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Wolfram Eilenberger

© Michael Heck

Zu meinem ÄRGER: Der Albtraum hat gerade erst begonnen

Zynische Ablenkungsmanöver, proaktive Aggression und Verwirrungsstiftung: Die Medienwoche im Blick von Wolfram Eilenberger.

Herr Eilenberger, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Das war ohne Zweifel ein Interview, das der TV-Moderator Anderson Cooper auf CNN am Donnerstag mit Kellyanne Conway führte, der Medien-Beraterin des zukünftigen US-Präsidenten Trump. Sagenhafte 25 Minuten am Stück stellte Conway dort, unter permanenter Wiederholung sachlich schlicht falscher Anschuldigungen, die Legitimität von CNN als Nachrichtensender infrage. Das Interview steht beispielhaft für die Kommunikationsstrategie des künftigen Präsidenten: zynische Ablenkungsmanöver, proaktive Aggression und Verwirrungsstiftung, Einfordern von „Wahrheit“ im Gewand eigener Lügen. Ein Albtraum. Und er hat gerade erst begonnen.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?
Ja, zum Beispiel das außerordentlich gewitzte Cover der aktuellen Ausgabe von „Katapult – Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft“. Es zeigt eine Europa-Karte der anderen Art: Die EU-Staaten werden darauf umbenannt in außereuropäische Länder mit ähnlicher Wirtschaftsleistung. Aus Finnland wird so Kuba, aus Frankreich Kalifornien und aus Deutschland sogar ganz Afrika. Auf einen Blick lernt man mehr über die real existierende Globalisierung mehr als in mancher 200-Seiten-Abhandlung.

Ihre Lieblings-Website?
Eine Neuentdeckung ist der Literatenfunk unter www.piqd.de/literatenfunk. Schriftsteller wie Jochen Schmidt, Nora Gomringer oder Andreas Merkel schreiben dort höchst idiosynkratisch über Neuerscheinungen und auch alte Leseerlebnisse. Ein Muss für Liebhaber des relevant Abwegigen!

Wolfram Eilenberger, 44, ist Chefredakteur des „Philosophie Magazins“ und Moderator der „Sternstunde Philosophie“ auf 3sat.

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