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Medien: ZDF im Klickfieber

Der Mainzer Sender setzt 2009 auf Multimedia und will mit seinem Programm mehr junge Leute binden

Die spannendste Frage ließ Nikolaus Brender am Montag unbeantwortet: Wer der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Elke Heidenreich und ihrer Sendung „Lesen!“ sein wird, wollte der ZDF-Chefredakteur noch immer nicht verraten, als er in München das Programm seines Senders für das bereits laufende Jahr vorstellte. „Mit Hochdruck“ werde an dem Konzept für die neue Literatursendung gearbeitet, heißt es derweil aus Mainz. Noch im Februar sollen Moderator und Sendetermin bekannt gegeben werden.

„Das Jahr 2009 wird das Jahr der Realitäten, das Jahr der Wahrheiten“, sagte Brender – meinte damit aber erstmal die Lage im Allgemeinen: Superwahljahr, Wirtschaftskrise und zahlreiche historische Jubiläen wie 60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Mauerfall, 40 Jahre Mondlandung oder 2000 Jahre Varusschlacht – all diese Ereignisse sollen sich im Programm des Zweiten wiederfinden.

Im Superwahljahr 2009 will sich Maybrit Illner beispielsweise „Nachtduelle“ mit mehreren Spitzenpolitikern liefern, prominente Volksvertreter tauschen wiederum in „3 Tage Leben – Alltagstest für Politiker“ ihr politisches Leben gegen das „ganz normale“ Leben eines Bürgers.

Um mehr junge Leute für sich zu gewinnen, will das ZDF im politischen Programm klassische Fernsehsendungen zunehmend mit Online-Formaten vernetzen. Brender verwies auf das neue Jugend-Debattierformat „Ich kann Kanzler“ und eine Kooperation zwischen Illner und der Videoplattform Youtube – ein kleiner Schritt zum Wandel von der Sendeanstalt zum Multimedia-Unternehmen, den Intendant Markus Schächter weiter angehen will.   „Erstmals in der Geschichte des ZDF können wir uns aus der babylonischen Gefangenschaft des Einkanals befreien“, sagte Schächter mit Blick auf die geplanten Spartenprogramme etwa für Kultur, Familien, Wirtschaft oder auch neue Formate im Internet.

Der Mainzer Sender sei auf die neuen Regeln des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags vorbereitet, der Drei- Stufen-Test soll erstmals wohl beim Telemedienkonzept im kommenden Sommer umgesetzt werden.

Die Ausgangslage des ZDF für 2009 sieht Schächter trotz Krise günstig: Erstmals seit 16 Jahren gehe der Sender schuldenfrei in eine neu beginnende Gebührenperiode. Mit mehr als 500 Millionen Euro habe der öffentlich-rechtliche Sender so viel wie noch nie für das fiktionale Erzählen ausgegeben. Zu den Spielfilm-Highlights zählen „Departed“ mit Leonardo DiCaprio und Jack Nicholson, „Die Queen“ mit Oscar-Gewinnerin Helen Mirren sowie Eigen- und Koproduktionen, darunter „Anonyma“ mit Nina Hoss oder Mehrteiler wie „Krupp – Eine Familie zwischen Krieg und Frieden“ mit Iris Berben, der am 22. März ausgestrahlt werden soll.

Quoten vor allem bei den Frauen könnte die Serie „Klimawechsel“ bringen, die das ZDF mit Filmregisseurin Doris Dörrie plant. Im Mittelpunkt stehen vier Frauen im mittleren Alter – unter anderem mit Andrea Sawatzki und Juliane Köhler, erläuterte Programmdirektor Thomas Bellut. Bei den Telenovelas schickt das Zweite statt Bianca oder Nora ab März „Alisa“ in den Kampf um Liebe, Erfolg und Leidenschaft. Krimi-Fans will das ZDF mit Verfilmungen von Büchern wie der französischen Erfolgsautorin Fred Vargas oder des Schweden Stieg Larsson an sich binden. Von wem es künftig entsprechende Literaturempfehlungen gibt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. (mit dpa)

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