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Medien: Zu verschwiegen

Georg Gafron löst seinen Springer-Vertrag vorzeitig auf

Georg Gafron hält diesen Spruch für einen seiner besten: „Der gemeinsame Untergang mit einem Unternehmer wie Leo Kirch – selbst der ist noch eine große Ehre, gemessen am jämmerlichen Dasein so vieler anderer.“ Gesagt hat er ihn, als er nach dem Zusammenbruch des Kirch-Imperiums seine Chefposten beim Radio Hundert, 6 und beim Fernsehsender TV Berlin verlor. Das war im Frühjahr 2002, da war Gafron immer noch Chefredakteur des Springer-Blattes „B.Z.“ Dann ging auch diese Herausforderung verloren, Gafron wurde Oktober 2003 als Geschäftsführer und Chefredakteur der Axel Springer Medien Service GmbH von der „B.Z.“-Spitze weggelobt. Auch dieser Job, bei dem sich Gafron um die Vermarktung von Zeitungsbeilagen kümmern sollte, ist perdu. Am Montag bat Gafron „den Vorstand der Axel Springer AG um die vorzeitige Auflösung seiner Dienstverträge“, wie der Konzern mitteilte.Vorstandschef Mathias Döpfner akzeptierte den Schritt und lieferte die Begründung gleich mit: „Über einen Beratervertrag hat Herr Gafron uns nicht informiert.“ Georg Gafron stand der Kirch-Gruppe, übrigens für sehr viel Geld, offenbar selbst dann noch als Kommunikationsberater zur Seite, als er zum hauptberuflichen Springer-Mitarbeiter wurde. Diese Nebeneinnahme hat er verschwiegen. Wirklich überrascht wirkt Döpfner nicht, wenn er sagt, es „war uns immer bekannt, dass Herr Gafron ein enges persönliches und geschäftliches Verhältnis zu Herrn Dr. Leo Kirch unterhielt.“ Es gab Zeiten, da war Kirch ein sehr einflussreicher Aktionär bei Springer, da hatte sich umgekehrt Springer bei Kirch stark engagiert (und bei der Pro7Sat1Media AG immer noch engagiert ist).

Georg Gafron hat gerne betont, dass er mit dem Kopf bei Springer und mit dem Herzen bei Kirch sei. In Kirch sieht der konservative Gafron einen unternehmerischen Visionär wie er in Helmut Kohl einen visionären Politiker erkennt. Leo Kirch hat Gafron nach Kräften bis hin zum „Medien-Mogul“ von Berlin gefördert; Gafron dankte es mit unbedingter Loyalität. Nun ist Kirch keine Größe in Medien-Deutschland mehr, und bei Springer gelten seit August 2003 eherne „Leitlinien zur Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit“. Dagegen hat der Chefredakteur Gafron verstoßen. Am Montag war er für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Im Mai wird er 50, für den Arbeitswütigen kein Alter für einen Vorruhestand. Dem Springer-Verlag, heißt es, bleibe Georg Gafron als Autor verbunden. Aber wer ruft ihn an?

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