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Herz und Schmerz. Lara Joy Körner und Hendrik Duryn in der Rosamunde Pilcher-Verfilmung "Nebel über Schloss Kilrush".

© ZDF

Was das Fernsehpublikum wirklich will: Fußball ist der Tod des Fernsehens

9,41 Millionen schauten Fußball in der ARD, 3,97 Millionen Rosamunde Pilcher im ZDF. Völlig egal, dass das kein öffentlich-rechtliches Programm ist.

Fußball ist der Tod des Fernsehens. Ein Riesensatz, dem nur die Ball-Hasser applaudieren werden. Vielleicht findet die leichte Variation mehr Beifall: Fußball ist der Tod des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags. Am Mittwoch zeigte die ARD das weitgehend sinnfreie Länderspiel der Jogibuben gegen die Klinsmen. Am Donnerstag durfte das Erste jubeln. Im Schnitt hatten 9,41 Millionen Zuschauer die Übertragung verfolgt. Das ZDF durfte auch feiern. "Rosamunde Pilcher: Nebel über Schloss Kilrush" holte 3,97 Millionen, danach lief "Inga Lindström: Prinzessin des Herzens" mit 2,16 Millionen. Die Schottland-Schmonzette und der Schund-auf-den-Schären liefen von 20 Uhr 15 bis 23 Uhr 15, erst dann war es mit dem Herzeleid vorbei. Das "heute-journal" war für diese Strecke verschoben worden, das Magazin startete erst um 23 Uhr 15 und wurde von 2.16 Millionen eingeschaltet. Das ist nicht die Quote, die die erfolgreichste Info-Sendung des Zweiten gewohnt ist. Das "Auslandsjournal" hatten die Mainzer Programmplaner gleich ganz gecancelt.

Marktführer ZDF handelt wie ein Marktführer

Das ZDF ist auch 2015 das erfolgreichste Programm im deutschen Fernsehen. Dieser Stand ist beim Sender Leitbild geworden. Ein Fußballabend in einem Konkurrenzprogramm darf für das ZDF keinesfalls ein Anlass zur Resignation sein. Frauenaffine Fiktion ist das ideale Gegengift. Nicht die Information, auf die das ZDF sonst so stolz ist, nein, es muss säuseln, herzeln und busseln. Alles wird gut, und wenn es nicht gut ist zwischen Mann und Frau, dann wird wie am Mittwoch so lange weitergesendet, bis alles gut geworden ist. "heute-journal"? Vergiss es! "Auslandsjournal"? Vergiss es!

So ist das beim Zweiten: Der immer wieder betonte Programmcharakter öffentlich-rechtlichen Fernsehens hält mit dem Verstand nicht Schritt. Der Verstand sagt, dass eine "weibliche" Gegenprogrammierung gegen den Fußball fruchtet. Der Verstand hat Recht. Viele Zuschauerinnen sind dem Angebot gefolgt. Wer immer auf die Quotenfixiertheit von ARD und ZDF schimpft, dem wurde am 10. Juni schrecklich vor Augen geführt, dass Quoten Ausdruck richtigen Handelns sind. Ein Großteil des Publikums, wahrscheinlich die Mehrheit, will, dass die ARD Fußball überträgt und das ZDF Pilcher-Lindström zeigt. Umgekehrt würde das auch funktionieren. Alles andere ist Augenwischerei.

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