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Geralt verfolgt einen Greifen: Szene aus dem Fantasy-Rollenspiel "The Witcher 3: Wild Hunt", das am 19. Mai erscheint.

© CD Projekt

Vorschau: "The Witcher 3": Mach's noch einmal, Hexer!

Am 19. Mai erscheint "The Witcher 3: Wild Hunt" für Konsolen und PC. Rollenspielfans fiebern den neuen Abenteuern des Hexers Geralt von Riva bereits entgegen. Tagesspiegel Online konnte vorab einen Blick auf das Spiel werfen.

Geralt von Riva ist kein strahlender Vorzeigeheld. Im Gegenteil: Der Protagonist des Fantasy-Rollenspiels "The Witcher" ist ein grimmiger Haudegen mit grauweißer Mähne, der stets als Außenseiter durch die Lande zieht. Die Bevölkerung misstraut ihm, gehört er doch zum Bund der Hexer, der seine Rekruten durch harte Ausbildung und magische Tränke in kampfstarke Mutanten verwandelt. Ziel des Hexerordens ist, die Welt von allen Ungeheuern zu befreien. Doch mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten und reptilienartigen Pupillen schüren die Hexer Argwohn, wo immer sie auftauchen.

Am 19. Mai erscheint "The Witcher 3: Wild Hunt" für PS4, Xbox One und PC. Das Spiel beschließt die Trilogie, die das polnische Studio CD Projekt im Jahr 2007 begann. Die Welt von "The Witcher 3" soll größer, detaillierter und lebendiger sein als die Welten der Vorgänger, CD Projekt will mit der aufwändigen Produktion neue Rollenspiel-Maßstäbe setzen. Auf Spielemessen heimste "Wild Hunt" bereits Dutzende von Preisen ein, obwohl erst ein Bruchteil der Inhalte bekannt ist. Tagesspiegel Online konnte das Solo-Abenteuer bei einem Studiobesuch in Warschau vier Stunden lang anspielen: ein guter Vorgeschmack auf das epische Abenteuer, das Rollenspielfans Mitte Mai erwartet.

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"Wild Hunt" erlaubt "Witcher"-Neulingen einen weitgehend hürdenfreien Einstieg. Zwar ist es von Vorteil, wenn man die ersten beiden Serienteile mit all ihre Wendungen, ihren Haupt- und Nebenfiguren bereits kennt: Schließlich hat CD Projekt ein Universum geschaffen, das der literarischen Vorlage von Andrzej Sapkowski in nichts nachsteht. Doch auch ohne Vorwissen finden Spieler schnell ins Geschehen hinein: Die grundlegenden Kampftechniken werden in einem Tutorial erklärt, auch wichtige Figuren wie Yennefer, Ciri und Vesemir haben schon früh ihren ersten Auftritt. Wer Teil 2 gespielt hat, kann seine handlungsrelevanten Entscheidungen via Savegame importieren - allerdings nur in der PC-Fassung. Für die Konsolen hat "Wild Hunt" eine elegante Lösung parat: Im Prolog plaudert Geralt mit einem Barbier über seine zurückliegenden Abenteuer, Spieler können die entsprechenden Entscheidungen hier nachträglich treffen.

Das Abenteuer beginnt mit einem Traum Geralts. Er weilt gerade auf Burg Kaer Morhen, dem Stützpunkt des Hexerbundes. Auch zwei alte Bekannte sind gerade dort: die Zauberin Yennefer von Vengerberg, Geralts Geliebte, und der Veteran Vesemir. Im Burggarten übt das Mädchen Ciri diverse Kampftechniken: Der kleine Wildfang wurde vom Orden adoptiert, um zur Hexerin ausgebildet zu werden. Das rebellische Gör fordert Geralt zu einem Wettrennen quer durch die Burg heraus - so erlernen Spieler die Basissteuerung (Rennen, Klettern, Springen). Anschließend kämpft Geralt im Burggarten ein paar Proberunden mit seinem Sparringspartner. Das Kampfsystem hat sich gegenüber "The Witcher 2" kaum geändert. Geralt trägt stets zwei Schwerter bei sich: ein stählernes für menschliche Gegner und ein silbernes für Monster. Wie üblich kommt es in Gefechten auf das richtige Timing bei Attacke und Parade an, besonders heftigen Angriffen weicht Geralt am besten per Hechtrolle aus. Außerdem verfügt Geralt über ein Arsenal an Zaubersprüchen ("Zeichen"), mit denen er Gegner beispielsweise verlangsamen oder in Brand setzen kann. Die Zeichen werden im Kampf über das Auswahlrad aktiviert.

Ausbildung auf Burg Kaer Morhen.
Ausbildung auf Burg Kaer Morhen.

© CD Projekt

Die Sparringsrunde im Burggarten wird jäh unterbrochen, als die Wilde Jagd auftaucht. Diese schier unbesiegbare Armee von Geisterreitern trieb schon in den ersten beiden Serienteilen ihr Unwesen, diesmal verschleppt sie offenbar Ciri aus Kaer Morhen. Hier deutet sich bereits an, dass der Figur Ciri im weiteren Verlauf noch besondere Bedeutung zukommen wird - laut Entwicklerstudio können Spieler sogar hin und wieder ihre Rolle übernehmen.Hier allerdings endet Geralts Traum auch schon. Der Hexer erwacht unter einem Baum und stellt fest, dass er gerade mit Vesemir in Temerien unterwegs ist und sich auf der Suche nach Yennefer befindet. Die Hexer befragen die Bevölkerung nach ihrem Verbleib, erhalten aber nur bruchstückhafte Informationen. Unterwegs kommt es auch gleich zu einer unschönen Begegnung mit mehreren Ghulen, fleischfressenden Monstern, die sich auf Geralt und Vesemir stürzen, aber schnell besiegt sind. Die Kampfgefährten brechen nun in Richtung des Dorfes Weißgarten auf, um weitere Informationen über Yennefer zu erhalten. Geralts treues Pferd "Plötze" ist erneut mit von der Partie, mit einem Pfiff kann er es jederzeit zu sich rufen. Auf dem Weg nach Weißgarten zeigt sich die Landschaft von "Wild Hunt" in voller Pracht: Geralt und Vesemir reiten auf gewundenen Pfaden durch Wiesen und Laubwälder, die Baumwipfel schwanken leicht im auffrischenden Wind, immer wieder bricht die Sonne durch dramatisch aufgetürmte Wolken. Beim Wetter und bei den Tag-Nacht-Übergängen hat sich CD Projekt besondere Mühe gegeben, im Wechselspiel mit der Natur entsteht so eine Vielzahl von Stimmungen - mal tobt ein Gewittersturm über das Land und lässt die Menschen in den Häusern Schutz suchen, mal liegt die Sonne friedlich auf goldgelben Weizenfeldern. Diese Pracht hat allerdings auch ihren Preis: Die Grafik setzt hohe Anforderungen an die Spiele-Hardware.Riesige Spielwelt, bedeutende Entscheidungen

Auf Rollenspieler wartet eine riesige Welt.
Auf Rollenspieler wartet eine riesige Welt.

© CD Projekt

Wie viel es in "Wild Hunt" zu entdecken geben wird, lässt sich bestenfalls erahnen. Laut CD Projekt soll die Spielwelt rund 30 Mal größer sein als die von "The Witcher 2" - und die war schon nicht gerade klein. Schauplätze sind unter anderem die Stadt Novigrad, in der mehrere tausend Menschen leben, sowie das Niemandsland, das Skellige-Archipel und eine Hochgebirgsregion. Eine völlig offene Spielwelt wird "Wild Hunt" nicht bieten, dafür sind die Entfernungen zwischen den Schauplätzen schlichtweg zu groß. Stattdessen können Spieler die verschiedenen Regionen - ähnlich wie in Dragon Age: Inquisition - per Schnellreisefunktion ansteuern. Um die Orientierung in den weitläufigen Gebieten zu erleichtern, setzen die Entwickler auf Orte mit Wiedererkennungswert: knorrige Riesenbäume, Ruinen oder malerische Waldlichtungen. Mehr als 200 Stunden Spielzeit soll "Wild Hunt" inklusive aller Haupt- und Nebenmissionen bieten: das verkündete CD Projekt unlängst via Twitter.

Was "The Witcher" von vielen Action-Rollenspielen abhebt, sind aber vor allem die spannenden Charaktere. Trotz Fantasy-Setting pflegt CD Projekt einen ausgesprochen realistischen Zugang zu den Spielfiguren: die Sprache ist derb und direkt, die Dialoge sind ungekünstelt und "wie aus dem echten Leben" gegriffen. Die drastischen Gewaltdarstellungen und ausführlichen Sex-Szenen sorgen dafür, dass "The Witcher" oft mit der TV-Serie "Game of Thrones" verglichen wird. In Deutschland erscheint "Wild Hunt" ungeschnitten und mit dem USK-Siegel "Ab 18".

Schwert und Magie: der Hexer im Kampf.
Schwert und Magie: der Hexer im Kampf.

© CD Projekt

Bei der Charakterzeichnung lässt das Spiel große Sorgfalt walten. Selbst Randfiguren sind keine reinen Abziehbilder, sondern haben eine eigene Geschichte und bestimmte Handlungsmotive - die Anspielversion von "Wild Hunt" liefert dafür zahlreiche Kostproben. In Weißgarten betreten Geralt und Vesemir die Dorfschänke, um die Besucher nach Yennefer auszufragen. Sie treffen dort unter anderem einen Wissenschaftler, der an die Kriegsfront zieht, um seine theoretischen Erkenntnisse mit der Praxis abzugleichen. Überhaupt ist die Besetzung Temeriens durch das Königreich Nilfgaard an jeder Ecke spürbar: In den Dörfern wimmelt es von schwarz gekleideten Besatzungstruppen, in einer Festung am See hat das Heer sein Lager aufgeschlagen. Angeblich weiß der Kommandant, wo Yennefer sich aufhält, deshalb stattet ihm Geralt einen Besuch ab. Wer einen Nilfgaarder Klischee-Bösewicht erwartet, wird überrascht: Der Kommandant lässt die örtlichen Bauern zwar Tribut zahlen, zeigt aber zugleich Verständnis für ihre prekäre Lage. Auch das ist wieder typisch für die "Witcher"-Welt: Kaum eine Figur ist gänzlich gut oder schlecht, die meisten bewegen sich in einer moralischen Grauzone. In Geralts Rolle können Spieler frei entscheiden, ob sie sich heldenhaft, eigennützig oder gar soziopathisch verhalten.

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Die Folgen von Geralts Entscheidungen sind oft nicht direkt absehbar, sondern zeigen sich erst mittel- oder langfristig: Auch das macht "The Witcher" so spannend. Leistet Geralt Hilfe in der Not, wird er vielleicht eines Tages dafür belohnt werden - oder aber in große Schwierigkeiten geraten. Auch in Sachen Entscheidungsfreiheit liefert die Preview-Version des Spiels einige Kostproben. So wird Geralt auf den Skellige-Inseln Zeuge eines Anschlags auf einen Adligen: Bei der Aufklärung des Verbrechens kann er nun entweder dessen Sohn unterstützen, der die Verdächtigen hart bestrafen will - oder er kann der Tochter helfen, die das Verbrechen durch Indizien aufklären möchte. Geralts Entscheidung erfordert nun entweder brachiales oder detektivisches Vorgehen. Sie wirkt sich aber vielleicht auch auf die künftigen Machtverhältnisse am Adelshof aus.

Geralt und Vesemir reiten durch Temerien.
Geralt und Vesemir reiten durch Temerien.

© CD Projekt

Der Höhepunkt der Anspielversion ist zweifellos die Jagd auf einen Greifen: Das geflügelte Monster terrorisiert die Gegend um Weißgarten und hat schon mehrere Personen getötet. Geralt erhält den Auftrag, das Ungeheuer zur Strecke zu bringen - und muss dafür auch alle Register ziehen. Zunächst befragt er einen Jäger, der den Ort des letzten Massakers kennt, und hilft ihm gegen wilde Hunde. Dann sucht er mit seinem Hexersinn - einer Art Röntgenblick - am Tatort nach Spuren. Um das Monster anzulocken, sammelt er Pflanzen, die nach Aas riechen, muss dafür aber auf den Grund eines Sees tauchen. Schließlich kommt es bei einer alten Windmühle zum Showdown zwischen Geralt und dem Greifen, der immer wieder aus der Luft attackiert. Erst nach einem langen Kampf mit Armbrust, Schwert und Zauberkräften hat der Hexer das Untier besiegt.

Ehe Spieler sich in das epische Abenteuer stürzen können, müssen sie erst einmal ihre Geduld besiegen. Am 19. Mai ist "Witcher"-Tag.

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