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Diemut Roether ist verantwortliche Redakteurin bei epd medien.

© Guido Schiefer

Zu meinem ÄRGER: Missgunst unter Journalisten

Warum diese vehemente Kritik am Putin-Interview bei "Günther Jauch"? epd-Redakteurin Diemut Roether resümiert die Medienwoche

Liebe Frau Roether, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Ich habe mich sehr darüber geärgert, dass das Putin-Interview in der ARD von vielen Journalisten als Propaganda abgetan wurde. Es ist billig, dem Interviewer Hubert Seipel vorzuwerfen, er sei beflissen gewesen. Ich habe den Eindruck, dass es unter Journalisten viel Missgunst gibt und dass wir die Leistungen anderer oft schlecht machen. Auch Angela Merkel wird – wenn sie überhaupt einmal ein Interview gibt – von den Journalisten dieser Republik eher zahm befragt. Das Gegenteil von Propaganda ist, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen – auch Putin. Und anschließend kann sich jeder Zuschauer selbst seinen Reim darauf machen, was er sagt.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Gut fand ich einen Artikel von Alexandra Borchardt in der „Süddeutschen Zeitung“, in dem sie sehr klug über die Folgen der Entautorisierung der Institutionen – auch der Medien – durch das Internet schreibt. Das Netz eröffne den „Blitzgescheiten“ tolle neue Möglichkeiten, schreibt sie. Es biete denjenigen ein großes Maß an Freiheit, die sie sich nehmen. Die Gefahr sei aber, dass die „fleißigen Unsichtbaren, die Kümmerer, die stillen Arbeiter“ es immer schwerer haben werden. Das bedrohe die Demokratie, die auf diesen Mittelbau angewiesen sei.

Welche Homepage können Sie empfehlen?

Ich beobachte mit Interesse die kürzlich gestartete Website dbate: Die Hamburger Produktionsfirma eco media von Stephan Lamby versucht hier Youtube und Fernsehen zu integrieren. Das Motto ist: „No pets, no porn – wir machen Journalismus.“ Die Videotagebücher von feiernden Fußballfans in Brasilien, von Menschen, die im zerstörten Donezk leben, oder das des Astronauten Chris Hadfield über sein „Leben im All“ sind sehr unterschiedlich, aber hochinteressant und vor allem radikal subjektiv. Die Macher verfolgen das Prinzip Vielstimmigkeit – und das gefällt mir.

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