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Von Flux FM zu Radio Eins: Stimm-Wechsel

Silke Super ist eine der bekanntesten Radiostimmen Berlins. Jetzt wechselt sie den Sender. Mit dem Streit um ihren früheren Arbeitgeber Motor FM habe das aber nichts zu tun, sagt sie.

Wenn eine Sache Silke Super morgens die Laune verdirbt, dann ist es, von gackernden Frühstücksradiomoderatoren geweckt zu werden. Sie hat deshalb eine Vorsichtsmaßnahme getroffen: Nicht von einem Radio-, sondern von einem Lichtwecker lässt sie sich aus dem Schlaf holen. Denn seit ihre 11-jährige Tochter das Radio für sich entdeckt hat, kann sich Silke Super nie sicher sein, welcher Sender eingestellt ist.

Künftig jedoch dürfte Silke Super selbst der Grund dafür sein, dass Hörer irritiert am Radio drehen – denn erklingt ihre Stimme, ist nicht mehr Motor FM an. Knapp sechseinhalb Jahre, seit dem Start des Senders 2005, war sie Moderatorin bei Motor FM und ist mit Sendungen wie der Musik-Neuheiten-Show „superneu“ zu einer der bekanntesten Radiostimmen Berlins geworden. Jetzt wechselt die 43-Jährige zu Radio Eins. Am heutigen Dienstag ist sie zum ersten Mal zu hören, von zehn Uhr bis 13 Uhr moderiert sie bei dem RBB-Sender werktags „Radio Eins mit Silke Super“.

Mit dem Streit bei Motor FM habe ihr Wechsel aber nichts zu tun, sagte sie. Im August war Motor FM in Flux FM umbenannt worden, Gesellschafter sind seither nur noch Mona Rübsamen und Markus Kühn, Tim Renner ist nicht mehr dabei, behält aber die Markenrechte an Motor FM. „Das Angebot von Radio Eins war einfach eine schöne Gelegenheit und die habe ich wahrgenommen“, sagt Super beim Gespräch in einem Café in Berlin-Mitte. Im Hintergrund ist nur das Zischen des Milchaufschäumers, das Geklapper der Tassen und das Gemurmel der anderen Gäste zu hören, keine Musik. „Nur so kann ich entspannen. Denn sobald ich Musik höre, springt mein Kopf an und es fängt in mir an zu arbeiten: Wie hört sich der Song an? Von wem ist er? Finde ich ihn gut oder schlecht? Habe ich so etwas schon mal gehört?“, sagt Super.

Gerade deshalb ist sie von Robert Skuppin, seit 1. Juni Programmchef von Radio Eins, engagiert worden. „Radio Eins setzt auf Persönlichkeiten, die am Mikrofon etwas zu sagen haben“, sagt er und „Silke Super ist eine absolute Musikexpertin.“

Schon als Neunjährige sitzt Super ständig vorm Kassettenrekorder, nimmt Musik auf und hört britische Sender, die in Münster zu empfangen sind, wo sie aufwächst. Sie singt später für verschiedene Bands, landet beim Musiklabel Polygram, heute Universal Music. Hier betreut sie Künstler wie Nina Hagen, Yello und Doro Pesch. Tim Renner engagiert sie für sein Label Motor Music, wo sie mit Musikern wie Marusha, Westbam und Dune arbeitet. Sie kümmert sich auch darum, die Biografien der Musiker für Pressekontakte zu aktualisieren – und nimmt an ihrer eigenen einen Einschnitt vor: Sie legt ihren Geburtsnamen ab.

Als Silke Wissing ist sie im Netz zu finden, aber das sei nicht ihr Name, sagt Super. Sie will nicht erzählen, warum sie ihren alten Namen ab- und sich diesen neuen zulegt: „Ich heiße einfach so: Silke Super – ob das jetzt als Zeichen für Größenwahn oder Selbstironie gewertet wird, bleibt jedem selbst überlassen.“

In jedem Fall ist der Name so eingängig wie ein Ohrwurm. Und damit kennt sich Super aus. Als Musikchefin von MTV und Viva hat sie entschieden, welche Videos gespielt und damit zu Hits werden – und dabei ihren Instinkt dafür geschärft, was beim Publikum ankommt: „Wenn Musik bei mir etwas bewegt, dann tut sie das meistens auch bei anderen“, sagt Super.

Obwohl sie täglich mit neuen Songs von Firmen und Künstler überhäuft werde, habe sie sich einen „Endverbrauchercharme“ bewahren können. Genau dafür schätzen sie die Hörer. Super diktiert nicht, welches Lied man hören muss, um cool zu sein, sondern erklärt die Musik wie eine Freundin, die am Küchentisch sitzt und von einem neuen Song erzählt.

Welche Schwerpunkte Super, die für ZDF.kultur auch die Sendung „Berlin Live“ moderiert, bei Radio Eins setzen will, weiß sie noch nicht. „Ich lass das auf mich zukommen“, sagt sie. Zurückhaltung scheint geboten, um die neuen Kollegen nicht mit einer „Hier-komm’-ich“-Ansage zu verschrecken. Skuppin erwartet von Super, dass sie „mit ihrem unverwechselbaren Moderationsstil auch neue Akzente im Vormittag“ setzt. Dazu sei eine Musikspezialsendung geplant.

Eines ist in jedem Fall neu für Super: „Die Hörer nicht mehr zu duzen, sondern zu siezen, wird wahrscheinlich die größte Umstellung für mich sein.“

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