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Helge Schneider zu Gast bei "Gottschalk Live".

© ARD/Philipp Hageni

Vorabend-Show: Gottschalk ist unser Leben

Die ARD-Intendanten halten am neuen Vorabendformat fest und suchen mit einer "Tageswebschau" weiter Publikum auch im Netz.

Aus, vorbei, es lohnt sich nicht mehr, in so großem Stile für die ARD unterwegs zu sein. Zu viele Verluste, zu schlechte Presse. Als am Dienstag in Erfurt die Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung der ARD-Intendanten fast vorbei war, wurde endlich die Frage nach der Zukunft eines der Zugpferde in der ARD-Unterhaltung beantwortet – ja, das Fernsehballett werde verkauft, sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel. Nicht trennen werde man sich hingegen von Thomas Gottschalk und seinem neuen Format im ARD-Vorabendprogramm, das aufgrund geringer Quoten und fragwürdiger Ausrichtung seit dem Start vor 14 Tagen in die Kritik ist.

Man lasse sich bei „Gottschalk Live“ keine Quotendiskussion aufdrücken, sagte Piel. Es gebe eine inhaltliche Diskussion, aber gerade in den letzten Sendungen sei der Moderator nahe an der Form gewesen, die sich die ARD vorgestellt habe. Am Montag habe sich das mit 1,89 Millionen Zuschauern auch besser in den Quoten widergespiegelt. Dass sich Piel dabei in Sachen Quotenrelevanz beinahe selbst widersprach, blieb genauso fragwürdig wie ihr Verweis auf andere „Fernsehexperimente“ aus früheren Zeiten, die die ARD nach Startschwierigkeiten etabliert habe. „Klimbim“ (Markenzeichen: das Eingangslied „Klimbim ist unser Leben“), „Schmidteinander“, „Gottschalk Live“ – auf diese Linie der Neueinsteiger muss man erst mal kommen.

Weitere offene Fragen auch bei einer anderen Baustelle: der länger währende Streit von ARD (und ZDF) mit den Verlegern über die Onlineaktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen. Die Verlage werfen den Sendern vor, mit ihren Webseiten presseähnliche Angebote zu veröffentlichen und so in direkter Konkurrenz zu den Tageszeitungsangeboten zu stehen. Zuletzt stand ein von ARD-Intendanten ausgehandelter Kompromissvorschlag im Raum, der im Wesentlichen vorsah, das ARD und ZDF im Web eher bild- und filmbasiert und die Onlineangebote der Zeitungen eher textbasiert vorgehen sollten. ARD-intern soll das auf Widerstand gestoßen sein, gerade auch, was die Sinnhaftigkeit der „Tagesschau“-App betrifft. Piel bestätigte den ARD-internen Ärger nicht. Es werde nicht über die „Tagesschau“-App verhandelt, sondern über die Internetangebote von ARD/ZDF sowie der Verlage. Zur „Verantwortungsgemeinschaft“ mit den Verlagen im digitalen Zeitalter gehöre eine vielfältige Presse. Die ARD wolle „zeitnah“ ein klärendes Gespräch mit den Verlagen führen. „Wir sind auf einem guten Weg.“

Einigkeit herrschte über die Zukunft der ARD-Filmtochter. Die Degeto und ihr suspendierter Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan haben eine einvernehmliche Trennung beschlossen. Jurgan war im November 2011 wegen „gravierender organisatorischer Mängel“ abberufen worden, wie die Degeto damals mitgeteilt hatte. Allerdings habe eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG „keine Pflichtverletzungen und/oder strafbaren Handlungen“ Jurgans festgestellt, wie die ARD bekannt gab. Der Degeto, so die RBB-Intendantin und neue Degeto-Aufsichtsratsvorsitzende Dagmar Reim, stehen nun in Zukunft zwei Geschäftsführer vor.

Als weiteres Ergebnis der Intendantenkonferenz wurde die „Tageswebschau“ angekündigt, ein crossmediales Format für ein jüngeres Publikum, das am 1. Juni erstmals auf Sendung gehen soll. Zugleich sollen im Internet ergänzende Informationen angeboten werden. Da ist der Verlust des Fernsehballetts doch zu verschmerzen.

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