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Daumen runter: Facebook hatte bislang Probleme mit Nutzern, die über den Anonymisierungsdienst Tor ins Netzwerk wollten. Nun gibt es auch dafür eine Lösung.

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Zugang über das Tor-Netz: Anonym zu Facebook

Facebook kann nun auch vom Tor-Netz aus zuverlässig erreicht werden. Auch für das Social Netzwerk geht es inzwischen um jeden Nutzer. Doch es gibt noch andere Gründe für die Öffnung.

Es wirkt wie der größte Widerspruch des Internets, doch es gibt tatsächlich gute Gründe dafür. Das soziale Netzwerk Facebook, mit über einer Milliarde Mitglieder die größte Plauderstube der Welt, ist nun komplett anonym über das Tor-Netzwerk zu erreichen. Seitdem der Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden enthüllt hat, in welchem Umfang die Nachrichtendienste der westlichen Welt die Internetnutzer belauschen, erfreut sich das Tor-Netzwerk mit seinen „Hidden Services“ wachsender Beliebtheit. Nun reagiert auch Facebook auf diesen Trend.

Das Tor-Netz verschleiert die IP-Adresse

Das Tor-Netzwerk hilft dabei, die Anonymität der Nutzer zu wahren. Jeder mit dem Internet verbundene Computer – und damit sein Nutzer – sind über die sogenannte IP-Adresse identifizierbar, die vom Provider bei der Einwahl ins Netz vergeben wird. Die Adresse wird benötigt, um die Datenpakete richtig auszuliefern. Der Name Tor steht für „The Onion Router“. Und genau wie bei einer Zwiebel werden bei jeder Abfrage zwischen den Nutzer und den Diensten verschiedene Router-Schichten gelegt, die die Identifizierung des Computerbesitzers möglichst effektiv erschweren sollen.

Im Verhältnis zur Größe von Facebook ist das Tor-Netzwerk ein Winzling. Zurzeit verwenden nach Angaben der Tor-Betreiber rund zwei Millionen Menschen weltweit die Zwiebel-Router. In Deutschland haben demnach rund 200 000 Menschen den Internet-Browser mit dem voreingestellten Zugang zum Anonymisierungsdienst installiert. Doch auch für Facebook ist jeder Nutzer wichtig, vor allem, weil sich die Wachstumskurve des Netzwerkes inzwischen deutlich abgeflacht hat. Aber es gibt noch einen anderen Grund: Anonymisierungsdienste spielen in Ländern eine große Rolle, in denen der Zugang zum Internet durch Zensurmaßnahmen behindert wird. Erst durch den Umweg über den Tor-Browser steht den Menschen dort der Weg zu den ansonsten blockierten sozialen Netzwerken offen. Die Tor-Nutzer können nun über die Adresse https://facebookcorewwwi.onion/ auf ihren Facebook-Account zugreifen.

Der Zugang war notwendig geworden, weil Facebook und das Tor-Prinzip zuvor nicht kompatibel waren. Das soziale Netzwerk versucht, seine Nutzer über die Internetadresse geografisch zuordnen zu können. Dies ist insbesondere für zielgerichtete Werbung nötig. Im Tor-Netzwerk werden die Anfragen jedoch über verschiedene Zwischenstationen geleitet, die mitunter nicht nur in anderen Ländern, sondern sogar auf anderen Kontinenten liegen. „Für unser System sah es so aus, als würde jemand, der sich erst von Australien aus verbunden hat, plötzlich in Schweden oder Kanada sein“, schrieb Facebook-Programmierer Alec Muffett. Für Facebook war dies ein klares Indiz, dass der Zugang gehackt wurde – und darum gesperrt werden musste. Über die neue Adresse werden die Nutzer Muffett zufolge nun direkt mit Facebook verbunden.

Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht

Einen hundertprozentigen Schutz bietet allerdings auch das Tor-Netzwerk nicht. Im August mussten die Betreiber einräumen, dass ihr Dienst über längere Zeit durch unbekannte Eindringlinge ausgespäht worden war, die eine Reihe von manipulierten Servern in das System eingeklinkt hatten. Inzwischen sei die Lücke jedoch geschlossen worden.

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