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Die Tagesthemen hatten am Donnerstag weniger Zuschauer, als die anderen Nachrichtenformate bei ZDF und ARD.

© NDR

Was Chemnitz auch bedeutet: „Tagesthemen“ im Ersten um 20 Uhr

Die Ereignisse in Chemnitz bringen hohe Quoten für Nachrichtenformate. Wie ARD und ZDF das Programm umgestalten könnten. Ein Kommentar.

Die Zahlen beeindrucken. Das „heute-journal“ des ZDF war mit 4,19 Millionen Zuschauern die meistgesehene Sendung im deutschen Fernsehen am Donnerstag. Knapp dahinter folgen der „Brennpunkt“ mit 4,01 Millionen und die „Tagesschau“ mit 3,91 Millionen im Ersten. Das Informationsfernsehen hat die Unterhaltung klar und deutlich abgehängt.

Wut, Gewalt und Protest in Chemnitz schüren und schärfen das Interesse des Publikums. Aber, und auch das besagen die Quoten, was da aktuell in Ostdeutschland passiert, bleibt nicht in Ostdeutschland. Der wachsende Extremismus, beileibe nicht nur rechts, ist ein gesamtdeutsches Problem und Phänomen.

Das Fernsehen, gerade das öffentlich-rechtliche, muss die Stress-Themen auf- und wahrnehmen. Am Donnerstag ist das gelungen – mit einem „Brennpunkt“, „Panorama“, mit „Maybrit Illner“ und, natürlich, mit den Nachrichten. Nicht wenige werden jetzt stöhnen: Das ist viel, viel zu viel. Ist es nicht, wenn die bedrängende Wirklichkeit umfassend und seriös in den Infoprogrammen gespiegelt werden soll.

Meines Erachtens müssen sich entsprechende Überlegungen nicht aufs Wieviel, sondern aufs Wie richten. Das ZDF hat mit „heute“ um 19 Uhr und dem „heute-journal“ um 21 Uhr 45 die richtige Klammer gesetzt, hier wird Fernsehen zur Sammlungsbewegung im potenziell erreichbaren Publikum.

"Tagesthemen" beginnen zu spät

Das Erste ist im strukturellen Nachteil, die Hauptausgabe der „Tagesschau“ sitzt um 20 Uhr perfekt, doch die „Tagesthemen“ scheinen zu spät zu beginnen, am Donnerstag wurde um 22 Uhr 25 gestartet, 1,81 Millionen Millionen schalteten ein.

Nun soll nicht einer unseligen, weil parallelen Konkurrenz von „heute-journal“ und „Tagesthemen“ das Wort geredet werden. Etwas anderes könnte passieren. Ist es undenkbar, dass die „Tagesschau“ um 20 Uhr zu einem Nachrichtenmagazin von einer halben Stunde, wenn nicht 45 Minuten mutiert?

Ohne Mühe könnten die einzelnen Beiträge an Tiefe gewinnen, den entschuldigenden Hinweis auf tagesschau.de vergessen machen, den „Brennpunkt“ inkludieren und das gehetzte Interview in den „Tagesthemen“ zum Gespräch ausgreifen lassen.

Gab’s noch nie? Gab’s noch nie. Aber das mit den Extremen, mit den Rassisten wird auch nicht morgen oder übermorgen verschwunden sein.

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