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Christina Graf ist Fußballkommentatorin in der zweiten Bundesliga.

© Armin Weigel

WM 2018: Von Tor zu Tor: Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder

Wenn es irgendwann mal normal sein soll, dass Frauen Fußball kommentieren, müssen mehr Frauen Fußball kommentieren. Öffentlich-rechtliche Sender sollten Vorbild sein.

Gläserne Decken sind hart und schwer zu durchstoßen, und wenn man Pech hat, dann ist nach dem Achtelfinale oder in der Zweiten Bundesliga Schluss. Dann sitzt man dort ganz benommen vom Rückprall und irgendwie frustriert auf dem Hintern und schaut nach oben, wo die Béla Réthys und Tom Bartels fröhlich in den Kommentatorenboxen vor sich hin analysieren und kritisieren. 

Diese Erfahrung müssen Sportkommentatorinnen wie Claudia Neumann und Christina Graf tagtäglich machen, Neumann bei der WM und Graf in der Bundesliga, bei der sie über die Zweitklassigkeit nicht hinaus kam. Zu wenige fachkundige Frauen gebe es, kaum Nachwuchs, den man rekrutieren könne, so lautet die Argumentation der Sender.

Geschenkt: Als Mädchen wird einem Fußball nicht gerade als gesellschaftlich akzeptiertes Steckenpferd ans Herz gelegt. Fehlen Vorbilder aus dem sozialen Umfeld, ist die Motivation zur Beschäftigung mit Spielern, Statistiken und Taktik natürlich gering.

Dadurch rücken auch keine weiblichen Fußballnerds auf den Bildschirm und in die Radio-Liveschalte nach, es fehlen wieder Vorbilder. Was dagegen sichtbar wird: Wer sich als Frau an den Fußball wagt, der bekommt aufs Dach, muss sich gegen Shitstorms wappnen, wird bedroht und beleidigt – wenig attraktive Jobperspektiven.

Gerade deshalb sind solche Initiativen wie die von Sky, die eigens eine Kommentatorin casteten, auch so wichtig. Dabei sollten die öffentlich-rechtlichen Sender in Vorleistung gehen, schließlich haben sie einen Auftrag, der mit einschließt, dass die Gesellschaft abgebildet werden muss.

Wie sieht es etwa bei der ARD aus mit Kommentatorinnennachwuchs? Und wenn wir schon dabei sind: Wer, außer Béla Réthy, hat unter den Kommentatoren einen Migrationshintergrund? Nur zur Erinnerung: In Deutschland haben 20 Prozent der Menschen einen solchen. Auch die wollen wir sehen.

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