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Marlehn Thieme, Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates, und ZDF-Intendant Thomas Bellut.

© DPA

ZDF-Fernsehrat: Mehr Schutz für Journalisten: Beschimpft, bedroht

Sicherheitsleute schützen ZDF-Reporter: Intendant Bellut ruft AfD zur Mäßigung auf. Auch Journalisten hätten die Pflicht, sich verantwortungsvoll zu verhalten.

Nach Übergriffen auf Reporter hat der ZDF-Fernsehrat die Polizei aufgefordert, Journalisten bei ihrer Arbeit zu schützen und die grundgesetzlich verankerte Presse- und Rundfunkfreiheit zu sichern. „Nur eine ungehinderte Berichterstattung gewährleistet eine demokratische Willensbildung“, sagte die Vorsitzende Marlehn Thieme nach der Sitzung des Aufsichtsgremiums in Mainz. Es sei unabdingbar, dass Journalisten sich bei ihrer Arbeit frei bewegen, ungehindert beobachten und recherchieren könnten.

Dass Journalisten und Kamerateams bei öffentlichen Veranstaltungen vermehrt bedroht, beschimpft, behindert oder durch tätliche Angriffe gefährdet würden, sehe sie mit „ernsthafter Sorge“, sagte Thieme. Die Vorfälle in Chemnitz hätten gezeigt, dass es „am Verständnis auch der staatlichen Organe“ für den Schutz freier Berichterstattung fehle. Der ZDF-Fernsehrat unterstütze daher ausdrücklich den Einsatz privater Sicherheitsdienste zum Schutz der Mitarbeiter.

Laut Intendant Thomas Bellut begleiten inzwischen zwei bis vier Sicherheitsleute ZDF-Teams bei der Berichterstattung über Demonstrationen. Bellut appellierte an die Veranstalter, sich von Gewaltaufrufen klar zu distanzieren. Auch der Vorwurf der „Lügenpresse“ habe zu den Angriffen auf Journalisten indirekt beigetragen. „Mein Appell geht insbesondere an (...) die AfD, dass sie diese Vorgänge in Chemnitz verurteilt, das Zusammenarbeiten mit Rechtsextremen und der AfD, und sie selbst ihre Anhänger zur Mäßigung auffordert.“

An einer Kundgebung der AfD in Chemnitz hatte im September auch das fremdenfeindliche Pegida-Bündnis teilgenommen. Es sei bedrückend, wenn in Deutschland Demos nicht mehr von Reportern begleitet werden könnten, sagte der ZDF-Intendant. Die Bilder von den von Sicherheitsleuten umstellten Fernseh-Berichterstattern schadeten letztlich den Veranstaltern selbst.

Thieme und Bellut verwiesen zugleich auf die in den 90er Jahren erarbeiteten Verhaltensgrundsätze, die Behinderungen der Polizei wie auch der Journalisten bei der Ausführung ihrer jeweiligen Aufgaben ausschließen sollen. Sie seien zu beachten, sagte Bellut. Auch Journalisten hätten demnach die Pflicht, sich verantwortungsvoll zu verhalten.

Bei Kundgebungen in Chemnitz waren mehrere Journalisten angegriffen worden. Sechs von ihnen erstatteten Anzeigen wegen Körperverletzung, Bedrohung und Sachbeschädigung. Weitere Vorfälle hatte es in Dresden und in Köthen gegeben. epd/dpa/jbh

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