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Oliver Schmidt, Béla Réthy, Claudia Neumann und Martin Schneider kommentieren für das ZDF.

© Markus Hertrich/ZDF

WM 2018: Von Tor zu Tor: Nehmen Fußballkommentatoren ihren Job nicht ernst?

"Und jetzt zu den wirklich wichtigen Dingen" – dieser Satz fiel einige Male, als die Fußballkommentatoren an die Kollegen von den Nachrichten übergaben. Welches Arbeitsverständnis offenbart sich da?

Seit Erfindung der Liveübertragung wird darüber gerätselt: Warum nur drohen die deutschen Fußballkommentatoren beim Moderieren stets einzuschlafen? Außer den Spieler zu nennen, der gerade den Ball berührt, bereitgelegte Statistiken zu verlesen oder die angezeigte Restspielzeit anzusagen, fällt ihnen oft nicht viel ein.

An Erklärungen mangelt es nicht. Mal wird es auf das als unterkühlt geltende Temperament der Nation geschoben. Dagegen spricht jedoch allein schon der lautstarke Public-Viewing-Wahnsinn in den Bier- und Schrebergärten.
Andere argumentieren, es liege daran, dass hierzulande nicht im Team moderiert wird, wie bei den Kollegen aus England oder Italien, die sich gegenseitig hochschaukelten. Wogegen sich wiederum einwenden ließe, dass die hiesigen Rundfunkkommentatoren dieses Problem offensichtlich nicht haben.

Vielleicht ist der Grund ein viel banalerer. Womöglich ist ihnen die ganze Chose mehr oder weniger egal. Oder wie soll man diesen Satz verstehen, der bei dieser WM mehr als einmal gefallen ist: Nicht nur Oliver Schmidt verabschiedete sich wie am 19. Juni beim Spiel Russland gegen Ägypten mit den Worten „Und jetzt zu den wirklich wichtigen Dingen“ in die Halbzeitpause und zu den Nachrichten.

Mal davon abgesehen, dass der Satz Blödsinn ist, weil „wichtig“ kein konkreter, sondern ein höchst relativer Begriff ist, dem die Dudendefinition („für jemanden, etwas von wesentlicher Bedeutung“) auch Rechnung trägt. Schlimmer ist: Welches Arbeitsverständnis offenbart sich da? Wenn eh alles egal ist, wieso sollte man dann Engagement aufbringen?

Wie gesagt: wichtig ist relativ. Fußball auch. Eine Entschuldigung, seinen Job nicht ernst zu nehmen, ist das nicht. Man stelle sich vor, Claus Kleber würde mit so einem Satz zurück zum Fußball übergeben. Das wäre ein Fall für eine Abmahnung!

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