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Anne Will und ihre Talkshow im Ersten

© picture alliance / Eventpress

Update

Wegen Absprachen: Kartellamt verhängt Bußgeld gegen Studio Berlin und Bavaria

Das Bundeskartellamt hat gegen mehrere TV-Produktionsfirmen Bußgelder verhängt. Darunter auch das Studio Berlin. Zu Preisabsprachen sei es jedoch nicht gekommen, erklärt Mutterhaus Studio Hamburg.

Frank Plasberg, Johannes B. Kerner, Anne Will - wer die Webseite des Studio Berlin Adlershof aufruft, wird von diesen TV-Größen begrüßt. Das TV-Produktionsstudio gehört zu den Unternehmen, gegen die das Bundeskartellamt ein Bußgeld in Höhe von 3,1 Millionen Euro wegen illegaler Absprachen verhängt hat, wie die Wettbewerbshüter am Mittwoch bekannt gegeben haben. Noch betroffen von der Entscheidung ist zudem die ebenfalls in Berlin ansässige Schwestergesellschaft Studio Berlin Broadcast sowie die in Grünwald bei München ansässige Bavaria Studios & Production Services. Ihnen allen wird die "Beteiligung an einem kartellrechtlich unzulässigen Informationsaustausch" zur Last gelegt. Konkret ging es unter anderem um Informationen über Kostenstrukturen zum Beispiel bei Personal- und Stromkosten, aber eben nicht um harte Preis- oder Gebietsabsprachen.

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch ein anderes Produktionsstudio: Die MMC Studios Köln - und zwar im Rahmen eines Kronzeugenantrages des tatbeteiligten Studios. Für solche Fälle gibt es eine Bonusregel, nach der gegen dieses Unternehmen kein Bußgeld verhängt wird. Das Kartellamt wirft den anderen drei Studios vor, dass es im Zeitraum zwischen September 2011 und Dezember 2014 zwischen den verantwortlichen Vertretern der Unternehmen regelmäßig Zusammenkünfte und weitere persönliche Kontakte gegeben habe. Dabei sollen Informationen über Preise, Angebotsinhalte, ihr Angebotsverhalten und andere wettbewerblich sensible Informationen ausgetauscht worden sein.

"Eine Lehre für die gesamte Branche"

Dagegen hat sich jedoch der Anfangsverdacht von Preis- und Kundenabsprachen nicht bestätigt, betonte Johannes Züll, Vorsitzender der Geschäftsführung von Studio Hamburg, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Zur Studio Hamburg Gruppe gehören auch Studio Berlin Adlershof und die zwei Schwesterunternehmen. „Auch wenn es zwischen den Beteiligten nicht zu konkreten Angebotsabstimmungen gekommen ist, haben wir einen Fehler begangen“, gibt Johannes Züll zu. Um den Verdacht von Absprachen zum Beispiel bei Bietergemeinschaften zu vermeiden, hätte bei jedem Treffen eine Agenda und ein Protokoll erstellt werden müssen. Dies sei jedoch nicht geschehen. Daraus wurden nun Konsequenzen gezogen: „Wir haben zwischenzeitlich umfassende Aufklärungen und Schulungen bei uns im Haus durchgeführt, damit so etwas zukünftig nicht mehr passiert", sagte Züll, für den das Verfahren "eine Lehre für die gesamte Branche" ist.

„Die Beteiligten wollten über den Austausch sensibler Informationen wie z.B. die eigene Preiskalkulation den Preiswettbewerb beim Betrieb von Studios für TV- und Filmproduktionen eindämmen und die Erlössituation ihrer Unternehmen verbessern. Ein so weitgehender Informationsfluss zwischen konkurrierenden Unternehmen kann den Wettbewerb ebenso einschränken wie Preisabsprachen“, wertete hingegen Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes das den Unternehmen zur Last gelegte Verhalten. Die verhängten Geldbußen sind noch nicht rechtskräftig. Gegen die Bescheide kann Einspruch eingelegt werden, über den das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheiden würde.

Die Studios kooperierten mit dem Kartellamt

Bei der Bußgeldfestsetzung wurde berücksichtigt, dass die Unternehmen während des gesamten Verfahrens umfassend mit dem Bundeskartellamt kooperiert haben. Ferner konnten mit den Unternehmen einvernehmliche Verfahrensabschlüsse erzielt werden, was sich für die Firmen ebenfalls bußgeldmindernd ausgewirkt hat, teilte das Kartellamt weiter mit.

Studio Berlin mit seinen Unternehmen Studio Berlin Adlershof und Studio Berlin Broadcast ist Teil der Studio Hamburg Gruppe. Studio Berlin verfügt am Standort Berlin über neun Studios und eine Flotte an modernen Übertragungswagen. Die Studio Hamburg Gruppe ist im Film und Fernsehbereich tätig und setzt jährlich rund 250 Millionen Euro um. Studio Hamburg gehört über NDR Media zu 100 Prozent zum Norddeutschen Rundfunk (NDR). An den Bavaria Studios sind das ZDF sowie die ARD-Sender WDR, MDR, SWR und BR beteiligt.
Trotz der öffentlich-rechtlichen Anbieterstruktur betrifft die Kartellamtsentscheidung nicht nur Aufträge von ARD und ZDF, sondern genauso aus dem Privat-TV-Bereich. So werden zum Beispiel „Voice of Germany“ und Mario Barth in Studio Berlin Adlershof produziert.

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