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Medien: Werbung ohne Grenzen?

Die Europäische Kommission will die EU-Fernsehrichtlinie überarbeiten. Deutsche Privatsender schöpfen Hoffnung

Die Beschränkung der Werbezeiten im europäischen Fernsehen könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Die entsprechenden Regeln in der EURichtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ müssten auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden, beschloss die Europäische Kommission in Brüssel. Außerdem soll die geplante Neufassung der Richtlinie zur Förderung europäischer Werke im Fernsehen genauere Vorgaben enthalten.

Bisher regelt die EU-Fernsehrichtlinie unter anderem die erlaubte Dauer der TV-Werbung. In Deutschland beträgt die maximale Werbedauer zwölf Minuten pro Stunde. „Die Kommission hat vor allem von Verbraucherorganisationen mehrere Klagen bezüglich der Einhaltung dieser Mengenbegrenzung erhalten“, stellte die Brüsseler Behörde bei der Verabschiedung ihres Arbeitsplans zur Neufassung der Richtlinie fest. Diesen Klagen werde nachgegangen. Zugleich stellte die Kommission die Regelung als solche aber in Frage: Der Sinn einer mengenmäßigen Begrenzung für Werbung mit der heute gültigen Genauigkeit sollte überprüft werden.

Zur Begründung führt die Brüsseler Behörde die enorm gewachsenen Wahlmöglichkeiten der Zuschauer an. Der Verbraucher besitze viele Alternativen und könne nicht nur unter wenigen Privatsendern wählen wie noch vor einigen Jahren. Anfang 2001 habe man in den 15 EU-Staaten 660 landesweit empfangbare Sender gezählt. Diese Zahl dürfte seither auf 800 gestiegen sein. Über Satellit würden auch immer mehr Sender in mehr als einem Land ausgestrahlt. Trotz dieser Vervielfachung des Angebots habe der durchschnittliche Zuschauer sein Verhalten kaum geändert. Seine Aufmerksamkeit konzentriere sich auf eine begrenzte Zahl von Sendern, öffentliche und private Sender hielten ihre jeweiligen Marktanteile.

Ein Sprecher des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) in Berlin wertete den Beschluss als „positives Signal“ fürs kommende Jahr. „Wir haben schon lange darauf hingewiesen, das Thema neu anzugehen. Die Rücknahme der Beschränkung könnte der Werbeindustrie einen neuen Impuls geben und auch für neue, kreative Werbeformen Platz schaffen,“ sagte er.

Zur Hauptfernsehzeit am Abend, der Prime-Time, zeigen die Sender laut Brüsseler Analyse EU-weit zunehmend national produzierte Filme und so genannte Reality-Shows. Zu anderen Tageszeiten würden nach wie vor viele fiktionale US-Produktionen gesendet. Im Jahr 2000 habe die EU für vier Milliarden Dollar (rund 3,8 Milliarden Euro) mehr Fernsehrechte aus den USA gekauft, als sie dorthin exportieren konnte. Bei der Neufassung der Fernsehrichtlinie will die Kommission auch überprüfen, wie die Vorgaben zur Förderung europäischer Produktionen genauer gefasst werden sollten. dpa/Tsp

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