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Der US-Amerikaner Michael Schade hatte White Island gerade verlassen und filmte den Vulkanausbrauch vom Boot aus.

© Michael Schade/AFP

Update

Vulkanausbruch in Neuseeland: Vermutlich auch Deutsche unter Verletzten auf White Island

Nach dem Ausbruch eines Vulkans auf der neuseeländischen Insel White Island sind fünf Tote geborgen worden. Acht Menschen werden noch vermisst.

Fünf Tote, acht Vermisste und 31 Menschen im Krankenhaus - das ist die aktuelle Bilanz des Vulkanausbruchs am Montag in Neuseeland. Vermutlich sind auch deutsche Touristen verletzt worden. „Wir müssen davon ausgehen, dass Deutsche unter den Verletzten sind“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin am Nachmittag auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit habe man keine Erkenntnisse, dass sich Deutsche auch unter den Toten befänden.

Der Vulkan auf der neuseeländischen Insel White Island brach gegen 14.11 Ortszeit (2.11 Uhr MEZ) aus. Bis zum Abend wurden fünf Tote geborgen. In einer Pressekonferenz gab die Neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern die Nationalitäten der Vermissten bekannt. Demnach handelt es sich um Menschen aus Neuseeland, Australien, den USA, Großbritannien, China und Malaysia.

Hoffnung auf weitere Überlebende besteht nach Aussage der Polizei aber nicht mehr. Die Rettungskräfte hatten die Suche bei Einbruch der Dunkelheit unterbrochen. Erst bei Tagesanbruch will das neuseeländische Militär weiter nach den Vermissten suchen.

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Nach mehreren Erkundungsflügen mit Flugzeugen und Hubschrauber sagte ein Sprecher: „An keinem Ort sind Lebenszeichen gesichtet worden. Auf Grundlage der vorliegenden Informationen glauben wir nicht, dass sich auf der Insel noch Überlebende befinden.Die Insel knapp 50 Kilometer vor der Küste wird jährlich von etwa 10.000 Ausflüglern mit dem Boot besucht. Inzwischen richtete die Polizei eine Rufnummer ein, unter der man sich aus dem Ausland nach dem Verbleib von Angehörigen informieren kann.

Vulkanausbruch in Neuseeland – die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Mindestens fünf Menschen sind tot, acht Personen werden noch vermisst.
  • Die Rettungskräfte können die Insel derzeit nicht genauer absuchen.
  • Die Behörden hatten zuvor den Vulkanlevelalarm angehoben.

Der Vulkan vor der Nordküste Neuseelands, der auch unter dem Namen Whakaari bekannt ist, brach laut Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern aus, als sich mehrere Touristengruppen auf der Insel befanden.

Der Rettungsdienst St John teilte mit, es werde von bis zu 20 Verletzten ausgegangen, andere würden vermisst. Ärzteteams seien aber noch unterwegs. Die Polizei sprach von mindestens einem lebensgefährlich Verletzten.

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Auch die örtliche Bürgermeisterin Judy Turner sagte der Nachrichtenagentur AFP, Rettungskräfte seien vor Ort, es habe Verletzte gegeben. „Ich weiß nicht wie viele oder mit welchen Verletzungen, aber Rettungskräfte versuchen derzeit verzweifelt, diese Menschen von der Insel weg zu einem Krankenhaus zu bringen.“

Zu möglichen deutschen Betroffenen gab es am Morgen noch keine Informationen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die deutsche Botschaft in Wellington bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung.

Der Vulkan Whakaari kurz nach Beginn des Ausbruchs. Das Foto wurde vom Ausflügler Michael Schade aufgenommen.
Der Vulkan Whakaari kurz nach Beginn des Ausbruchs. Das Foto wurde vom Ausflügler Michael Schade aufgenommen.

© Michael Schade/AFP

Aus Sorge vor weiteren Eruptionen war es Polizei und Rettungskräften nach Angaben eines Sprechers zunächst nicht möglich, die Insel genauer abzusuchen. Im Einsatz waren mindestens sieben Hubschrauber.

Die Behörden hatten bereits am 18. November den Vulkanalarmlevel auf Stufe zwei angehoben. Das deutet auf erhöhte vulkanische Unruhen und das Potenzial für Ausbruchgefahren hin. Und vor weniger als einer Woche hatten die Experten vor dem Hintergrund ihrer Beobachtungen darauf hingewiesen, dass der Vulkan in eine Periode eingetreten sein könnte, in der die eruptive Aktivität höher als normal ist. Trotzdem war aber Touristen der Besuch auf der Insel immer noch erlaubt.

Das Betreten ist grundsätzlich nur im Beisein von ausgebildeten Führern erlaubt. Die Insel befindet sich in Privatbesitz.

Halbes Dutzend Menschen innerhalb des Kraterrandes

Mehrere Hubschrauber und Flugzeuge waren in dem Gebiet im Einsatz, in dem eine dichte weiße Aschewolke über dem Vulkan hing. Die Nationale Katastrophenschutzbehörde stufte den Vulkanausbruch als von mittlerer Stärke ein.

Auf Live-Bildern von dem bei Touristen beliebten Vulkan war zuvor zu sehen gewesen, wie sich eine Gruppe von Besuchern zum Zeitpunkt des Ausbruchs am Boden des Kraters aufhielt. Mehr als ein halbes Dutzend Menschen lief innerhalb des Kraterrandes, als der White Island Vulkan plötzlich ausbrach. Dann wurde das Bild dunkel.

Die Insel liegt rund 50 Kilometer vor der Nordküste Neuseelands in der malerischen Bay of Plenty. Sie ist vor allem bei abenteuerlustigen Touristen beliebt. White Island ist der aktivste Vulkan Neuseelands. Jedes Jahr besuchen etwa 10.000 Menschen den Vulkan. Den letzten Ausbruch gab es 2016.

Bei Neuseelands Ureinwohnern, den Maori, heißt der Vulkan Te Puia O Whakaari. Das bedeutet: „Der dramatische Vulkan“. Die Insel ragt etwa 320 Meter in die Höhe. Der weitaus größte Teil des Vulkans ist unter Wasser. Mehrere Unternehmen bieten von der Küste aus Tagestouren mit dem Boot an. Pro Jahr wird die Insel von etwa 10.000 Ausflüglern besucht.

Neuseeland liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Auch Erdbeben sind dort keine Seltenheit. In der Stadt Christchurch kamen bei einem Beben im Februar 2011 mehr als 180 Menschen ums Leben.

Wenige Minuten nach Beginn des Vulkanausbruchs retten Tour-Anbieter Menschen von der Ausflugsinsel White Island.
Wenige Minuten nach Beginn des Vulkanausbruchs retten Tour-Anbieter Menschen von der Ausflugsinsel White Island.

© Michael Schade/AFP

Wie sich Vulkan-Touristen richtig verhalten

Aktive Vulkane sind faszinierende, aber gleichzeitig gefährliche Reiseziele. Der Ausbruch auf der Vulkaninsel White Island in Neuseeland mit mehreren Toten zeigt: Ein gewisses Risiko besteht immer. „Wer an einen aktiven Vulkan reist, muss wissen, dass dieser ausbrechen kann“, erklärt der Vulkanologe Thomas Walter. „Ausbrüche kann man nicht verhindern, das Risiko ist zwar gering, wird aber von vielen Touristen bewusst eingegangen.“

Vulkane sind nie völlig sicher

Wie sicher oder unsicher ein Vulkan ist, hängt natürlich sehr stark vom Berg ab. Wichtig für Touristen: Völlig gefahrlos sind aktive Vulkane nie - auch wenn Reiseveranstalter und Agenturen Ausflüge zum oder sogar in den Krater anbieten. „Viele Touristen wollen etwas Spektakuläres erleben, aber erwarten, dass das komplett sicher ist, solange ein Veranstalter es anbietet“, sagt Walter. Aber: „Der Besuch eines aktiven Vulkans ist nie ein Rundum-Sorglos-Paket.“

Der Experte rät dazu, sich vor der Reise gründlich über einen Vulkan zu informieren, wenn man diesen besuchen will. Oft finden Urlauber schon mit einer schnellen Internetsuche heraus, dass ein Vulkan in der jüngeren Vergangenheit ausgebrochen ist - so auch auf der White Island. Der letzte größere Ausbruch dort war 2016.

Wer Zweifel hat oder gar kein Risiko eingehen möchte, sollte besser gleich auf den Ausflug verzichten. „Ich muss sehr kritisch sein“, sagt Walter. In vielen Ländern gibt es Touren auf Vulkane, die jederzeit ausbrechen können, etwa in Indonesien mit dem Bromo und Ijen auf Java. „Da werden auch gefährliche Touren angeboten, weil diese Geld bringen.“

Das Archivfoto vom Juli 2019 zeigt den Vulkan von "White Island"
Das Archivfoto vom Juli 2019 zeigt den Vulkan von "White Island"

© AFP/ Courtesy of Chris Firkin

Wegrennen oder beobachten?

Und was können Touristen tun, die bei einem Ausbruch vor Ort sind? Nicht mehr viel. „Ich bin dem Berg eigentlich schutzlos ausgeliefert“, sagt der Vulkanologe.

Vorsorge treffen ist wichtig. Vulkanologen tragen Schutzkleidung wie Helm und Gasmaske. Man habe im Ernstfall zwei Möglichkeiten: Einfach sofort wegrennen oder warten und beobachten, in welche Richtung sich die Asche bewegt und dann in eine andere Richtung flüchten. „Aber meist reagieren die Leute einfach panisch“, weiß Walter.

An den Vulkanen Stromboli und Ätna zum Beispiel gebe es Schutzräume für den Fall der Fälle. „Über deren Lage sollte ich mich vorher informieren.“

Warnzeichen zu interpretieren, ist schwierig: „Der Tourist kann nicht einschätzen, was es heißt, wenn es grummelt oder dampft“, sagt der Vulkanologe. Das könne höchstens der Veranstalter, der bestenfalls mit Vulkanologen in ständigem Kontakt steht.

Vulkan-Experte rechnet mit Konsequenzen

Mit Blick auf White Island sagt Walter: „Dort kann man mit wenig Geld und Aufwand einen aktiven Vulkan besuchen. Man kommt direkt mit dem Boot auf die Insel, das ist verlockend.“ Der Ausbruch werde aber Konsequenzen haben. „Ich glaube, man wird diese Art von Reisen dort nicht mehr anbieten können.“ Das Risiko sei unterschätzt worden.

ZUR PERSON: Thomas Walter ist Vulkanologe am Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches Geoforschungszentrum (GFZ). (Tsp, AFP, dpa)

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