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Foto: SWR

© SWR/Monika Maier

Wirbel in Stuttgart: Tochter von Schäuble rückt an SWR-Spitze

Christine Strobl wird Fernsehspiel-Chefin in der zweitgrößten ARD-Sendeanstalt - eine umstrittene Personalie.

Kürzlich machte der Vater, Finanzminister Wolfgang Schäuble, Schlagzeilen, jetzt die Tochter: Christine Strobl ist am Freitag vom Verwaltungsrat des Südwestrundfunks (SWR) auf Vorschlag von Intendant Peter Boudgoust zur Fernsehspiel-Chefin gewählt worden und damit an die Spitze der wahrscheinlich wichtigsten Hauptabteilung der zweitgrößten ARD-Sendeanstalt – ein Karrieresprung, der schon vorab für Wirbel gesorgt hatte.

Denn wie ihr Vater ist auch die 39-jährige Juristin Mitglied der baden-württembergischen CDU. Und der wiederum dient ihr Ehemann als Generalsekretär: der Heilbronner Bundestagsabgeordnete Thomas Strobl. Dass auch Boudgoust und der SWR-Verwaltungsratsvorsitzende Ulrich Müller ein schwarzes Parteibuch haben, offerierte Kritikern wie auf dem Silbertablett das schnelle Verdikt vom Parteifunk.

Dieser Unterstellung folgte im rot regierten Rheinland-Pfalz, dem anderen Standbein der Zwei-Länder-Anstalt, prompt Ministerpräsident Kurt Beck. Auf die Frage, ob der SWR jetzt schwarz lackiert werde, antwortete der SPD-Mann süffisant: „Man muss sich ja nur das Personaltableau ansehen, da ergibt sich die Antwort von selbst.“

Peter Boudgoust, der einst aus dem Staatsministerium zum Sender kam, seit 2007 dem SWR und seit 2009 der ARD vorsteht, wird gewusst haben, was er sich für eine Diskussion mit der Personalie aufladen wird. Noch vor der Verwaltungsratssitzung warb er in einem Brief an die Mitarbeiter für Strobl. Beim Auswahlverfahren sei allein „die Fach- und Führungskompetenz“ entscheidend gewesen. Familiäre Umstände dürften weder in diesem noch in anderen Fällen eine Rolle spielen.

Dass ihm dann, wie zu erfahren war, „eine gar nicht knappe Mehrheit“ aus der Riege des 15 Mitglieder zählenden Verwaltungsrats nach intensiver Debatte gefolgt ist, darf sich der Intendant auch persönlich gutschreiben. Man weiß, dass sich der in der Wolle gefärbte Öffentlich-Rechtliche bisher immer bewusst als Parteimann zurückgenommen hat.

„Christine Strobl ist eine sehr engagierte und anerkannte Führungskraft, die das SWR-Familienprogramm im Ersten und im Kika erfolgreich weiterentwickelt und profiliert hat“, teilte Boudgoust am Freitag in Stuttgart mit. Strobl, schon seit 1999 beim SWR, kann auch auf fachliche Anerkennung von außen verweisen: So lobt Nico Hofmann, erfolgreicher Filmproduzent, ihre „Führungsstärke und dramaturgische Kompetenz“.

Die Schuhe, die für Strobl ab Februar 2011 bereit stehen, sind groß: Ihr Vorgänger Carl Bergengruen, der als Geschäftsführer von Studio Hamburg an die Elbe wechselte, ist für ausgezeichnete SWR-TV-Produktionen verantwortlich, wie „Stauffenberg“, „Mogadischu“ oder „Romy“. Doch auch Strobl kann internationale Erfolge vorweisen. Der von ihr verantwortete Jugendkrimi „Netzangriff“ wurde im September mit dem Rose d’Or Award beim Filmfestival in Luzern ausgezeichnet.Bettina Wieselmann

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