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Medien: „XXL-Herausforderung“

Warum Reinhard Griebner RBB-Chef werden will

Heute wählt der Rundfunkrat des RBB entweder eine neue Intendantin oder einen neuen Intendanten. Zwei Kandidaten stellen sich dem Votum: Amtsinhaberin Dagmar Reim und Reinhard Griebner, Redakteur in der Chefredaktion Fernsehen des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Die Medienredaktion hatte Dagmar Reim und Reinhard Griebner gebeten, einen gleichlautenden Fragebogen zu ihrer Kandidatur auszufüllen. Reim hat verzichtet, Griebner nicht.

Herr Griebner, warum wollen Sie RBB-Intendant werden?

Zum einen, weil es sich in der Medienbranche um die spannendste Aufgabe handelt, die derzeit in der Region zu haben ist. Noch dazu um eine, die in idealer Weise mit meiner Berufsbiografie korrespondiert. Zum anderen, weil ich Herausforderungen der Größe XXL mag. Und drittens, weil der RBB der ARD nach 2003 – seinerzeit mit der Wahl der ersten Frau in diese Position – abermals etwas Besonderes zu bieten hätte: den ersten ostdeutschen Intendanten.

Der RBB als fusionierter Sender von SFB und ORB besteht seit vier Jahren. Was ist erreicht, was nicht?

Die institutionelle Vereinigung ist vollzogen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen keine großen Sprünge, aber solide Programmarbeit zu. Dank des leidenschaftlichen Engagements der MitarbeiterInnen hat der Sender sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen einen respektablen Start hingelegt. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg hat sich mit vielen Programmen kenntlich, aber noch nicht mit jedem unentbehrlich gemacht.

Der Hörfunk strahlt sieben Programme aus. Das richtige Bouquet – oder sind Korrekturen notwendig?

Ich mag den Hörfunk schon deshalb, weil ich dort in den 80er Jahren, seinerzeit als freiberuflicher Autor, Leuten begegnet bin, die sich mit Zivilcourage für kritische Stimmen stark gemacht haben. Die Resonanz aus der Region lässt den Schluss zu, dass es sich bei den sieben Programmen um die richtige Melange handelt. Unter Leitung von Hannelore Steer ist die Direktion gut aufgestellt. Sollte ich Korrekturbedarf ausmachen, würde ich zunächst sie und die Wellenchefs zurate ziehen.

Das RBB-Fernsehen sendet für Brandenburg, für Berlin und für die Hauptstadt. Welches Teilpublikum kommt in dem einen Programm für alle zu kurz?

„Alle erreichen, keinen zurücklassen!“ hieß es früher zwischen Thüringen und Rügen. Das ist nicht einmal für Berlin und Umgebung einlösbar. Die Metropole sitzt wie eine Intarsie im Flächenland, die Wünsche und Erwartungen sind extrem verschieden. Folglich kommt jedes Teilpublikum irgendwie zu kurz. Die Lösung? Programm und Verkaufsstrategie einer kritischen Begutachtung unterziehen. Führungsstärke zeigen. Verantwortung übernehmen. Differenzierte Angebote unterbreiten.

Entwickelt die Abteilung TV genug Dynamik und Prägnanz in ihren Leistungen für das ARD-Programm?

Wir tun, was wir können. Und wir können, was wir tun. Die aktuelle Berichterstattung lässt an Professionalität nichts zu wünschen übrig. „Kontraste“ ist eine Marke, die aus dem Ersten nicht wegzudenken ist. Film, Unterhaltung und Sport sind in der ARD sehr gut dabei. Oder denken Sie an die Dokumentationen. Oder an das Familienprogramm. Aber natürlich geht da noch was! Für den Fall meiner Wahl würde ich mich dafür verwenden, mehr Kultur aus der Region im Ersten Programm zu platzieren.

Der RBB ist ein Sender ohne wirkliches Image ...

Einspruch! – Eines hat sich ganz gewiss in der Region und auch bundesweit herumgesprochen: Wir sind die Neuen, wir kommen jetzt öfters. Ich finde Dagmar Reims Formel vom „Sender mit Strahlkraft“ sehr akzeptabel. – Da ich allerdings nicht feststellen kann, dass das Publikum bereits heute mit Sonnenbrille vor dem Empfangsgerät sitzt, um sich vor einer Überdosis zu schützen, denke ich, wir müssen zunächst einmal wieder zielstrebig mit dem Akku an die Steckdose.

Die Fragen stellte Joachim Huber.

Reinhard Griebner, geboren 1952 in Görlitz, ist Fernsehjournalist beim RBB. Davor arbeitete er in verschiedene Funktionen beim ORB-Fernsehen, beim DFF und beim DDR-Fernsehen.

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