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Medien: Vorsicht! Werbung: Vom Affen gebissen

Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Alex vor dem Hauptsitz der Bankgegellschaft Berlin und blicken an diesem hoch. Welche Frucht fällt Ihnen dazu ein?

Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Alex vor dem Hauptsitz der Bankgegellschaft Berlin und blicken an diesem hoch. Welche Frucht fällt Ihnen dazu ein? Ein Pfirsich mit auffälligem Braunbereich? Oder eine Pflaume mit Schimmel auf dem Blau? Alles falsch. Das Geldinstitut mit den drei Balken präsentiert sich in seiner neuen Werbung als aufgesprungene Kastanie. Somit ist es in bester Gesellschaft mit der Dresdner Bank, die schon vor einem Jahr mit der Frucht des Buchengewächses warb. Der gemeine Bankkunde fragt sich zwar nach dem Sinn, überlässt die Antwort aber Herrn Weidner, dem Sprecher des Bankhauses. Verwirrung macht sich erst breit, wenn er die Kastanie als Anzeige in der "FAZ" sieht. Hier symbolisiert sie einen internationalen Fond der Bank. Dazu steht die Frageantwort: "Weltweit investieren? Mit Sicherheit!" Angesichts der Verfassung, in der sich die meisten Fonds befinden, ist diese Aussage schon kühn genug. Wenn aber Deutschlands größte Skandal-Bank die Sicherheit aufs Schild malt, ist das nicht kühn. Sondern trampelig.

Die Absicht liegt auf der Hand. "Gerade jetzt, wo wir ins Gerede gekommen sind, müssen wir beinhart gegensteuern." Ich will nicht ausschließen, dass die Bankgesellschaft ein durchaus solides Institut ist. Die Affäre geht schließlich nicht auf die gesamte Belegschaft zurück. Ausschließen aber kann ich ein Übermaß an Intelligenz in der Werbeabteilung, zumal der bereits genannte Herr Weidner im Fachblatt "Horizont" meinte: "Die öffentliche Diskussion schließt den hohen Standard unserer Produkte nicht aus." Dabei hätte er etliche Punkte sammeln können, wenn er gesagt hätte: "Der Fond ist prima. Aber unsere Leute, die ihn in dieser Form angepriesen haben, waren vom wilden Affen gebissen."

Reinhard Siemes

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