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Wer ist Nicholas Brody wirklich? Die ehemalige und bald wieder aktive CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) sucht weiter nach der Antwort. Foto: Sat 1

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Zurück im TV: "Homeland" geht in die zweite Staffel

In der zweiten Staffel von „Homeland“ werden die Akteure von der Vergangenheit eingeholt. Zugleich bekommt das Terroristenpuzzle neue Stücke. Und wieder ist es aufregendes Fernsehen.

Ein halbes Jahr Wartezeit kann sehr lange sein. Wenn der Zuschauer der Fortsetzung der US-Serie „Homeland“ entgegenfiebert, ist das eine Ewigkeit. Jetzt gibt Sat 1 dem Aficionado, wonach ihm verlangt: Das Drama um Nicholas Brody (Damian Lewis) und Carrie Mathison (Claire Danes) geht in die zweite Staffel. Brody, Kriegsheld, weil Heimkehrer nach acht Jahren Al-Quaida-Gefangenschaft im Irak, ist Kongressabgeordneter geworden, es geht sogar Richtung US-Vizepräsidentschaft. Aber keine Gegenwart ohne Vergangenheit: Der Terrorist Abu Nazir, der ein großes Attentat in den USA plant, setzt ihn unter Druck, um an Geheimdienstinformationen in der CIA-Zentrale zu kommen. Und Brody, der Muslim, holt sie. Seine Verquickung mit den Terroristen lässt ihn nicht los. Auch Carrie entkommt nicht, nicht ihrer Vergangenheit, nicht ihrer Krankheit, nicht ihrer Liebe zu Nicholas Brody. Zwar hat sie die CIA verlassen und lebt bei ihrer Schwester, um ihr Leben von der bipolaren Störung zu befreien. Aber das Land, die Vereinigten Staaten von Amerika brauchen sie.

Die CIA klopft an die Tür. Eine frühere Informantin hat Hinweise über den Aufenthaltsort von Abu Nazir. Will sie aber nur Carrie verraten, in Beirut. Das wird die tollste Szene der ersten Folge. Wie Carrie ihren Verfolger in bester Agentenmanier im Basar abhängt, mit einem Ausdruck irrsinnigen Glücks im Gesicht. Zurück im Geschäft. Israel hat gerade fünf Atomanlagen im Iran zu Staub gebombt.

Und es gibt eine berührende Sequenz in der Auftaktfolge. Brodys Frau Jessica (Morena Baccarin) findet den Koran ihres Mannes, schleudert ihn auf den Boden. In der Nacht hebt Brody im Garten ein Loch aus, seine Tochter Dana (Morgan Saylor), die mittlerweile weiß, dass er Muslim ist, hilft ihm dabei. Brody hat die heilige Schrift in weißes Tuch gewickelt, mit Respekt und Zärtlichkeit legt er den Koran ins Grab. Dass er auf den Boden gefallen sei, habe ihn beschmutzt, sagt Brody, er müsse sich von seinem Exemplar trennen. Ein Gläubiger, ein gläubiger Muslim im Kreise seiner uramerikanischen Familie. Hier scheint etwas herüber von der Schönheit dieser Religion, der Stärke des Islams. Fern ist die Welt der Terroristen, die Gewalt, die instrumentalisierte Religion. Brody vereinigt und verkörpert beide Seiten.

„Homeland“, zweite Staffel, braucht 45 Minuten, um die Serie wieder hochzufahren, angereichert mit den Suchtstoffen aus Staffel eins. Es klemmt nicht, es ist kein Krampf drin, die Figuren bleiben bei aller Entwicklung ihrer Signatur treu, sie sind stark genug (gezeichnet), um glaubhaft für ihr Reden, Denken und Handeln einzustehen. Der ganz große Bezugsrahmen – die Paranoia der USA in Sachen Terror – wie der kleine – Politik, Persönlichkeit, Familie – stimmen in der Struktur und in der Ausgestaltung.

Die zweite Staffel von "Homeland" ist schneller und stärker

„Homeland“ ist unverändert Fernsehen zur Zeit und ein fiktionaler Kommentar zur Zeit. Und immer persönlich gehalten: Wie Menschen sich in diesen Zeitläuften bewegen, getrieben von Optionen, Obsessionen, Idealen und Geheimnissen. Ist Brody der große Verräter oder der große Retter? Hat Carrie mit ihrer eigenen Paranoia Recht? Sind sie ein Paar mit Zukunft? Zwischen diesen stark aufgeladenen Magneten bewegt sich diese televisionäre Spannungsnovelle.

Sat 1 bedient die Sucht in der zweiten Staffel schneller und stärker. Es gibt vom heutigen Sonntag an immer Doppelfolgen von „Homeland“. Wer will, kann die Originalversion (mit deutschen Untertiteln) verfolgen: Mittwochs wiederholt ProSieben Maxx den Serienkracher.

„Homeland“, Sat 1, Sonntag, 22 Uhr 15

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