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Zu meinem ÄRGER: Wenn Bilder Texte zerstören

Manfred Volkmar, Leiter der Berliner Journalisten-Schule, ärgert sich über die Einstellung von Radio Multikulti und "Polylux“ - und über mythische Fabelwesen.

Herr Volkmar, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Die Einstellung von Radio Multikulti und „Polylux“ schmerzt mich auch deshalb, weil eine ganze Reihe von Absolventen der BJS davon betroffen ist. Wenn dann Mitarbeiter umgesetzt werden, verdrängen sie zwangsläufig andere und für junge Journalisten wird der Berufseinstieg immer schwieriger.

In unserer Lehrredaktion haben wir in dieser Woche aus gegebenem Anlass über Mensch-Tier-Embryo diskutiert. Uns ärgert, dass selbst Qualitätszeitungen („FAZ“, „FR“) bei diesem Thema mythische Fabelwesen, halb Mensch, halb Tier zur Illustration auf ihre Seiten gehoben haben. Dabei haben Minotaurus-Malereien mit dem menschlichen Zellkern in einer Kuh-Eizelle so viel zu tun wie ein Foto von Federvieh mit einer möglichen Bundespräsidentin Gesine Schwan. Was bringen die differenziertesten Texte, wenn das Foto gleichzeitig alle irrationalen Reflexe des durchschnittlichen Lesers ohne naturwissenschaftliche Ausbildung so bedient? Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und vielleicht sollte es dann auch dasselbe sagen wie der Text, den ja auch nicht jeder liest.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Schön für die alte Tante ARD, dass sie nun mit ihrer Mediathek endlich in die Gänge kommt. An der „Usability“, am nutzerfreundlichen Seitenaufbau also, hapert es aber noch – da ist das ZDF besser.

Manfred Volkmar ist Leiter der Berliner JournalistenSchule (BJS).

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