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Medien: Von Charmebolzen und Drogisten

Der französische Surrealist Philippe Soupault hat die Nacht als Kulisse für rauschhafte Vergnügungen beschrieben. Seine Helden sind flanierende Abenteurer, die sich den Bildern und Rhythmen der nächtlichen Großstadt hingeben.

Der französische Surrealist Philippe Soupault hat die Nacht als Kulisse für rauschhafte Vergnügungen beschrieben. Seine Helden sind flanierende Abenteurer, die sich den Bildern und Rhythmen der nächtlichen Großstadt hingeben. Im 1927 erstveröffentlichten Roman „Der Neger“ erzählt Soupault von einem Mann, dem Genuss und Lebensfreude ganz ungeschmälert zur Verfügung stehen. Ein unbürgerliches Subjekt, das in trunkenen Nächten Jazzmusik und Frauen konsumiert. Ein Mann mit „breitem Lächeln“, heißt es, dessen Freude „sprang und lief wie ein großes Tier“. Wer Soupaults „Neger“ beim nächtlichen Genießen erleben will, sollte die Hörspieladaption des Romans nicht verpassen (Deutschlandradio Kultur, 29. März, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz).

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Gewisse Reiseführer behaupten, Dresden sei die schönste Stadt der Welt. Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber Dresden hat tatsächlich diesen historischen Glanz vor lieblicher Flusskulisse. In seinem Feature „Dresden – das Florenz an der Elbe“ erforscht Peter Förster die Geheimnisse der Dresdener Lebensart. Der Autor stammt aus der Stadt und so verbinden sich Vorort-Recherchen mit gediegener Kennerschaft. Elbflorenz, wie es lebt und leuchtet (Kulturradio, 29. März, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Nach Charlie Chaplins Tod 1977 haben Ganoven versucht, den Leichnam des Schauspielers zu stehlen. Chaplins wohlhabende Familie sollte ein Lösegeld für ihren Toten zahlen. Der Coup scheiterte, aber in Sabine Bohnens und Bernd Breitbachs amüsantem Krimi „Charlies Himmelfahrt“ versuchen es drei kauzige Kleinkriminelle noch einmal. Weil Eddy, Küssel und Neumann bei ihren letzten Fischzügen nur kümmerliche Beute gemacht haben, soll auf einem Genfer Friedhof das große Ding laufen. Das Trio will Chaplin rauben und die Karriere damit richtig auf Schwung bringen (Deutschlandfunk, 1. April, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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Der gemeine Heiratsschwindler dürfte mittlerweile zu einer aussterbenden Spezies gehören. Trotzdem ist das Interesse des Publikums groß, wenn von seinen Taten die Rede ist. Einerseits ist der Typ in aller Regel ein Charmebolzen und Grandseigneur, ein Mann fürs klassische Kavaliersdelikt. Andererseits ein schäbiger Betrüger, der es auf einsam-wehrlose Herzen und ihr Erspartes abgesehen hat. Autorin Rosvita Krausz hat dem Heiratsschwindler ein ganzes Feature gewidmet. Sie erzählt einen charakteristischen Fall: ein angeblicher Millionär auf der Durchreise, der eine alternde Single-Frau mit perfekten Manieren betört. Der finale Stoßseufzer der Betrogenen dient als Titel: „Aber schön war es doch“ (Deutschlandradio Kultur, 1. April, 18 Uhr 05).

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Vor 100 Jahren wurde Doktor Albert Hofmann geboren. Der Schweizer Chemiker entdeckte 1943 im Selbstversuch die enormen Wirkungen des Lysergsäurediäthylamids. Regine Ahrem und Michael Rodach haben ein eben preisgekröntes Hörspiel über die Entdeckung geschrieben. „Hofmanns Elixier oder Die Welt ist perfekt“ ist eine fesselnde Montage aus autobiografischen Notizen und historischem Radiomaterial. Das Hörspiel umkreist das Wesen der Drogenerfahrung und die lange Kulturgeschichte psychoaktiver Substanzen. Als prominentester LSD- Konsument kommt Ernst Jünger ausgiebig zu Wort (Deutschlandfunk, 4. April, 20 Uhr 10).

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