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Zurück an die Macht?: Die Spitzen-Frau

Zwischen Macht und Medien: Arte zeigt die letzte Staffel der dänischen Politserie „Borgen“.

Eigentlich ist sie perfekt: Sie ist Anfang vierzig, stets nett und adrett gekleidet, Mutter zweier Kinder, verheiratet – und sie ist die erste Premierministerin in der Geschichte Dänemarks: Birgitte Nyborg. Eigentlich alles perfekt. Die Dinge sollen sich grundlegend ändern.

„Borgen“, wie der kurze prägnante Originaltitel der TV-Serie lautet, heißt auf Deutsch schlicht „Die Burg“, und in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen weiß jeder, was damit gemeint ist: Schloss Christiansborg, Sitz der Regierung und Schauplatz der insgesamt drei Staffeln à jeweils zehn Folgen umfassenden dänischen Fernsehserie, die 2010 Premiere hatte und inzwischen in über 70 Länder verkauft wurde. Der US-Fernsehsender NBC sicherte sich zwischenzeitlich die Rechte für ein eigenes Remake des Stoffs. Vermutlich will man dort eine Art zweites „The West Wing“ kreieren. Auch der Preissegen blieb nicht aus: „Borgen“ erhielt beispielsweise den britischen BAFTA-Award als beste internationale Fernsehserie. Die wunderbare, sehr aparte Hauptdarstellerin Sidse Babett Knudsen wurde 2011 in Monaco auf dem Fernsehfilmfestival Monte Carlo als beste weibliche Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Hinter diesem Erfolg steht – angesichts deutscher Serien-Verhältnisse kaum zu glauben – der öffentlich-rechtliche dänische Fernsehsender Danmarks Radio.

„Borgen“ verbindet auf präzise und authentische, dabei emotionale wie bewegende Erzählweise Macht und Medien, Privatheit und Politik. Das Schicksal der Premierministerin Birgitte Nyborg wird erzählt vor dem Hintergrund des allgemeinen Politbetriebs und des hohen Drucks, den dieser mit sich bringt. Andererseits wird das Leben der Protagonistin und ihres persönlichen Umfelds beleuchtet. Neben ihrem Mann Phillip (Mikael Birkkjaer), der sie für eine andere Frau verlässt, und ihren beiden Kindern sind dies vor allem ihr langjähriger väterlicher Mentor und Vertrauter innerhalb der gemeinsamen Partei „Die Moderaten“, Bent Sejrø (Lars Knutzon), sowie ihr Spindoktor Kasper Juul (Pilou Asbaek).

Die dritte – und letzte – Staffel von „Borgen“ setzt zweieinhalb Jahre nach den Neuwahlen an, die Birgitte Nyborg verliert. Sie wechselt daraufhin in die Wirtschaft. Es ist, zunächst, ein Leben nach der Politik. Ein ganz anderes Leben. Ihre Kinder Laura und Magnus leben bei ihr, sie bewohnen nicht mehr das ruhige Einfamilienhaus am Stadtrand, sondern ein modernes Loft im Stadtzentrum, überall Glas rundherum. Überhaupt: Alles ist etwas stylisher, glatter, kühler in den neuen zehn Folgen. Das hätte nicht sein müssen. Vielleicht ein kleines Manko. Im Laufe der dritten Staffel wird bei Birgitte ein Tumor in der Brust diagnostiziert, zeitgleich stehen die nächsten Wahlen an, und sie erhofft sich für ihre eigene, neu gegründete Partei gute Chancen. „Borgen“ zählt mit Abstand zweifellos zum Besten, was auf dem internationalen Fernsehmarkt der 2010er Jahre realisiert wurde. Thilo Wydra

„Borgen – Gefährliche Seilschaften“, dritte  Staffel mit zehn Folgen, Arte, Donnerstag, 21 Uhr und 22 Uhr

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