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Ohne Sidekick: Steffen Simon.

© WDR/Herby Sachs

VON TOR  zu Tor: WM 2018: Der Sidekick

In den meisten anderen Ländern sind Kommentatoren-Duos üblich - nur in Deutschland wird ein Reporter niemals korrigiert. Warum eigentlich?

Jeder hat seinen persönlichen Anti-Kommentator, bei mir ist es Steffen Simon von der ARD. Das liegt an seiner streberhaften Nüchternheit und seinem roboterhaften Wortschatz. Bei ihm weiß man nie: Ist das noch Steffen Simon oder schon die Vollautomatisierung des Fußballkommentars? Im WM-Spiel Südkorea gegen Mexiko mischte er Phrasen wie „Die Partie nimmt Fahrt auf“ und „sie klappen das Visier hoch“ mit leider nur unabsichtlich Komischem: „Heung Min Son, in Korea weltberühmt“. Weil aber diese Glosse nicht zu einer reinen Kommentatorenbeschimpfung mutieren soll, ein Vorschlag zur Güte an ARD und ZDF: Stellt Steffen Simon und allen anderen einen Co-Kommentator an die Seite.

In den meisten anderen Ländern sind diese Kommentatoren-Duos üblich, in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA bietet diese Konstellation in der Regel beste Unterhaltung. Weil der Sidekick nicht nur Stichwortgeber ist, sondern im besten Fall auch ein Sparringspartner. Er frotzelt, erzählt Anekdoten aus der eigenen Karriere, und natürlich verbessert er den Kommentator, wenn dieser sich einmal irrt.

Wenn also Steffen Simon wie am Samstag eine weitere Fußball-Phrase abhakt, indem er sagt: „Er geht mit gestrecktem Bein in den Gegner rein“. Dann hätte ihn ein guter Sidekick verbessert und gesagt, dass auch die dritte Zeitlupe zeigt, dass der Koreaner bei seinem Foul genau das eben nicht macht, sondern beide Beine zurückzieht.

In den Neunzigerjahren hat es diese Kommentatorengespanne in der ARD bereits gegeben, doch leider nuschelte damals Karl-Heinz Rummenigge seine Expertisen nur gelegentlich in Gerd Rubenbauers Beobachtungen. Vielleicht auch ein Grund, warum es wieder abgeschafft worden ist. Natürlich lebt so ein Kommentatorengespann auch von der Persönlichkeit des Sidekicks. Bei Steffen Simon wäre mir das allerdings egal, Hauptsache, da sitzt noch einer.

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