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© ROG, Dietmar Gust

Zu meinem ÄRGER: Black Box Aserbaidschan

Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen Deutschland, resümiert die Medienwoche

Worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

In dieser Woche habe ich mich besonders darüber geärgert, dass im deutschen Fernsehen die jüngste Verhaftungswelle gegen Menschenrechtsaktivisten in Aserbaidschan kein großes Thema war, obwohl Aserbaidschan gerade den Vorsitz im Europarat hat und dessen Werte mit Füßen tritt.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Ganz besonders gefreut habe ich mich in dieser Woche über die Titelgeschichte der Fachzeitschrift „journalist“, die noch einmal die Mitschuld des deutschen Verfassungsschutzes am NSU-Skandal aufarbeitet. Denn infolge des Skandals um US-Spione in Deutschland hatte es jüngst in einigen deutschen Medien eine mich irritierende Debatte über einen Ausbau der deutschen Spionageabwehr gegeben, obwohl der Verfassungsschutz bei der Spionageabwehr offenbar ähnlich versagt hat wie beim NSU. Für Journalisten gibt es aber viele gute Gründe, über die NSU-Aufarbeitung weiterhin genauso umfangreich wie über den NSA-Skandal zu berichten.

Gefreut habe ich mich außerdem, dass auf einem anonymen Twitter-Account viele geheime Geschäftsunterlagen des deutsch-britischen Überwachungstechnikunternehmens Gamma geleakt wurden. Denn für „Reporter ohne Grenzen“ ist Gamma ein Feind des Internets.

Welche Webseite können Sie empfehlen?

Die Seite „Syria untold“ unter der Adresse www.syriauntold.com/en berichtet kontinuierlich über kulturelle und politische Bewegungen in Syrien und zeigt, dass trotz des undurchsichtig und ausweglos erscheinenden Kriegs Menschen nach wie vor versuchen, ein Alltagsleben zu führen.

Christian Mihr ist

Journalist, Menschenrechtsaktivist und

Geschäftsführer von Reporter ohne

Grenzen Deutschland.

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