zum Hauptinhalt

Medien: WM-Rechte: Spiel auf Zeit

Die ARD fordert keine territoriale Exklusivität, falls sie die Übertragungsrechte für die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 von der Kirch-Gruppe erwirbt. Fritz Pleitgen, ARD-Vorsitzender und Intendant des Westdeutschen Rundfunks, sagte dem Tagesspiegel am Mittwochabend in Berlin, ihm "würde es nichts ausmachen, wenn wir keine Exklusivität bekommen, also beispielsweise von Großbritannien aus nach Deutschland eingestrahlt wird".

Die ARD fordert keine territoriale Exklusivität, falls sie die Übertragungsrechte für die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 von der Kirch-Gruppe erwirbt. Fritz Pleitgen, ARD-Vorsitzender und Intendant des Westdeutschen Rundfunks, sagte dem Tagesspiegel am Mittwochabend in Berlin, ihm "würde es nichts ausmachen, wenn wir keine Exklusivität bekommen, also beispielsweise von Großbritannien aus nach Deutschland eingestrahlt wird". Pleitgen bezog damit für die ARD eine andere Position als die Kirch-Gruppe, die von den Rechte-Interessenten ARD und ZDF eine Verschlüsselung der digitalen Satelliten-Ausstrahlung verlangt. Kirch fürchtet Schwierigkeiten und finanzielle Einbußen beim Rechte-Kauf auf anderen Fernsehmärkten Europas, falls die WM-Übertragungen im ersten und zweiten Programm per Astra-Satellit über die Grenzen Deutschlands hinausgehen. Deswegen will er die digitale Ausstrahlung verschlüsselt sehen, was in zahlreichen deutschen Fernsehhaushalten eine Nachrüstung bei den Decodern notwendig machen würde. Dieser finanzielle Aufwand, den die Gebührenzahler leisten müssten, wird wiederum von einigen ARD-Intendanten gefürchtet, weshalb das Ja der ARD zum Rechte-Deal wenigstens hinausgezögert ist.

Pleitgen verneinte in Berlin auch, dass "die ARD mal Ja und dann wieder Nein zu den Verträgen sagt". Es sei erst vor kurzem eine Studie bekannt geworden, wonach "die im Vertragswerk aufgenommene Verschlüsselung nach einer konservativen Schätzung rund 250 000 bis 400 000 Haushalte betreffen wird". Hier liege "eines von mehreren Problemen mit einem besonderen Gewicht", sagte Pleitgen. Er sei aber "nicht entmutigt, dass die Vertragspartner zu einem Konsens kommen werden". Nach Ansicht des ARD-Vorsitzenden hat "Kirch weniger Zeit als die ARD, was das Datum des Vertragsabschlusses angeht". Kirch, ließ Pleitgen durchblicken, benötigt eine vorzeigbare Vereinbarung in Deutschland für den weiteren Rechteverkauf in Europa.

Auf jeden Fall werden sich die ARD-Intendanten heute erneut in einer Schaltkonferenz mit den TV-Rechten beschäftigen. Offen ist, ob es dabei zu einer endgültigen Entscheidung kommt. Beide Seiten hatten sich darauf verständigt, die Verträge bis zum 30. April auszuformulieren.

Die Kirch-Gruppe ihrerseits droht weiterhin damit, in ARD und ZDF nicht mehr ihre alleinigen Verhandlungspartner zu sehen. Urs Rohner vom Vorstand der Pro 7 Sat 1 Media AG (sie gehört zum Kirch-Konzern) merkte ebenfalls in Berlin an, dass er "sich eine Fußball-WM im privaten Free-TV vorstellen kann - entweder in RTL oder in Sat 1 oder in beiden Sendern. Wir könnten ein Modell finden, das sich rechnet."

Rohner und Pleitgen saßen zusammen mit Ewald Walgenbach (RTL Group) auf dem Podium zu einer Veranstaltung des "Gesprächskreises Politik und Medien" der Friedrich-Ebert-Stiftung. Das Thema hieß "Konzernbildung im Fernsehen", die Diskussion verlief mehr als friedlich. Der Kulturkampf öffentlich-rechtliches System gegen private Fernsehveranstalter ist beendet. An der jeweiligen Existenzberechtigung wurde und wird nicht mehr gezweifelt. Kleinere Hakeleien gab es nur bei der Frage, ob die ARD ein Konzern sei. Während Rohner und Walgenbach auf entsprechende Organisation und Strukturen optierten, kam Pleitgen mit der Frage um die Ecke, "ob ein Konzern denn 22 Orchester unterhält"? Nein, es wollte sich kein Streit einstellen, um so weniger, als Urs Rohner erklärte, dass "ARD und ZDF Programme für ein großes Publikum ausstrahlen, die privat nicht zu finanzieren sind". Damit waren unterschiedliche Funktionen und Programmaufträge erkannt und anerkannt. Die Konzernbildung wurde als Folge des so gut wie abgeschlossenen Konzentrationsprozesses für beendet erklärt. Nur Ewald Walgenbach sieht für die RTL-Gruppe noch Arrondierungs-Bedarf bei "News und Musik". Eine Beteiligung an n-tv und Viva - "richtiger Preis und richtige Konditionen vorausgesetzt" - wäre reizvoll.

In schöner Einmütigkeit stellten die drei vom Podium zum Ende hin fest, dass das deutsche Fernsehen sich im internationalen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau bewege. Diese Aussage stürzte das fernseherfahrene Plenum ins Grübeln. Immerhin, es durfte auch gelacht werden. Urs Rohner kassierte von Dagmar Reim, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg, den "Heuchelpreis des Tages", als der Vorstand der Pro 7 Sat 1 Media AG sich "Übertragungen von Verwaltungsprozessen" in Programmen seines Konzern vorstellen konnte.

Zur Startseite