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Zum Start von "Doctor's Diary": „Ich bin alle“

Bora Dagtekin gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Drehbuchautoren. Die preisgekrönte Serie "Türkisch für Anfänger" stamm aus seiner Feder, jetzt startet auf RTL die zweite Staffel seiner ebenfalls ausgezeichneten Serie "Doctor's Diary". Im Interview spricht er über Humor, Chauvis und sein Erfolgsgeheimnis

Herr Dagtekin, gibt es ein Rezept für Witz?

Ja. Aber das kenne ich nicht. Es gibt ein Buch, „Handwerk Humor“ oder so ähnlich. Da geht es um Fallhöhe, um Schmerz und Wahrheit, solche Sachen. Ich denke, das Wichtigste ist, seine Sachen immer selber witzig zu finden. Wenn ich meine Drehbücher eine Woche liegen lasse und noch mal drüber- gehe, dann muss ich oft lachen. Dann weiß ich, dass es gut ist.

Sie bringen sich als Drehbuchautor auch am Set stark ein.

Ich habe dieses Mal das Creative Producing übernommen, mich mit dem Produzenten zusammengesetzt, um den kreativen Prozess, den Cast, die Ausstattung mitzubestimmen. Dieses Showrunner-Prinzip ist in den USA üblich und kommt langsam hier an. Ralf Husmann, der Autor von Stromberg und Dr. Psycho, macht das auch. Ich fordere es auch ein.

Muss man viele Preise gewinnen, um diesen Freiraum zu haben?

Das weiß ich nicht. Ich hab bei der ersten Staffel von „Türkisch für Anfänger“ auch schon eine große Fresse gehabt und nicht einen Preis. Ich glaube, wenn man als Autor mit Leidenschaft dabei ist, dann muss man auch sagen: „Nein, ich geh jetzt nicht raus aus der Besprechung. Nur weil Du Regisseur bist, heißt das noch lange nicht, dass Du mehr zu sagen hast als ich.“

Kann es sein, dass Sie das sind, was für Fernsehleute die Pest ist? Einer, der am Set rumhängt und reinredet?

Nein. Ich bin eher Quell der Erlösung. Ich bin ja jemand, der sagt, das und das ist die Vision. Und an die halten wir uns, damit wir am Ende stolz auf das Produkt sein können. Ich hab auch mit keinem Stress. Im Gegenteil. Ich verstehe mich super mit den Regisseuren, mit den Schauspielern.

Ihre Figuren sind perfekt gezeichnet. Woher wissen Sie , wie Menschen ticken?

Ich beobachte und versuche, viel mitzukriegen. Am besten funktioniert es, wenn man in den Figuren drin ist.

Sie sind also die „Doctor''s Diary“-Protagonistin Gretchen Haase, eine moppelige, tapsige Romantikerin?

Ich bin alle. Ich weiß auch, wie der Chauvi Mark Meier tickt.

Das überrascht nicht. Sie sind rein biologisch schon auf der richtigen Seite.

Na ja, ich glaube nicht, dass Männer und Frauen so unterschiedlich ticken. Zumindest ist es nicht schwierig, die Figuren zu bauen. Nicht, wenn ich ehrlich in den Figuren abtauche. Ich erweitere das, was ich beim Abtauchen sehe und fühle, durch Dinge, die ich in meiner Umwelt mitbekomme. Von Freunden, Freundinnen, aus Artikeln, aus dem Fernsehen.

Und daher nehmen Sie die Witze?

Ich lese viel, vor allem Sach- und Fachbücher. „SZ-Wissen“, „Spiegel-Wissen“. „Liebe und wie sie entsteht“, „Wer bin ich und wenn ja wie viele.“ „Die Entstehung des Universums“. Ich sauge nicht so viel Fiction auf, ich sauge Fachwissen auf. Da liegt unglaublich viel Ursprung für Witze.

Das Interview führte Silke Burmester.

„Doctor’s Diary – Männer sind die beste Medizin“, RTL, 20 Uhr 15

Bora Dagtekin, 30, hat unter anderem die Serien „Türkisch für Anfänger“ (ARD) und „Doctor’s Diary“ (RTL) geschrieben, für die er auch mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.

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