aufdeckung der Iran-Contra- Affäre – das waren Meilensteine des unabhängigen Journalismus.“ Dass ausgerechnet das Staatsoberhaupt der USA den Medien den Krieg erkläre, sei ein Anschlag auf die Grundfesten der Demokratie. „Dass sich Journalisten dagegen zur Wehr setzen, ist das Gebot der Stunde“, sagte Überall.

Die internationale Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen begrüßt die Kampagne ebenfalls. Sie identifiziere Trumps feindselige Rhetorik als das, was sie wirklich ist: "eine Bedrohung der Pressefreiheit", sagte Margaux Ewen, Direktorin des ROG-Büros in Nordamerika. "Das Niveau der Intoleranz des Weißen Hauses gegenüber dem Journalismus war noch nie so hoch. Das hat sich als gefährlich für Journalisten erwiesen, sowohl in den USA als auch im Ausland."

Die "New York Times", eines der bevorzugten Ziele der Medienattacken des Präsidenten, erklärte in einem kurzen Leitartikel unter der Überschrift "Eine freie Presse braucht Dich", jeder Bürger habe das Recht die Presse zu kritisieren, wenn sie etwas falsch gemacht habe. "Aber darauf zu bestehen, dass Wahrheiten, die man nicht mag, 'Falschnachrichten' sind, ist gefährlich für das Funktionieren von Demokratie. Und Journalisten als 'Feind des Volkes' zu bezeichnen, ist gefährlich. Punkt." Die Zeitung forderte die Leser zudem auf, Lokalzeitungen zu abonnieren. Einige Medienhäuser zeigten sich jedoch auch kritisch. Das konservative „Wall Street Journal“ etwa warnte in einem Kommentar in den Tagen vor Veröffentlichung der Leitartikel, dass eben eine solche abgestimmte Aktion nicht den Eindruck von Unabhängigkeit der Redaktionen erwecke.

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Ken Paulson, ehemaliger Chefredakteur der "USA Today", stellte den Nutzen von Leitartikeln in Frage: "Die Menschen, die Leitartikel lesen, müssen nicht überzeugt werden", erklärte er. "Sie sind nicht diejenigen, die uns bei Präsidentenkundgebungen niederschreien." Die Medien bräuchten eine größer angelegte Marketingkampagne, um die Notwendigkeit einer freien Presse zu unterstreichen.

Trump hatte in den vergangenen Wochen seine Attacken auf die Medien verschärft, die falsche Nachrichten veröffentlichen und seine Erfolge herunterspielen würden. Die Medien seien unpatriotisch und „Feinde des amerikanischen Volkes“. Der Verleger der „New York Times“, A.G. Sulzberger, hatte sich im Juli mit dem Präsidenten getroffen, um Trump zu warnen, dass seine Wortwahl „zunehmend gefährlich“ sei. Die „Times“ habe bewaffnete Sicherheitsleute eingestellt.

Aus Deutschland meldete sich der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) als eine der ersten Institutionen und erklärte sich solidarisch mit der #FreePress-Kampagne. „Mit unserer Solidarität sollen die US-Kollegen wissen, dass sie nicht allein sind, dass wir mit ihnen fühlen und ihnen Glück und Erfolg in ihrem Kampf für den Erhalt der Pressefreiheit wünschen“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. „Die USA galten uns in Deutschland immer als Hort der Pressefreiheit. Watergate, die Aufdeckung der Iran-Contra- Affäre – das waren Meilensteine des unabhängigen Journalismus.“ Dass ausgerechnet das Staatsoberhaupt der USA den Medien den Krieg erkläre, sei ein Anschlag auf die Grundfesten der Demokratie. „Dass sich Journalisten dagegen zur Wehr setzen, ist das Gebot der Stunde“, sagte Überall.

Keine Illusion über Besserung

Die „Bangor Daily News“ in Bangor in Maine kommentierte, sie habe keine Illusion, dass der Angriff auf die Medien aufhören wird. Wenn die Regierung Journalisten nicht mag, sei das vermutlich, weil diese ihre Arbeit richtig machen. Die „Chicago Sun Times“ vermerkte, Politiker in Schwierigkeiten schlügen immer auf die Medien ein. Trump habe bei Kundgebungen geradezu zur Gewalt gegen Reporter angespornt.

Die „Capital-Journal“ in Topeka in Kansas hatte sich vor der Präsidentschaftswahl in November 2016 als eine der wenigen US-Zeitungen für Trump ausgesprochen. Dieser sei ein Außenseiter, und Amerikaner verlangten nach Neuem. Im Fernsehsender CNN erläuterte „Capital-Journal“-Herausgeber Stephen Wade jedoch, warum er an der Kampagne teilnehme: „Uns als Volksfeinde hinzustellen, ist einfach nicht richtig.“ mit dpa/AFP

Eine Liste des "Boston Globe" über die teilnehmenden Medien

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