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Aktiver Ruhestand. Der Ex-Chefhistoriker des ZDF, Guido Knopp, leitet künftig eine Geschichts-Talkshow bei Phoenix.

© dpa

Vom ZDF zu Phoenix: Von wegen Ruhestand: Guido Knopp macht weiter

Als ZDF-Chefhistoriker hat sich Guido Knopp in den Ruhestand verabschiedet, doch auf Phoenix sendet der 65-Jähriger macht weiter. Natürlich dreht sich die Reihe um sein Lieblingsthema.

„Zwei starke Marken kommen zusammen, Phoenix und Guido Knopp!“, waren sich Michaela Kolster und Michael Hinz einig. Die beiden Programmgeschäftsführer von Phoenix, dem gemeinsam von ARD und ZDF getragenen „Ereignis- und Dokumentationskanal“, hatten in den Spiegelsaal von Clärchen’s Ballhaus in Berlin-Mitte geladen, wo vom 30. Juni um 13 Uhr an ein neues Format auf Sendung gehen wird: „History Live“ von und mit Guido Knopp. Der langjährige „ZDF- Chefhistoriker“ zeigte sich beim gestrigen Pressetermin bestens gelaunt und freute sich, „heute sagen zu können, ich bin kein ZDFler mehr, ich bin ein Phönizier!“ Und „wenn ein Raum deutsche Geschichte atmet, dann ist es Clärchen’s Ballhaus“, zeigte sich Knopp von der Aura des Ortes ergriffen. Zumal von den angeblich noch vorhandenen Einschusslöchern der Roten Armee in der Hausfassade.

Nach so viel Munterkeit fielen die Informationen eher übersichtlich aus. Acht Mal im Jahr soll die Gesprächssendung in Gestalt eines Quartetts produziert werden, aber bis auf den Erstling stehen weder Termine noch Themen fest. Sicher ist nur, dass Knopp, 65, jeweils drei Gäste haben wird, einen „wertkonservativen Historiker, einen eher linksliberalen Gast und einen Überraschungsgast“. Den Auftakt machen zum Thema „Der fremde Freund – die USA und wir“ der Historiker Michael Stürmer, als Berater von Bundeskanzler Kohl und zeitweiliger „FAZ“-Leitartikler hinreichend öffentlichkeitserprobt, und der frühere US-Botschafter in Berlin und seitherige Banken-Lobbyist John C. Kornblum. Der Name des dritten Teilnehmers wird eine Überraschung sein – er stand nämlich gestern noch nicht fest, soll auf jeden Fall aber ein Profil als „Kontrahent von Stürmer“ zeigen.

Bei Michael Stürmer wird es nicht bleiben. Vielmehr ist gedacht an einen Kreis von Historikern, zu denen Knopp Arnulf Baring oder Paul Nolte zählte, wie auf der eher linken Seite Götz Aly oder Franziska Augstein, und zum Thema des Ersten Weltkriegs Sönke Neitzel. Überhaupt der Erste Weltkrieg: Dessen „100. Jahrestag wird sicherlich stark behandelt werden“, so Knopp, wobei er offen ließ, ob sich diese Prognose auf die Medien insgesamt bezieht oder speziell auf seine Reihe.

"Die Zuschauer sind überdurchschnittlich gebildet"

Geschichtsthemen, so Michaela Kolster, seien bei Phoenix „so populär“, und als Knopp vorschlug, „bei uns einzusteigen, haben wir das gerne angenommen“. Hirz ergänzte, dass die Zuschauer des Senders „überdurchschnittlich gebildet und überdurchschnittlich interessiert“ seien. Es seien „eigentlich diejenigen Menschen, die das Land bewegen“. Hirz vergaß nicht den Hinweis, sein Publikum sei „durchschnittlich zehn Jahre jünger als das der Mutterhäuser“, also der beiden öffentlich-rechtlichen Giganten. Das Potenzial, an die Programmstruktur des Sonntags gewöhnt, liege bei 300 000 Zuschauern: „Gerade am Sonntag um diese Uhrzeit haben wir unsere reichweitenstärkste Strecke.“ Das Publikum schätze „ausführliche, ruhige Gespräche, die ja nicht langatmig sein müssen“.

Damit sie nicht langatmig ausfallen, wird eine Live-Aufzeichnung hergestellt, also nicht zur Sendezeit gesprochen, aber in derselben Länge und ohne nachträgliche Schnitte: „59:30, um genau zu sein“. Na gut, zur Einstimmung am Anfang wird es einen Einspieler geben, „zwei Minuten, maximal 2:30 lang“, aus dem dokumentarischen Material genommen, das dem Sender reichlich zur Verfügung steht. So gibt es beim Ersttermin eine Erinnerung an den legendären Deutschland-Besuch von Präsident Kennedy vor genau 50 Jahren.

Nicht vielleicht ein bisschen spät, Ende Juni, wenn auch der Besuch des derzeitigen Präsidenten Obama bereits wieder vorüber sein wird? „Im Angesicht der Ewigkeit“ sei es egal, ironisierte Michael Hirz, „ob wir mit dem USA-Thema etwas später kommen.“ Er wolle, ergänzte Knopp, „Themen vertiefen, die aktuell im Gespräch sind“. Beim ZDF, von dem er offenbar ohne jeden Groll geschieden ist, seien „aktuelle Formate besetzt von Talkshows“. So werde „History Live“ die „einzige historische Gesprächsreihe“ sein: „Wenn wir ein Gespräch machen, dann mit kundigen Partnern.“

Schließlich konnte die Frage nach Knopps Berufung zum Geschichtsvermittler nicht ausbleiben. „Wenn’s nicht mein Beruf geworden wäre, wär’s mein Hobby geworden, so ist’s mein Beruf!“, antwortete Guido Knopp und entließ seine Zuhörer aus dem Spiegelsaal. Nicht jeder kann über seinen Berufsweg ähnlich zufrieden urteilen.

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