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Stephan Weichert lehrt seit 2008 als Professor für Journalistik an der Hamburg Media School. Er ist einer der Mitgründer des journalistischen Think Tanks Vocer.org.

© Melina Mörsdorf/HMS

Zu meinem ÄRGER: Verführerische Mechaniken

Aus Robert Habecks Twitter-Rückzug können Medienschaffende einiges lernen, meint Stephan Weichert von der Hamburg Media School.

Herr Weichert, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?
Glücklicherweise ärgere ich mich immer weniger, was auch daran liegt, dass ich mich immer weniger mit irrelevanten Branchen-Eilmeldungen beschäftige, die häufig nur aus Kollegen-Bashing, Personality-Kult und aggressivem Vermeldungsjournalismus bestehen. Ein wenig Entschleunigung, Demut und weniger Selbstbeschau würde unserer Branche gerade nach dem Fall Relotius gut zu Gesicht stehen. Davon abgesehen: Leidenschaft für unseren Beruf ist gut, aber andauernder Ärger ist ungesund.
Gab es auch etwas, worüber Sie sich gefreut haben?
Die von Robert Habeck angestoßene Debatte über den Umgang mit Twitter & Co. hat hoffentlich nicht nur Journalisten zum Nachdenken angeregt: Wir müssen als Gesellschaft aufpassen, dass wir nicht den verführerischen Dynamiken und dem Tempo der sozialen Medien zuungunsten der demokratischen Diskursrationalität erliegen. Ich deute Habecks Entschluss auch als längst überfällige Reaktion auf den hemdsärmeligen Echtzeit-Populismus von Donald Trump und was Europas Politiker (und wir Medienschaffenden) daraus lernen können.
Welche Webseite empfehlen Sie?
Immer wieder piqd.de. Das von der Schwingenstein Stiftung geförderte Kuratierungsportal unter der Leitung von Frederik Fischer bereitet mir täglich eine vergnügte Lektüre einer Auswahl an Themen, die mich wirklich interessieren: Von unterschiedlichen „Piqern“ mit Bedacht ausgewählt, klug kuratiert und über die neuen piqd-Salons in persönlichem Kontakt mit den Nutzern eingebunden: So kann ein journalistisches Startup funktionieren!

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