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Georg Büchner wird "Spiegel"-Chef

© dpa

Wolfgang Büchner: Neuer "Spiegel"-Chef: Einer für alles

Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo mussten gehen, weil sie sich in der Online-Strategie nicht einigen konnten. Wolfgang Büchner hat die dpa in die Online-Ära geführt. Sein neuer Job beim "Spiegel" dürfte noch schwieriger werden.

Es kam am Ende nicht mehr ganz überraschend: Wolfgang Büchner, 46, wird Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ und von „Spiegel Online“. Er solle sein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt antreten, teilte „Der Spiegel“ am Montag in Hamburg mit. Wann das genau sein wird, steht noch nicht fest. Die Deutsche Presse-Agentur muss erst einen Nachfolger finden. Büchner ist seit Anfang 2010 Chefredakteur der dpa. Er war bereits von 2008 bis 2009 Chefredakteur von „Spiegel Online“. „Büchner bringt alle Voraussetzungen mit, die beiden Redaktionen des Nachrichten-Magazins ,Der Spiegel‘ und der Nachrichten-Website ,Spiegel Online‘ erstmals gemeinsam zu führen und damit die publizistische Zukunft der Medienmarke ,Spiegel‘ erfolgreich zu gestalten“, sagte „Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe.

Am 9. April war die bisherige „Spiegel“-Doppelspitze von Print-Chef Georg Mascolo und Digital-Chef Mathias Müller von Blumencron abgesetzt worden. Die Trennung erfolgte aufgrund „unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung“. Bis zu Büchners Start beim „Spiegel“ wird die Redaktion geführt von den beiden stellvertretenden Chefredakteuren, Klaus Brinkbäumer und Martin Doerry. Rüdiger Ditz, Chefredakteur von „Spiegel Online“, verantwortet das Nachrichtenangebot im Internet.

Der 46-Jährige Wolfgang Büchner startete seine Laufbahn in der Schulzeit als freier Mitarbeiter der „Speyerer Tagespost“. Nach dem Studium versuchte Büchner gemeinsam mit anderen Journalisten, eine Boulevard-Zeitung in Halle aufzubauen. Von 1991 bis 1999 arbeitete er als freier Mitarbeiter und später als Korrespondent für die Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters. Ab 1999 war er als Chef vom Dienst am Aufbau der „Financial Times Deutschland“ beteiligt, die im Dezember 2012 von Gruner + Jahr eingestellt wurde. 2001 wechselte Büchner als Geschäftsführender Redakteur zu „Spiegel Online“. Im Januar 2003 wurde er dort gemeinsam mit Rüdiger Ditz Stellvertreter des Chefredakteurs Mathias Müller von Blumencron. 2008 übernahm er gemeinsam mit Ditz die Chefredaktion des Online-Angebots, als Müller von Blumencron gemeinsam mit Georg Mascolo die Chefredaktion des „Spiegels“ übernahm.

Ein Jahr später wurde Büchner vom Aufsichtsrat der dpa zum Chefredakteur der Nachrichtenagentur ernannt. 2010 trat er das Amt an und widmete sich vor allem der Aufgabe, Text, Bild, Grafik, Audio und Video noch enger zu verzahnen und die Meldungen inhaltlich zu vertiefen. Auch den vielfältigen Kundenwünschen sollte besser entsprochen werden. Ein Modernisierer-Job, der er ziemlich gut hinbekommen hat. Büchner hat dpa in die Online-Ära geführt, ohne das Kerngeschäft zu vernachlässigen. Er gilt als sehr interessiert an den technischen Veränderungen im Journalismus. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb 2009 anlässlich seines Wechsels zu dpa über ihn, er sei in die Rolle eines Redaktionsmanagers hineingewachsen, „dessen Ehrgeiz, nicht im mittleren Management stehenzubleiben, für viele früh zu erkennen war“. Ob Büchner aber auch die Führungsstärke hat, um die 1250 Mitarbeiter der Spiegel-Gruppe auf dem Verzahnungskurs Print und Online mitzunehmen, bleibt abzuwarten.

Ende 2010 und Ende 2012 wurde Büchner von der Jury des „medium magazins“ zum „Chefredakteur des Jahres“ gewählt. Die Jury begründete die Auszeichnung mit den neuen Impulsen, die Büchner der Agentur gegeben habe. Dabei sei es ihm gelungen, „das Team für seine Vorstellungen einer multimedialen, transparenten Agentur als Dienstleister zu motivieren“. Es wird nicht einfach für die dpa, einen adäquaten Nachfolger zu finden.

Zuletzt waren als möglicher neuer „Spiegel“-Chef auch die Namen Jakob Augstein und Miriam Meckel gehandelt worden. Büchner gilt als Mann der Mitte. Deutschlands größtes Nachrichtenmagazin leidet seit Jahren an Auflagenschwund. Zu Amtsantritt von Mascolo und Müller von Blumencron hatte die verkaufte Auflage noch bei mehr als einer Million Exemplaren gelegen, zuletzt betrug sie 891 000 Exemplare. Zu Spannungen in der Doppelspitze kam es bei der Frage einer schlüssigen Online-Strategie. Zumindest darin wird sich der neue Chefredakteur nicht selber widersprechen.

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