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Zu meinem ÄRGER: Fragwürdige Leidkultur

Heide-Ulrike Wendt, Chefredakteurin des Magazins „Berliner Journalisten“ über ihre Medienwoche.

Worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?



Am Dienstag stürzten das Kölner Stadtarchiv und zwei Wohnhäuser ein und begruben unter Schutt und Trümmern wahrscheinlich zwei Menschen. Der kulturhistorische Verlust ist unermesslich. Konnte man am Mittwoch Näheres über das Ausmaß der Katastrophe noch unter „Vermischtes“ oder „Panorama“ finden, hatte die Medien am Freitag endlich flächendeckend eine „tiefe Fassungslosigkeit“ erreicht. Das ARD-Frühstücksfernsehen bot sogar Betroffenheitsjournalismus erster Güte. Da saß ein Kollege auf der Couch, der durch den Einsturz alles verlor – seine Wohnung, seine Bilder, seine Whiskysammlung. So was nennt man wohl Leidkultur.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Das Aus für „Wir“, das Magazin für einkommensstarke Familien im großstädtischen Umfeld, war sicher bitter für alle Eltern, die den Weg vom Ich zum Wir gegangen sind, vor allem in München, Hamburg und im Prenzlauer Berg. Zum Glück hält Gruner + Jahr aber am Starttermin 17. April für „Nido“, sein „Lifestyle-Magazin für moderne, großstädtische Eltern“, fest – zunächst als Testausgabe. Das ist wahrscheinlich „Nido“: nicht doof.

Welche Website können Sie empfehlen?

All jenen, die selbst in Zeiten von Pest und Cholera noch an Momente des tiefsten Friedens und der Harmonie glauben, empfehle ich dringend „sneezing panda“. Ein Muss für Politiker aller Parteien im Superwahljahr ist „Kalkofes Mattscheibe“, wo sie daran teilhaben können, wie zwei ihrer potentiellen Wähler versuchen, das Geheimnis der Buchstaben SPD zu lüften. Beides gibt es bei Youtube.

Heide-Ulrike Wendt ist Chefredakteurin des Medienmagazins „Berliner Journalisten“

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