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Noch ein wenig auf Distanz: Thomas de Maizière (links) und Heiko Maas.

© ZDF/Tsp

Zwischen Jamaika und großer Koalition: "Maybrit Illner" wird zur Therapiesitzung

Nach dem Jamaika-Aus treffen Nicola Beer und Cem Özdemir im ZDF aufeinander. Aber auch zwei Minister der großen Koalition.

Die SPD ziert sich, und das ist ein Problem. Nachdem die Sozialdemokraten auch nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen zu verstehen gaben, sie stünden nicht für eine große Koalition zur Verfügung, wird die Luft in Sachen Regierungsbildung dünn. Maybrit Illner wollte deshalb am Donnerstagabend von ihren sechs Gästen wissen: Muss Deutschland wieder wählen? Oder tut es vielleicht - zumindest übergangsweise - auch eine Minderheitsregierung?

Das erste Drittel der Sendung fasste Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) recht treffend als "Therapieteil" zusammen. Nicola Beer, Generalsekretärin der FDP, und Cem Özdemir, Parteivorsitzender der Grünen, an einem Tisch: Das hat derzeit etwas von einem frisch getrennten Paar, bei dem der Verlassene immer noch nicht versteht, was eigentlich schief gelaufen ist.

Özdemir wurde nicht müde zu betonen, wie weit seine Partei der FDP in den Sondierungsgesprächen entgegen gekommen sei. Allein: Es hat wohl nicht gereicht - obwohl sich Grüne und FDP zum Beispiel bei der Vorratsdatenspeicherung schon einig waren. Nur noch anlassbezogen sollte der Staat Daten sichern können; was wiederum der CDU/CSU gar nicht schmeckte. Die Union wäre an diesem Punkt zum Einlenken gezwungen gewesen. Doch dazu kam es dann gar nicht mehr. Und Özdemirs mehrfaches, verständnisloses "Warum?" in Illners Sendung hilft jetzt auch nicht mehr weiter.

Maas wiederum ist kein Freund mehr der großen Koalition. "Die politischen Ränder wachsen, wenn es große Koalitionen gibt", lautete seine Erklärung, wohl mit Hinblick auf die AfD. Der derzeitige Beschluss seiner Partei lautet, dass die Sozialdemokraten nicht für eine erneute Regierungsbildung zur Verfügung stehen. "Ich glaube aber, dass wir miteinander reden werden. Die SPD kann sich ja nicht verhalten wie ein trotziges Kind".

Als ihn die Journalistin Kristina Dunz und Publizist Michael Spreng darauf hinwiesen, dass nach den gescheiterten Sondierungen nun eine völlig andere Situation als am Wahlabend herrsche, reagierte er leicht eingeschnappt. "Nur weil es drei nicht hinkriegen, ist jetzt wieder die SPD schuld?" Kurz darauf lenkte er ein: "Wir reden ja über diesen Beschluss." Die Möglichkeit zu vier weiteren Jahren Schwarz-Rot wäre da, doch der Wille scheint schwach.

Nicola Beer hofft, dass "das Konto bei uns steigt"

Was übrigbleibt, wären einerseits Neuwahlen. CDU-Innenminister Thomas de Maizière fände sie - wie fast alle in der Runde - nicht wirklich gut, "aber man sollte sie auch nicht scheuen." Die Wähler könnten sich ja ihren Teil denken und ihre Stimmen gegebenenfalls neu verteilen - de Maizières Logik zufolge am liebsten zu Gunsten der Union. Nicola Beer hofft im Falle von Neuwahlen auf den selben Effekt für die FDP. Es war deutlich herauszuhören, dass die Liberalen vielleicht eben doch regieren wollen würden - "wenn das Konto bei uns steigt". Nur eben nicht als Jamaika.

Michael Spreng befürchtet vielmehr, dass sich bei Neuwahlen prozentual nur sehr wenig verschieben würde - und am Ende wieder die meisten Hoffnungen auf der SPD liegen. Genau wie aktuell, nur dass der Spaß dann noch einmal 90 Millionen Euro gekostet hat. So teuer ist eine Bundestagswahl im Schnitt.

Keine wirkliche Alternative: Eine Minderheitsregierung, voraussichtlich unter Führung von Angela Merkel. Diese Lösung können sich alle Talkgäste höchstens temporär vorstellen. Es wäre eine wacklige Angelegenheit, bei der Merkel immer auf das Wohlwollen derer angewiesen ist, die ihr als Opposition eigentlich Paroli bieten sollten. Kristina Dunz glaubt sogar, Merkel würde das schlicht "nicht machen". Auch außenpolitisch wäre eine Minderheitsregierung ein schlechtes Signal. Illners Blick "in die Schneekugel" prognostizierte deshalb: Entweder die SPD bewegt sich. Oder die Deutschen müssen noch einmal Kreuzchen machen.

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