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ZDF-Moderator Johannes B. Kerner und Emma Schweiger, die Tochter von Till Schweiger.

© dpa

ZDF-Show "Das Spiel beginnt": Ist das Retro, oder kann das weg?

Johannes B. Kerner moderierte am Samstagabend die neue ZDF-Show "Das Spiel beginnt", assistiert von Emma Schweiger. Und schon nach der ersten Sendung lässt sich sagen: Ein Klassiker wird es wohl nicht.

Johannes B. Kerner. Veronica Ferres. Emma Schweiger, Tochter von Til Schweiger. Und ganz alte Brettspiele. Euphemistisch auch Spiele-Klassiker genannt. Gute Zutaten für eine neue Show? Eher ein Schlachtfest für's Feuilleton. Und jeder x-beliebige Kabarettist kann seine altersschwachen Gags über Kerner, Ferres und Schweiger recyceln. Das ZDF hat's nicht leicht. Jeden Tag die Sendezeit füllen. Und dann soll auch immer noch was Neues über die Mattscheibe flimmern. Unerbittlich.

60 Jahre ist der durchschnittliche ZDF-Zuschauer alt. Und trotzdem hat er gemerkt, dass "Wetten, dass …?", Europas einst erfolgreichste  Fernseh-Show, gnadenlos in die Bedeutungslosigkeit versendet und eingestellt wurde. Dank einer Unterhaltungsredaktion ohne neue Ideen. Und einem als Showmaster überforderten Markus Lanz. Aber der Sendeplatz muss gefüllt werden. Ratespiel? Jede Quizfrage wurde doch schon mindestens einmal gestellt. Krimi? Jede Mord - und Ermittlungskonstellation ausprobiert.

Kerner ein witziger Showmaster? Eher nicht!

Volksmusik-Show? Jeder noch so gesangsschwache Musikant schon über eine Bühne gejagt. Früher, als es noch kein Fernsehen gab, wurde in Familien gespielt. Karten. Gedächtnisspiele. Warum so was nicht am Samstagabend machen? Bekannte Spiele wie "Mikado", "Spitz pass auf!", "Trivial Pursuit", "Memory", "4 Gewinnt" oder "Hüpf' mein Hütchen" werden für große Show-Unterhaltung aufgepimpt. Vier Kinder gegen vier Prominente. Hans Sigl, Kostja Ullmann, Bülent Ceylan und Veronica Ferres. Moderator ist Johannes B. Kerner. Assistieren darf Emma Schweiger. Buzzer drücken. Punktestände verkünden. Ganz wie in frühen, seligen TV-Zeiten. Ist das Retro? Oder nur einfallslos? Kerner ist ein akzeptabler Sportmoderator. Ein wackerer Talker. Aber kein entspannter oder witziger Showmaster? Eher der strenge Herbergsvater. Spielverderber. Stimmungsmörder. Als Emma den Punktestand falsch herum verkündet, wird sie gnadenlos verbessert. Als die Kinder vor Aufregung über einen möglichen Sieg laut werden, gibt’s Ermahnungen. Es könne sich ja alles noch ändern. Als beim "Mikado" ein Sumō-Ringer (tolle Showidee) die Stäbchen bringt, fehlt eins. Es steckt in der Perücke. Und Kerner barmt: „Bin ich aber sehr dankbar, dass sie ihn von da oben genommen haben."

Mit drei Stunden ist die Show viel zu lang

Aber er kann noch mehr versemmeln: "Looping Louie". Die Kinder kennen das alle. Viele Erwachsene kennen das auch, aber haben möglicherweise Erinnerungslücken. "Haben sie auch studiert? Ein beliebtes studentisches Trinkspiel, wie ich mir hab sagen lassen. Es wird nicht leichter, nach der 10. Runde sozusagen. Wenn man dann zuziehen muss.“ Surreale Moderationsfragmente. Kinder spielen gegen Erwachsene. Ist das eine gute Idee? Bei "Memory" oder "Halli Galli" kommt es auf Erinnerungsvermögen oder Geschicklichkeit an. Da ist es ausgeglichen. Die Mannschaften gleichberechtigt. Aber bei "Trivial Pursuit". Da sind die Erwachsenen im Vorteil. Also werden unterschiedliche Fragen gestellt. Fragen für Kinder und Fragen für Erwachsene. Besser so ein altersspezifisches Spiel weglassen. 

Die Prominenten sind eh peinlich darauf bedacht, sich nicht über die Kinder zu erheben. Politische Korrektheit als Unterhaltungselement? Einige formale Ungereimtheiten - Nena als Showact, spielt ein Spiel mit und verschwindet dann – machen diese „große Show von 3 bis 99“ sicher nicht zu einem neuen  Unterhaltungsklassiker. Mit drei Stunden ist das Ganze auch viel zu lang. Der nächste ZDF-Show-Ballon, vor Ostern "Das große Schlüpfen". Kerner moderiert wie Enten oder Eidechsen ausgebrütet werden. Da fällt selbst einem TV-Kritiker nichts mehr ein.

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