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Videoportale: Youtube lernt Deutsch

Der Streit um die Urheberrechte ist teilweise beigelegt. Bald könnte das eigene Landesportal starten.

Frankreich hat es, Italien und Japan haben es und Großbritannien ohnehin: In all diesen Ländern gibt es inzwischen regionale Youtube-Videoportale – bloß in Deutschland nicht, wo der Start eines eigenen Landesportals bislang an der Urheberrechtsproblematik gescheitert ist. Doch auch diese Hürde dürfte bald fallen. Die Youtube-Eigentümer von Google haben sich offenbar im Grundsatz mit der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) geeinigt, wie die „Wirtschaftswoche“ meldet. „Bei den Rechten, die die Gema vergeben kann, sind wir uns mit Youtube einig“, bestätigte Gema-Syndikus Alexander Wolf dem Tagesspiegel.

Bis jedoch ein Vertrag unterschrieben werden kann, müssen noch einige durchaus komplizierte Fragen der sogenannten Synchronisationsrechte geklärt werden, schränkt Wolf ein. „Das Synchronisationsrecht greift beispielsweise dann, wenn der Grönemeyer-Song ,Mensch‘ in einem Film oder einem Werbespot eingebaut, also synchronisiert werden soll. Die Künstler sind hierbei sehr eigen und legen großen Wert darauf, selbst zu entscheiden“, erläutert der Gema-Syndicus das Verfahren. Damit liegt der Verhandlungsball nun beim Deutschen Musikverleger-Verband. Dessen Mitglieder müssen entscheiden, ob Youtube und Google mit jedem Rechteinhaber einzeln oder mit dem Verband als Gremium verhandeln müssen. Sicher ist: Erst wenn das gesamte Paket geschnürt ist, kann ein Vertrag geschlossen werden und der deutsche Youtube-Start erfolgen.

Die Voraussetzungen dafür sind jedoch insgesamt gut: „Youtube und Google haben die Bedeutung der Musik für ihre Portale erkannt und zeigen sich bereit, dies auch finanziell zu honorieren“, sagt Wolf und ergänzt: „Bei den bereits in Deutschland aktiven Plattformen Myvideo und Clipfish kann ich das so nicht bestätigen.“ Gestritten wird vor allem um die Art der Rechte. So liegen die Abgaben im Musikbereich deutlich über denen im TV-Geschäft. „Wir hoffen, dass es mit Youtube in absehbarer Zeit einen Pilotabschluss gibt, an dem sich auch andere Portale orientieren“, sagt Wolf.

Daran könnte auch Youtube Interesse haben, denn die Gema signalisiert Bereitschaft, dem Videoportal entgegenzukommen. Bis Ende 2008 soll Youtube statt einer Einzelabrechnung eine Pauschale zahlen. Das entspricht weitgehend den Youtube- Forderungen. Im März verzeichnete Youtube 180 Millionen Seitenabrufe, ein Fünftel davon im Musikbereich.

Beim Youtube-Eigentümer Google hält man sich dennoch mit Freudensausbrüchen zurück. Google-Deutschland-Sprecher Stefan Keuchel will die Vertragsverhandlungen nicht kommentieren, spricht aber von einer konstruktiven Atmosphäre. „Wir bleiben bei unserer Ankündigung, dass Deutschland mit der zweiten Welle der Youtube-Internationalisierung starten soll“, sagte er dem Tagesspiegel. Nach Brancheneinschätzung wird dies in wenigen Monaten der Fall sein.

Die Einigung befindet sich auch deshalb in Reichweite, weil die Verlage und Sender mit ihren Video-Urheberrechten erkannt haben, wie wichtig die Zweitverwertung über das Internet ist. Pro SiebenSat 1 ist an der Video-on-Demand-Plattform Maxdome sowie Myvideo beteiligt. Die Videoplattform Clipfish wiederum gehört zur RTL-Gruppe.

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