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Eine einzige Frau unter lauter Männern: Katrin Müller-Hohenstein.

© dpa-bildfunk

Von Tor zu Tor: Die Berichterstattung zur WM 2014 ist Männer-TV

Endlich Lob für die deutsche Fernsehfußball-WM-Mannschaft. Mit Betonung auf Mannschaft - Frauen sind im Fußballfernsehen nur im Publikum zu sehen, nie als Journalistinnen. Bis auf eine: Katrin Müller-Hohenstein

Es sollte an dieser Stelle eigentlich auch einmal gelobt werden, nicht immer nur gemeckert. Wie gut ARD und ZDF das alles machen! Wie witzig der Oliver Welke ist, wie klug der Oliver Kahn, wie schlagfertig der Mehmet Scholl, wie subtil Oliver Schmidt zu kommentieren weiß, wie gut Boris Büchler beim Bundestrainer nachfragt, wie gut sich Niels Kaben in den Favelas von Sao Paulo auskennt, wie kenntnisreich und analytisch Giovane Elber und Cacau sind (Brasilien!), wie gut Steffen Simon Spiele lesen kann (nein, kann er nicht, das hier vielleicht doch zurück!)! Fehlt noch jemand, der unbedingt gelobt werden muss? Reinhold Beckmann vielleicht? Sven Voss? Tom Bartels? Gerd Gottlob? (die beiden letzteren tatsächlich um Klassen besser als Simon). Hm, hm, hm. Fällt Ihnen etwas auf? Fehlt da nicht wirklich jemand? Doch, klar, ein ganzes Geschlecht, das die Hälfte der Bevölkerung ausmacht. Frauen. Die WM 2014 im Fernsehen ist tatsächlich eine einzige, große Männerveranstaltung. Jeden Abend Männer, Männer, Männer, immer die gleichen Nasen und Murmeltiere, nicht im Publikum der Stadien, nein, dort sind viele zu sehen, sondern vor den Kameras. Was auch insofern erstaunt, als dass das Sportfernsehen in den vergangenen Jahren in dieser Hinsicht  ordentlich aufgeholt hat, gerade auch beim Fußball, nicht zuletzt bei Sky und Sport 1. Zumindest ist die männliche Dominanz kleiner geworden. Bei dieser WM ist davon nichts zu sehen. Was macht eigentlich Claudia Neumann? Oder Kristin Otto? Oder Jana Thiel? Da ist man schon dankbar dafür, dass bei der Ankündigung von Kabens Bericht über die Favela in Sao Paulo ein Frauenname als Mitautorin fällt, Alexandra Mutz.

"Herr Götze, warum schauen Sie immer so mürrisch nach den Spielen?"

Halt, stopp, werden Sie nun sagen, da ist doch eine, eine ziemlich Prominente sogar: Katrin Müller-Hohenstein. Genau, so ist es. Aber sie scheint nach gefühltem WM-Fernsehkonsum von vier Stunden pro Abend wirklich die einzige zu sein. Immerhin an prominenter  Stelle, ganz nah am deutschen Team, Nationalmannschaftsreporterin. Und jetzt, ja, wie war das nochmal mit dem Lob?, ließe sich natürlich auch wieder trefflich über Müller-Hohenstein lästern. Aber das tun wir jetzt nicht. Sie hat es wirklich nicht leicht. Am Donnerstagabend vor dem Uruguay-England-Spiel hat sie Mario Götze im Einzelexklusivinterview, und es ist wieder keine Fernseh-WM-Sternstunde, wie nicht anders zu erwarten war. Das liegt aber nicht unbedingt an Müller-Hohenstein, die boulevardmäßig alles versucht, sondern an Götze: „Warum schauen nach Spielen immer so mürrisch?“ fragt Müller-Hohenstein. Und Götze: „Ach, hm, nein, wir haben hier alle ein großes Ziel". Und Götze auf andere, direkt an ihn, seine Person betreffende Fragen: „Wir müssen alle hart arbeiten“.- „Wir verstehen uns alle sehr gut“. Wir sind dies, wir machen das. Nein, es nicht leicht, Katrin Müller-Hohenstein zu sein. Und nein, da helfen wohl ein paar mehr Frauen auch nicht. Die andere Seite, die der Fußballer, die hat halt immer ein großes Ziel, die muss immer hart arbeiten, die kann sich nicht auch noch um das mediale Rahmenprogramm kümmern. Insofern: Es läuft doch super. Oder?  

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