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Markus Lanz löst Wettschuld aus "Wetten, dass?" im kalten Bodensee ein.

© dpa

ZDF-Show: Markus Lanz jubelt sich „Wetten, dass..?“ schön...

...die Twitter-Gemeinde nicht. Unterhaltungshalligalli, Promi-Palaver: Die fünfte Ausgabe mit dem neuen Moderator war die schwächste.

Es wäre Justin Timberlake nicht zu verdenken gewesen, hätte auch er nach seinem „Wetten, dass..?“-Auftritt öffentlich über die Sendung gelästert. Zwar ist dem US-Sänger die alberne Puschelmütze erspart geblieben. Doch dafür rückte ihm Comedy-Pummelchen und „Princess of Plattenbau“ Cindy aus Marzahn peinlich nah auf die Pelle. Und ein wie immer dauergrinsender Markus Lanz zwang ihn erst zu einer Elvis-Presley-Imitation und im Anschluss zu qualvollem Smalltalk. Aber anstatt Tom Hanks und Denzel Washington zu folgen, ließ der Popstar die Show gelassen unkommentiert.

Damit scheint Justin Timberlake am Samstag als einziger verstanden zu haben, wie man mit dem langjährigen Flaggschiff des ZDF umgehen muss. Er hat begriffen, dass „Wetten, dass..?“ nicht für Qualitätsjournalismus oder deutsche Leitkultur, sondern für banales Promi-Palaver und buntes Unterhaltungshalligalli steht. Für einen kurzweiligen Zauber also, von dem man sich berieseln lässt und den man dann schnell wieder vergisst.

Von dieser Timberlake'schen Lockerheit hätte vor allem Markus Lanz eine Portion vertragen können, um „Wetten, dass..?“ endlich ohne Fremdscham-Effekt über die Bühne zu bringen. So verstieg er sich jedoch ständig in Superlative: Egal ob der 66-jährige Reinhold Sack 170 Kilogramm schwere Karts in die Luft hob, Bruno Mars seinen neuen Song vorstellte oder der Wettsieger Daniel Rall Bierflaschen mit einem Fahrrad öffnete – Lanz feierte pauschal alles als „spektakulär“ mit Ausrufezeichen. Die siebenjährige Lina drillte er schließlich bei der Kinderwette wie ein überambitionierter Papa zum Sieg. Mit Parolen wie „Alle lieben dich, wir sind deine größten Fans!“, „Sei ganz entspannt, Lina, ja?“ und „Du machst das super!“ stellte er sicher, dass das Mädchen auch ja alle Buchstaben ihrem achtstelligen Binärcode zuordnete und die Reise nach Disneyland gewann.

Ebenso verspannt verhielt sich am Samstagabend die Community auf Twitter, dem inoffiziellen Barometer für Zuschauermeinung. Innerhalb einer Stunde überfluteten die User den Internet-Kurznachrichtendienst mit so vielen hämischen Posts, dass die Show zum weltweiten Topthema avancierte. Dabei gereichte ihnen so gut wie jede Sendeminute als Angriffsfläche für ihr Gelästere: Als Markus Lanz die Schauspielerin Simone Thomalla auf die Bühne moderierte, zog die Twitter-Community unter dem Hashtag #wettendass über ihr Botox-Gesicht her. Dschungelkönig Joey Heindle bekam den „Vollpfosten“-Stempel aufgedrückt. Die restlichen Gäste - Oliver Kahn, Axel Prahl, Michael Mittermeier, Hermann Maier und Olivia Jones – betitelte das Gros der User als öden Langweilerhaufen. Die Gelassenheit eines Justin Timberlake suchte man auch hier vergebens.

Der allseitigen Verkrampftheit ist es geschuldet, dass „Wetten, dass..?“ zunehmend unerträglicher wird. Nach 30 Jahren wäre der Sendungstod zwar nicht unbedingt tragisch. Aber wenn die große ZDF-Show doch noch gerettet werden soll, dann, so scheint es, braucht es weniger Superlative und Krawall. Die Zeit drängt. Markus Lanz hat mit seinem fünften „Wetten, dass..?“-Auftritt bei der Quote seinen persönlichen Tiefstand erreicht. 8,57 Millionen Zuschauer schalteten ein.

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