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Medien: Vorsicht, Einspruch!

Von Corinna Budras „Einspruch!“ gegen Jürgen W.

Von Corinna Budras

„Einspruch!“ gegen Jürgen W. Möllemann. Unter diesem Titel haben über 120 Journalisten und Künstler in einem Schreiben Michel Friedman im Streit mit dem stellvertretenen FDP-Vorsitzenden unterstützt. Formuliert wurde die Erklärung von Esther Schapira und Georg Hafner (siehe Kasten). Schapira ist beim Hessischen Rundfunk Leiterin des Ressorts Zeitgeschichte, Hafner ist Leiter der Redaktion „Politik und Gesellschaft“. Sie sehen in den Äußerungen des FDP-Politikers einen Angriff auf die Menschenwürde und fordern einen „respektvollen Umgang miteinander“.

Zu den Unterzeichnern des „Einspruchs!“ gehören Journalisten wie Henryk M. Broder, „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe, Tagesspiegel- Herausgeber Hellmuth Karasek, ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann, ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, die Schriftstellerin Eva Demski und der Filmemacher Rosa von Praunheim. „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer sagte zu ihrem Engagement: „Dass ,die Juden’ selber am Antisemitismus schuld seien, ist eine alte Leier, der wir schon im Falle von Ignatz Bubis hätten Einhalt gebieten müssen. Höchste Zeit also, es spätestens jetzt entschieden zu tun.“

Esther Schapira appelliert an die Pflicht von Journalisten, sich nicht nur in den eigenen Foren zu äußern. „Journalisten sind auch politische Staatsbürger, die eingreifen müssen, wenn ein Kollege so angegangen wird,“ sagte sie dem Tagesspiegel. Gerade Michel Friedman habe stets Solidarität mit denen bekundet, deren Menschenwürde angegriffen wurde. Außerdem stehe er nicht nur in seiner Funktion als Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland unter Beschuss, sondern auch als Fernseh-Moderator, sagte Schapira. Sie möchte deshalb die Solidarität mit Friedman nicht allein dem Zentralrat überlassen.

Die 41-jährige Journalistin hat kürzlich Aufsehen mit ihrem Bericht „Drei Kugeln und ein totes Kind – Wer erschoss Mohammed al-Dura?“ aus der ARD- Reihe „Das Rote Quadrat“ erregt. Darin stellte sie die zweifelhafte Rolle der Medien in der Israel-Berichterstattung dar, die bei dem Tod des zwölfjährigen Jungen vielfach automatisch von israelischen Tätern ausgegangen war. Ihren Recherchen nach ist es jedoch wahrscheinlicher, dass Palästinenser die Täter waren. „Dieser Bericht war in erster Linie ein Appell an journalistische Tugenden“, sagte Schapira. Trotzdem habe sie daraufhin eine Flut von antisemitischen Briefen bekommen. Diese Erfahrungen brächten sie zu der Schlussfolgerung, dass sich diese Republik verändere.

Die Unterschriftenaktion wollen die Initiatoren noch bis zum Wochenende weiterführen. Eine Übergabe der Liste an Jürgen W. Möllemann soll es aber nicht geben. „Es geht uns nicht um eine parteipolitische Geschichte“, sagte sie. „Dieses Problem geht uns alle an.“

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